ren schnell beseitigt und als neuer Narr und Rathgeber sogleich an der Seite des Kaisers ist."
Goethe las die Scene und das Zwischen-Gemurmel der Menge ganz vortrefflich und ich hatte einen sehr guten Abend.
Sonntag, den 7. October 1827.
Diesen Morgen, bei sehr schönem Wetter, befand ich mich mit Goethe bereits vor acht Uhr im Wagen und auf dem Wege nach Jena, wo er bis morgen Abend zu verweilen die Absicht hatte.
Dort zeitig angekommen, fuhren wir zunächst am botanischen Garten vor, wo Goethe alle Sträuche und Gewächse in Augenschein nahm und Alles in schönster Ordnung und im besten Gedeihen fand. Wir besahen ferner das mineralogische Cabinet und einige andere naturwissenschaftliche Sammlungen und fuhren darauf zu Herrn v. Knebel, der uns zu Tisch erwartete.
Knebel, im höchsten Alter, eilte Goethen halb stol¬ pernd an der Thür entgegen, um ihn in seine Arme zu schließen. Darauf bei Tisch ging Alles sehr herzlich und munter zu; von Gesprächen jedoch entwickelte sich nichts von einiger Bedeutung. Die beiden alten Freunde hatten genug am beiderseitigen menschlich nahen Bei¬ sammenseyn.
Nach Tisch machten wir eine Spazierfahrt in süd¬
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ren ſchnell beſeitigt und als neuer Narr und Rathgeber ſogleich an der Seite des Kaiſers iſt.“
Goethe las die Scene und das Zwiſchen-Gemurmel der Menge ganz vortrefflich und ich hatte einen ſehr guten Abend.
Sonntag, den 7. October 1827.
Dieſen Morgen, bei ſehr ſchönem Wetter, befand ich mich mit Goethe bereits vor acht Uhr im Wagen und auf dem Wege nach Jena, wo er bis morgen Abend zu verweilen die Abſicht hatte.
Dort zeitig angekommen, fuhren wir zunächſt am botaniſchen Garten vor, wo Goethe alle Sträuche und Gewächſe in Augenſchein nahm und Alles in ſchönſter Ordnung und im beſten Gedeihen fand. Wir beſahen ferner das mineralogiſche Cabinet und einige andere naturwiſſenſchaftliche Sammlungen und fuhren darauf zu Herrn v. Knebel, der uns zu Tiſch erwartete.
Knebel, im höchſten Alter, eilte Goethen halb ſtol¬ pernd an der Thür entgegen, um ihn in ſeine Arme zu ſchließen. Darauf bei Tiſch ging Alles ſehr herzlich und munter zu; von Geſprächen jedoch entwickelte ſich nichts von einiger Bedeutung. Die beiden alten Freunde hatten genug am beiderſeitigen menſchlich nahen Bei¬ ſammenſeyn.
Nach Tiſch machten wir eine Spazierfahrt in ſüd¬
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ren ſchnell beſeitigt und als neuer Narr und Rathgeber
ſogleich an der Seite des Kaiſers iſt.“
Goethe las die Scene und das Zwiſchen-Gemurmel
der Menge ganz vortrefflich und ich hatte einen ſehr
guten Abend.
Sonntag, den 7. October 1827.
Dieſen Morgen, bei ſehr ſchönem Wetter, befand
ich mich mit Goethe bereits vor acht Uhr im Wagen
und auf dem Wege nach Jena, wo er bis morgen
Abend zu verweilen die Abſicht hatte.
Dort zeitig angekommen, fuhren wir zunächſt am
botaniſchen Garten vor, wo Goethe alle Sträuche und
Gewächſe in Augenſchein nahm und Alles in ſchönſter
Ordnung und im beſten Gedeihen fand. Wir beſahen
ferner das mineralogiſche Cabinet und einige andere
naturwiſſenſchaftliche Sammlungen und fuhren darauf
zu Herrn v. Knebel, der uns zu Tiſch erwartete.
Knebel, im höchſten Alter, eilte Goethen halb ſtol¬
pernd an der Thür entgegen, um ihn in ſeine Arme zu
ſchließen. Darauf bei Tiſch ging Alles ſehr herzlich
und munter zu; von Geſprächen jedoch entwickelte ſich
nichts von einiger Bedeutung. Die beiden alten Freunde
hatten genug am beiderſeitigen menſchlich nahen Bei¬
ſammenſeyn.
Nach Tiſch machten wir eine Spazierfahrt in ſüd¬
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/215>, abgerufen am 18.04.2024.
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