Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Aufbruch.
Silbern' Ströme zieh'n herunter,
Blumen schwanken fern und nah,
Ringsum regt sich's bunt und bunter --
Lenz! bist du schon wieder da?
"Reiter sind's, die blitzend ziehen,
Wie viel glänz'ger Ströme Lauf,
Fahnen, Liliengleich, erblühen,
Lerchenwirbel, Trommelwirbel
Wecken rings den Frühling auf."
Horch! was hör' ich draußen klingen
Wild verlockend wie zur Jagd?
Ach, das Herz möcht' mir zerspringen,
Wie es jauchzt und weint und klagt.
"Und in Waldes grünen Hallen,
Tiefe Schauer in der Brust,
Lassen wir die Hörner hallen,
In das Blau die Stimmen schallen,
So zum Schrecken wie zur Lust."
Wehe! dunkle Wolken decken
Seh' ich all' die junge Pracht,
Feur'ge Todeszungen strecken
Durch die grimme Wetternacht.
Aufbruch.
Silbern' Stroͤme zieh'n herunter,
Blumen ſchwanken fern und nah,
Ringsum regt ſich's bunt und bunter —
Lenz! biſt du ſchon wieder da?
„Reiter ſind's, die blitzend ziehen,
Wie viel glaͤnz'ger Stroͤme Lauf,
Fahnen, Liliengleich, erbluͤhen,
Lerchenwirbel, Trommelwirbel
Wecken rings den Fruͤhling auf.“
Horch! was hoͤr' ich draußen klingen
Wild verlockend wie zur Jagd?
Ach, das Herz moͤcht' mir zerſpringen,
Wie es jauchzt und weint und klagt.
„Und in Waldes gruͤnen Hallen,
Tiefe Schauer in der Bruſt,
Laſſen wir die Hoͤrner hallen,
In das Blau die Stimmen ſchallen,
So zum Schrecken wie zur Luſt.“
Wehe! dunkle Wolken decken
Seh' ich all' die junge Pracht,
Feur'ge Todeszungen ſtrecken
Durch die grimme Wetternacht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0190" n="172"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Aufbruch</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ilbern' Stro&#x0364;me zieh'n herunter,</l><lb/>
            <l>Blumen &#x017F;chwanken fern und nah,</l><lb/>
            <l>Ringsum regt &#x017F;ich's bunt und bunter &#x2014;</l><lb/>
            <l>Lenz! bi&#x017F;t du &#x017F;chon wieder da?</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Reiter &#x017F;ind's, die blitzend ziehen,</l><lb/>
            <l>Wie viel gla&#x0364;nz'ger Stro&#x0364;me Lauf,</l><lb/>
            <l>Fahnen, Liliengleich, erblu&#x0364;hen,</l><lb/>
            <l>Lerchenwirbel, Trommelwirbel</l><lb/>
            <l>Wecken rings den Fru&#x0364;hling auf.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Horch! was ho&#x0364;r' ich draußen klingen</l><lb/>
            <l>Wild verlockend wie zur Jagd?</l><lb/>
            <l>Ach, das Herz mo&#x0364;cht' mir zer&#x017F;pringen,</l><lb/>
            <l>Wie es jauchzt und weint und klagt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Und in Waldes gru&#x0364;nen Hallen,</l><lb/>
            <l>Tiefe Schauer in der Bru&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>La&#x017F;&#x017F;en wir die Ho&#x0364;rner hallen,</l><lb/>
            <l>In das Blau die Stimmen &#x017F;challen,</l><lb/>
            <l>So zum Schrecken wie zur Lu&#x017F;t.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Wehe! dunkle Wolken decken</l><lb/>
            <l>Seh' ich all' die junge Pracht,</l><lb/>
            <l>Feur'ge Todeszungen &#x017F;trecken</l><lb/>
            <l>Durch die grimme Wetternacht.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0190] Aufbruch. Silbern' Stroͤme zieh'n herunter, Blumen ſchwanken fern und nah, Ringsum regt ſich's bunt und bunter — Lenz! biſt du ſchon wieder da? „Reiter ſind's, die blitzend ziehen, Wie viel glaͤnz'ger Stroͤme Lauf, Fahnen, Liliengleich, erbluͤhen, Lerchenwirbel, Trommelwirbel Wecken rings den Fruͤhling auf.“ Horch! was hoͤr' ich draußen klingen Wild verlockend wie zur Jagd? Ach, das Herz moͤcht' mir zerſpringen, Wie es jauchzt und weint und klagt. „Und in Waldes gruͤnen Hallen, Tiefe Schauer in der Bruſt, Laſſen wir die Hoͤrner hallen, In das Blau die Stimmen ſchallen, So zum Schrecken wie zur Luſt.“ Wehe! dunkle Wolken decken Seh' ich all' die junge Pracht, Feur'ge Todeszungen ſtrecken Durch die grimme Wetternacht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/190
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/190>, abgerufen am 28.03.2024.