Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Gärtner.
Wohin ich geh' und schaue,
In Feld und Wald und Thal
Vom Berg' hinab in die Aue:
Viel schöne, hohe Fraue,
Grüß' ich Dich tausendmal.
In meinem Garten find' ich
Viel Blumen, schön und fein,
Viel Kränze wohl d'raus wind' ich
Und tausend Gedanken bind' ich
Und Grüße mit darein.
Ihr darf ich keinen reichen,
Sie ist zu hoch und schön,
Die müssen alle verbleichen,
Die Liebe nur ohne Gleichen
Bleibt ewig im Herzen stehn.
Ich schein' wohl froher Dinge
Und schaffe auf und ab,
Und, ob das Herz zerspringe,
Ich grabe fort und singe
Und grab' mir bald mein Grab.

16
Der Gaͤrtner.
Wohin ich geh' und ſchaue,
In Feld und Wald und Thal
Vom Berg' hinab in die Aue:
Viel ſchoͤne, hohe Fraue,
Gruͤß' ich Dich tauſendmal.
In meinem Garten find' ich
Viel Blumen, ſchoͤn und fein,
Viel Kraͤnze wohl d'raus wind' ich
Und tauſend Gedanken bind' ich
Und Gruͤße mit darein.
Ihr darf ich keinen reichen,
Sie iſt zu hoch und ſchoͤn,
Die muͤſſen alle verbleichen,
Die Liebe nur ohne Gleichen
Bleibt ewig im Herzen ſtehn.
Ich ſchein' wohl froher Dinge
Und ſchaffe auf und ab,
Und, ob das Herz zerſpringe,
Ich grabe fort und ſinge
Und grab' mir bald mein Grab.

16
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0259" n="241"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Der Ga&#x0364;rtner</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ohin ich geh' und &#x017F;chaue,</l><lb/>
            <l>In Feld und Wald und Thal</l><lb/>
            <l>Vom Berg' hinab in die Aue:</l><lb/>
            <l>Viel &#x017F;cho&#x0364;ne, hohe Fraue,</l><lb/>
            <l>Gru&#x0364;ß' ich Dich tau&#x017F;endmal.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>In meinem Garten find' ich</l><lb/>
            <l>Viel Blumen, &#x017F;cho&#x0364;n und fein,</l><lb/>
            <l>Viel Kra&#x0364;nze wohl d'raus wind' ich</l><lb/>
            <l>Und tau&#x017F;end Gedanken bind' ich</l><lb/>
            <l>Und Gru&#x0364;ße mit darein.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#g">Ihr</hi> darf ich keinen reichen,</l><lb/>
            <l>Sie i&#x017F;t zu hoch und &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Die mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle verbleichen,</l><lb/>
            <l>Die Liebe nur ohne Gleichen</l><lb/>
            <l>Bleibt ewig im Herzen &#x017F;tehn.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Ich &#x017F;chein' wohl froher Dinge</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chaffe auf und ab,</l><lb/>
            <l>Und, ob das Herz zer&#x017F;pringe,</l><lb/>
            <l>Ich grabe fort und &#x017F;inge</l><lb/>
            <l>Und grab' mir bald mein Grab.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">16<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0259] Der Gaͤrtner. Wohin ich geh' und ſchaue, In Feld und Wald und Thal Vom Berg' hinab in die Aue: Viel ſchoͤne, hohe Fraue, Gruͤß' ich Dich tauſendmal. In meinem Garten find' ich Viel Blumen, ſchoͤn und fein, Viel Kraͤnze wohl d'raus wind' ich Und tauſend Gedanken bind' ich Und Gruͤße mit darein. Ihr darf ich keinen reichen, Sie iſt zu hoch und ſchoͤn, Die muͤſſen alle verbleichen, Die Liebe nur ohne Gleichen Bleibt ewig im Herzen ſtehn. Ich ſchein' wohl froher Dinge Und ſchaffe auf und ab, Und, ob das Herz zerſpringe, Ich grabe fort und ſinge Und grab' mir bald mein Grab. 16

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/259
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/259>, abgerufen am 29.03.2024.