Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckarth, Gotthülff Traugott: Chronica, oder: historische Beschreibung des Dorffes Bertzdorff, eine halbe Meile von Zittau in der Ober-Lausitz gelegen. Herwigsdorff, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachmittags das Gebete gehalten, wiewohl er eine grosse Schwachheit empfunden, ist er doch des Montags noch ein wenig herum gegangen, des Dienstags aber hat er wieder über groß Drücken und empfindlichen Schmertz an der lincken Seite geklaget, und als er des Nachmittages ausser dem Bette gewesen, und auf einen Stuhl gesessen, verlanget er wieder ins Bette, und als er wieder dahin gebracht ward, überfiel ihm eine grosse Mattigkeit und Schwachheit, daß er also ausrief, und sprach: Ach! es kömmt ein Steckfluß, GOtt eilt mit mir zum Ende! Darauf er alsbald mit Zusammenschliessung seiner Hände den 9. Dec. An. 1721. Abends 3/4 auf 6. Uhr seine theure erlösete Seele dem liebreichen Erlöser JEsu Christo zu treuen Händen eingeliefert, und unter andächtigem Gebet und Seufzen der Umstehenden sanfft und seelig verschieden, nachdem er sein Alter gebracht auf 38. Jahr, 5 Wochen und 4 Tage. Er ward den 16 Decembr. Christpriesterlich begraben, da ihn über seinen erwählten Leichen-Text Ps. 73. v. 28. Aber das ist meine Freude, daß ich mich zu GOtt halte, und meine Zuversicht setze auf den HErrn HErrn, daß ich verkündige allein dein Thun. Die Leichen-Predigt hielt Tit. Herr M. Joh. Schönfeld, Pastor in Waltersdorff, anitzo in Herwigsdorff, welchen GOtt, als meinem Hochwerthgeschätzten Herrn Gevatter und Beichtvater, benebst dessen Hochwerthesten Familie, lange Zeit gesund und bey allen ersprießlichen Wohlseyn erhalten wolle. Die Parentation hielt Tit. Herr Urban Gottlieb Haußdorff, Pfarrer in Haynewalde, anitzo Pastor Primarius in Zittau. Die Lieder, welche gesungen worden, sind folgende: Vor der Thüre: Ecce! quomodo moritus justus, und Wer weiß, wie nahe mir mein Ende. In Gange: O JEsu Christ meines Lebens Licht. In der Kirche vor der Predigt: Gedencke mein, mit dem Discant: Und wohin ist nun mein Leyden. Nach der Predigt: Ich sehe nur auf GOttes Willen. Und: Hertzlich lieb hab ich dich, oh HErr. Nach Collecte und Seegen: GOtt sey uns gnädig und barmhertzig. Nach der Parentation: Nun laßt uns den Leib begraben, mit dem Discant; Und: Auf meinen lieben GOtt. Bey

Nachmittags das Gebete gehalten, wiewohl er eine grosse Schwachheit empfunden, ist er doch des Montags noch ein wenig herum gegangen, des Dienstags aber hat er wieder über groß Drücken und empfindlichen Schmertz an der lincken Seite geklaget, und als er des Nachmittages ausser dem Bette gewesen, und auf einen Stuhl gesessen, verlanget er wieder ins Bette, und als er wieder dahin gebracht ward, überfiel ihm eine grosse Mattigkeit und Schwachheit, daß er also ausrief, und sprach: Ach! es kömmt ein Steckfluß, GOtt eilt mit mir zum Ende! Darauf er alsbald mit Zusammenschliessung seiner Hände den 9. Dec. An. 1721. Abends ¾ auf 6. Uhr seine theure erlösete Seele dem liebreichen Erlöser JEsu Christo zu treuen Händen eingeliefert, und unter andächtigem Gebet und Seufzen der Umstehenden sanfft und seelig verschieden, nachdem er sein Alter gebracht auf 38. Jahr, 5 Wochen und 4 Tage. Er ward den 16 Decembr. Christpriesterlich