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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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Chor von Ungeheuern beygeben, wie es an einer Stelle
auch bereits angedeutet ist."

Es käme darauf an, sagte ich, daß ein tüchtiger
Poet von der romantischen Schule das Stück durchweg
als Oper behandelte, und Rossini sein großes Talent
zu einer bedeutenden Composition zusammennähme, um
mit der Helena Wirkung zu thun. Denn es sind darin
Anlässe zu prächtigen Decorationen, überraschenden Ver¬
wandlungen, glänzenden Costumen und reizenden Bal¬
letten, wie nicht leicht in einem anderen Stück, ohne zu
erwähnen, daß eine solche Fülle von Sinnlichkeit sich
auf dem Fundament einer geistreichen Fabel bewegt, wie
sie nicht leicht besser erfunden werden dürfte.

"Wir wollen erwarten, sagte Goethe, was uns die
Götter Weiteres bringen. Es läßt sich in solchen Din¬
gen nichts beschleunigen. Es kommt darauf an, daß
es den Menschen aufgehe, und daß Theater-Directoren,
Poeten und Componisten darin ihren Vortheil gewahr
werden."


Ober-Consistorialrath Schwabe begegnet mir in den
Straßen; ich begleite ihn eine Strecke, wo er mir von
seinen mannigfaltigen Geschäften erzählt und ich in den
bedeutenden Wirkungskreis dieses vorzüglichen Mannes

Chor von Ungeheuern beygeben, wie es an einer Stelle
auch bereits angedeutet iſt.“

Es kaͤme darauf an, ſagte ich, daß ein tuͤchtiger
Poet von der romantiſchen Schule das Stuͤck durchweg
als Oper behandelte, und Roſſini ſein großes Talent
zu einer bedeutenden Compoſition zuſammennaͤhme, um
mit der Helena Wirkung zu thun. Denn es ſind darin
Anlaͤſſe zu praͤchtigen Decorationen, uͤberraſchenden Ver¬
wandlungen, glaͤnzenden Coſtumen und reizenden Bal¬
letten, wie nicht leicht in einem anderen Stuͤck, ohne zu
erwaͤhnen, daß eine ſolche Fuͤlle von Sinnlichkeit ſich
auf dem Fundament einer geiſtreichen Fabel bewegt, wie
ſie nicht leicht beſſer erfunden werden duͤrfte.

„Wir wollen erwarten, ſagte Goethe, was uns die
Goͤtter Weiteres bringen. Es laͤßt ſich in ſolchen Din¬
gen nichts beſchleunigen. Es kommt darauf an, daß
es den Menſchen aufgehe, und daß Theater-Directoren,
Poeten und Componiſten darin ihren Vortheil gewahr
werden.“


Ober-Conſiſtorialrath Schwabe begegnet mir in den
Straßen; ich begleite ihn eine Strecke, wo er mir von
ſeinen mannigfaltigen Geſchaͤften erzaͤhlt und ich in den
bedeutenden Wirkungskreis dieſes vorzuͤglichen Mannes

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[287/0297] Chor von Ungeheuern beygeben, wie es an einer Stelle auch bereits angedeutet iſt.“ Es kaͤme darauf an, ſagte ich, daß ein tuͤchtiger Poet von der romantiſchen Schule das Stuͤck durchweg als Oper behandelte, und Roſſini ſein großes Talent zu einer bedeutenden Compoſition zuſammennaͤhme, um mit der Helena Wirkung zu thun. Denn es ſind darin Anlaͤſſe zu praͤchtigen Decorationen, uͤberraſchenden Ver¬ wandlungen, glaͤnzenden Coſtumen und reizenden Bal¬ letten, wie nicht leicht in einem anderen Stuͤck, ohne zu erwaͤhnen, daß eine ſolche Fuͤlle von Sinnlichkeit ſich auf dem Fundament einer geiſtreichen Fabel bewegt, wie ſie nicht leicht beſſer erfunden werden duͤrfte. „Wir wollen erwarten, ſagte Goethe, was uns die Goͤtter Weiteres bringen. Es laͤßt ſich in ſolchen Din¬ gen nichts beſchleunigen. Es kommt darauf an, daß es den Menſchen aufgehe, und daß Theater-Directoren, Poeten und Componiſten darin ihren Vortheil gewahr werden.“ Dienſtag, den 22. Februar 1831. Ober-Conſiſtorialrath Schwabe begegnet mir in den Straßen; ich begleite ihn eine Strecke, wo er mir von ſeinen mannigfaltigen Geſchaͤften erzaͤhlt und ich in den bedeutenden Wirkungskreis dieſes vorzuͤglichen Mannes

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/297>, abgerufen am 29.03.2024.