Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Trost.
Sag' an, du helles Bächlein du,
Von Felsen eingeschlossen,
Du rauschst so munter immerzu,
Wo kommst du hergeflossen?
"Dort oben steht des Vaters Haus
Still in den klaren Lüften,
Da ruh'n die alten Helden aus
In den krystall'nen Klüften.
Ich sah den Morgen freudig stehn
Hoch auf der Felsenschwelle,
Die Adler ziehn und Ströme gehn,
Und sprang hinaus in's Helle."
Sag' an, du königlicher Strom,
Was geht mein Herz mir auf,
Seh' ich dich zieh'n durch Waldes Dom?
Wohin führt dich dein Lauf?
"Es treibt und rauscht der Eisenquell
Noch fort mir durch die Glieder;
Die Felsenlust, so kühl und hell,
Lockt zu mir alle Brüder."

11 *
Troſt.
Sag' an, du helles Baͤchlein du,
Von Felſen eingeſchloſſen,
Du rauſchſt ſo munter immerzu,
Wo kommſt du hergefloſſen?
„Dort oben ſteht des Vaters Haus
Still in den klaren Luͤften,
Da ruh'n die alten Helden aus
In den kryſtall'nen Kluͤften.
Ich ſah den Morgen freudig ſtehn
Hoch auf der Felſenſchwelle,
Die Adler ziehn und Stroͤme gehn,
Und ſprang hinaus in's Helle.“
Sag' an, du koͤniglicher Strom,
Was geht mein Herz mir auf,
Seh' ich dich zieh'n durch Waldes Dom?
Wohin fuͤhrt dich dein Lauf?
„Es treibt und rauſcht der Eiſenquell
Noch fort mir durch die Glieder;
Die Felſenluſt, ſo kuͤhl und hell,
Lockt zu mir alle Bruͤder.“

11 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0181" n="163"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Tro&#x017F;t</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ag' an, du helles Ba&#x0364;chlein du,</l><lb/>
            <l>Von Fel&#x017F;en einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Du rau&#x017F;ch&#x017F;t &#x017F;o munter immerzu,</l><lb/>
            <l>Wo komm&#x017F;t du hergeflo&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Dort oben &#x017F;teht des Vaters Haus</l><lb/>
            <l>Still in den klaren Lu&#x0364;ften,</l><lb/>
            <l>Da ruh'n die alten Helden aus</l><lb/>
            <l>In den kry&#x017F;tall'nen Klu&#x0364;ften.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Ich &#x017F;ah den Morgen freudig &#x017F;tehn</l><lb/>
            <l>Hoch auf der Fel&#x017F;en&#x017F;chwelle,</l><lb/>
            <l>Die Adler ziehn und Stro&#x0364;me gehn,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;prang hinaus in's Helle.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Sag' an, du ko&#x0364;niglicher Strom,</l><lb/>
            <l>Was geht mein Herz mir auf,</l><lb/>
            <l>Seh' ich dich zieh'n durch Waldes Dom?</l><lb/>
            <l>Wohin fu&#x0364;hrt dich dein Lauf?</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Es treibt und rau&#x017F;cht der Ei&#x017F;enquell</l><lb/>
            <l>Noch fort mir durch die Glieder;</l><lb/>
            <l>Die Fel&#x017F;enlu&#x017F;t, &#x017F;o ku&#x0364;hl und hell,</l><lb/>
            <l>Lockt zu mir alle Bru&#x0364;der.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">11 *<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0181] Troſt. Sag' an, du helles Baͤchlein du, Von Felſen eingeſchloſſen, Du rauſchſt ſo munter immerzu, Wo kommſt du hergefloſſen? „Dort oben ſteht des Vaters Haus Still in den klaren Luͤften, Da ruh'n die alten Helden aus In den kryſtall'nen Kluͤften. Ich ſah den Morgen freudig ſtehn Hoch auf der Felſenſchwelle, Die Adler ziehn und Stroͤme gehn, Und ſprang hinaus in's Helle.“ Sag' an, du koͤniglicher Strom, Was geht mein Herz mir auf, Seh' ich dich zieh'n durch Waldes Dom? Wohin fuͤhrt dich dein Lauf? „Es treibt und rauſcht der Eiſenquell Noch fort mir durch die Glieder; Die Felſenluſt, ſo kuͤhl und hell, Lockt zu mir alle Bruͤder.“ 11 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/181
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/181>, abgerufen am 20.04.2024.