begraben, da ihn über seinen erwählten Leichen-Text Ps. 73. v. 28. Aber das ist meine Freude, daß ich mich zu GOtt halte, und meine Zuversicht setze auf den HErrn HErrn, daß ich verkündige allein dein Thun. Die Leichen-Predigt hielt Tit. Herr M. Joh. Schönfeld, Pastor in Waltersdorff, anitzo in Herwigsdorff, welchen GOtt, als meinem Hochwerthgeschätzten Herrn Gevatter und Beichtvater, benebst dessen Hochwerthesten Familie, lange Zeit gesund und bey allen ersprießlichen Wohlseyn erhalten wolle. Die Parentation hielt Tit. Herr Urban Gottlieb Haußdorff, Pfarrer in Haynewalde, anitzo Pastor Primarius in Zittau. Die Lieder, welche gesungen worden, sind folgende: Vor der Thüre: Ecce! quomodo moritus justus, und Wer weiß, wie nahe mir mein Ende. In Gange: O JEsu Christ meines Lebens Licht. In der Kirche vor der Predigt: Gedencke mein, mit dem Discant: Und wohin ist nun mein Leyden. Nach der Predigt: Ich sehe nur auf GOttes Willen. Und: Hertzlich lieb hab ich dich, oh HErr. Nach Collecte und Seegen: GOtt sey uns gnädig und barmhertzig. Nach der Parentation: Nun laßt uns den Leib begraben, mit dem Discant; Und: Auf meinen lieben GOtt. Bey

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0031" n="31"/>
Nachmittags das Gebete gehalten, wiewohl er eine grosse Schwachheit empfunden, ist er doch des Montags noch ein wenig herum gegangen, des Dienstags aber hat er wieder über groß Drücken und empfindlichen Schmertz an der lincken Seite geklaget, und als er des Nachmittages ausser dem Bette gewesen, und auf einen Stuhl gesessen, verlanget er wieder ins Bette, und als er wieder dahin gebracht ward, überfiel ihm eine grosse Mattigkeit und Schwachheit, daß er also ausrief, und sprach: Ach! es kömmt ein Steckfluß, GOtt eilt mit mir zum Ende! Darauf er alsbald mit Zusammenschliessung seiner Hände den 9. Dec. An. 1721. Abends ¾ auf 6. Uhr seine theure erlösete Seele dem liebreichen Erlöser JEsu Christo zu treuen Händen eingeliefert, und unter andächtigem Gebet und Seufzen der Umstehenden sanfft und seelig verschieden, nachdem er sein Alter gebracht auf 38. Jahr, 5 Wochen und 4 Tage. Er ward den 16 Decembr. Christpriesterlich begraben, da ihn über seinen erwählten Leichen-Text Ps. 73. v. 28. Aber das ist meine Freude, daß ich mich zu GOtt halte, und meine Zuversicht setze auf den HErrn HErrn, daß ich verkündige allein dein Thun. Die Leichen-Predigt hielt <hi rendition="#aq">Tit.</hi> Herr <hi rendition="#aq">M.</hi> Joh. Schönfeld, <hi rendition="#aq">Pastor</hi> in Waltersdorff, anitzo in Herwigsdorff, welchen GOtt, als meinem Hochwerthgeschätzten Herrn Gevatter und Beichtvater, benebst dessen Hochwerthesten <hi rendition="#aq">Familie,</hi> lange Zeit gesund und bey allen ersprießlichen Wohlseyn erhalten wolle. Die <hi rendition="#aq">Parentation</hi> hielt <hi rendition="#aq">Tit.</hi> Herr Urban Gottlieb Haußdorff, Pfarrer in Haynewalde, anitzo <hi rendition="#aq">Pastor Primarius</hi> in Zittau. Die Lieder, welche gesungen worden, sind folgende: Vor der Thüre: <hi rendition="#aq">Ecce! quomodo moritus justus,</hi> und Wer weiß, wie nahe mir mein Ende. In Gange: O JEsu Christ meines Lebens Licht. In der Kirche vor der Predigt: Gedencke mein, mit dem Discant: Und wohin ist nun mein Leyden. Nach der Predigt: Ich sehe nur auf GOttes Willen. Und: Hertzlich lieb hab ich dich, oh HErr. Nach <hi rendition="#aq">Collecte</hi> und Seegen: GOtt sey uns gnädig und barmhertzig. Nach der <hi rendition="#aq">Parentation</hi>: Nun laßt uns den Leib begraben, mit dem Discant; Und: Auf meinen lieben GOtt. Bey
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0031] Nachmittags das Gebete gehalten, wiewohl er eine grosse Schwachheit empfunden, ist er doch des Montags noch ein wenig herum gegangen, des Dienstags aber hat er wieder über groß Drücken und empfindlichen Schmertz an der lincken Seite geklaget, und als er des Nachmittages ausser dem Bette gewesen, und auf einen Stuhl gesessen, verlanget er wieder ins Bette, und als er wieder dahin gebracht ward, überfiel ihm eine grosse Mattigkeit und Schwachheit, daß er also ausrief, und sprach: Ach! es kömmt ein Steckfluß, GOtt eilt mit mir zum Ende! Darauf er alsbald mit Zusammenschliessung seiner Hände den 9. Dec. An. 1721. Abends ¾ auf 6. Uhr seine theure erlösete Seele dem liebreichen Erlöser JEsu Christo zu treuen Händen eingeliefert, und unter andächtigem Gebet und Seufzen der Umstehenden sanfft und seelig verschieden, nachdem er sein Alter gebracht auf 38. Jahr, 5 Wochen und 4 Tage. Er ward den 16 Decembr. Christpriesterlich begraben, da ihn über seinen erwählten Leichen-Text Ps. 73. v. 28. Aber das ist meine Freude, daß ich mich zu GOtt halte, und meine Zuversicht setze auf den HErrn HErrn, daß ich verkündige allein dein Thun. Die Leichen-Predigt hielt Tit. Herr M. Joh. Schönfeld, Pastor in Waltersdorff, anitzo in Herwigsdorff, welchen GOtt, als meinem Hochwerthgeschätzten Herrn Gevatter und Beichtvater, benebst dessen Hochwerthesten Familie, lange Zeit gesund und bey allen ersprießlichen Wohlseyn erhalten wolle. Die Parentation hielt Tit. Herr Urban Gottlieb Haußdorff, Pfarrer in Haynewalde, anitzo Pastor Primarius in Zittau. Die Lieder, welche gesungen worden, sind folgende: Vor der Thüre: Ecce! quomodo moritus justus, und Wer weiß, wie nahe mir mein Ende. In Gange: O JEsu Christ meines Lebens Licht. In der Kirche vor der Predigt: Gedencke mein, mit dem Discant: Und wohin ist nun mein Leyden. Nach der Predigt: Ich sehe nur auf GOttes Willen. Und: Hertzlich lieb hab ich dich, oh HErr. Nach Collecte und Seegen: GOtt sey uns gnädig und barmhertzig. Nach der Parentation: Nun laßt uns den Leib begraben, mit dem Discant; Und: Auf meinen lieben GOtt. Bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-17T08:43:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-17T08:43:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-17T08:43:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Bei „An.“ wird auf die Antiqua-Auszeichnung verzichtet, da dies auf Grund der häufigen Verwendung auf den Lesefluss störend wirkt und den Quelltext unnötig unübersichtlich macht.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_bertzdorff_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_bertzdorff_1749/31
Zitationshilfe: Eckarth, Gotthülff Traugott: Chronica, oder: historische Beschreibung des Dorffes Bertzdorff, eine halbe Meile von Zittau in der Ober-Lausitz gelegen. Herwigsdorff, 1749, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_bertzdorff_1749/31>, abgerufen am 28.03.2024.