Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Klage.
Ich hab' manch Lied geschrieben,
Die Seele war voll Lust,
Von treuem Thun und Lieben,
Das beste, was ich wußt'.
Was mir das Herz bewogen,
Das sagte treu mein Mund,
Und das ist nicht erlogen,
Was kommt aus Herzensgrund.
Liebchen wußt's nicht zu deuten
Und lacht mir in's Gesicht,
Dreht sich zu andern Leuten
Und achtet's weiter nicht.
Und spielt mit manchem Tropfe,
Weil ich so tief betrübt.
Mir ist so dumm im Kopfe,
Als wär' ich nicht verliebt.
Ach Gott, wem soll ich trauen?
Will Sie mich nicht versteh'n,
Thun all' so fremde schauen,
Und alles muß vergeh'n.
Und alles irrt zerstreuet --
Sie ist so schön und roth --
Ich hab' nichts, was mich freuet,
Wär' ich viel lieber todt!

Klage.
Ich hab' manch Lied geſchrieben,
Die Seele war voll Luſt,
Von treuem Thun und Lieben,
Das beſte, was ich wußt'.
Was mir das Herz bewogen,
Das ſagte treu mein Mund,
Und das iſt nicht erlogen,
Was kommt aus Herzensgrund.
Liebchen wußt's nicht zu deuten
Und lacht mir in's Geſicht,
Dreht ſich zu andern Leuten
Und achtet's weiter nicht.
Und ſpielt mit manchem Tropfe,
Weil ich ſo tief betruͤbt.
Mir iſt ſo dumm im Kopfe,
Als waͤr' ich nicht verliebt.
Ach Gott, wem ſoll ich trauen?
Will Sie mich nicht verſteh'n,
Thun all' ſo fremde ſchauen,
Und alles muß vergeh'n.
Und alles irrt zerſtreuet —
Sie iſt ſo ſchoͤn und roth —
Ich hab' nichts, was mich freuet,
Waͤr' ich viel lieber todt!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0287" n="269"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Klage</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">I</hi>ch hab' manch Lied ge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
            <l>Die Seele war voll Lu&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Von treuem Thun und Lieben,</l><lb/>
            <l>Das be&#x017F;te, was ich wußt'.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Was mir das Herz bewogen,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;agte treu mein Mund,</l><lb/>
            <l>Und das i&#x017F;t nicht erlogen,</l><lb/>
            <l>Was kommt aus Herzensgrund.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Liebchen wußt's nicht zu deuten</l><lb/>
            <l>Und lacht mir in's Ge&#x017F;icht,</l><lb/>
            <l>Dreht &#x017F;ich zu andern Leuten</l><lb/>
            <l>Und achtet's weiter nicht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und &#x017F;pielt mit manchem Tropfe,</l><lb/>
            <l>Weil ich &#x017F;o tief betru&#x0364;bt.</l><lb/>
            <l>Mir i&#x017F;t &#x017F;o dumm im Kopfe,</l><lb/>
            <l>Als wa&#x0364;r' ich nicht verliebt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Ach Gott, wem &#x017F;oll ich trauen?</l><lb/>
            <l>Will Sie mich nicht ver&#x017F;teh'n,</l><lb/>
            <l>Thun all' &#x017F;o fremde &#x017F;chauen,</l><lb/>
            <l>Und alles muß vergeh'n.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und alles irrt zer&#x017F;treuet &#x2014;</l><lb/>
            <l>Sie i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n und roth &#x2014;</l><lb/>
            <l>Ich hab' nichts, was mich freuet,</l><lb/>
            <l>Wa&#x0364;r' ich viel lieber todt!</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0287] Klage. Ich hab' manch Lied geſchrieben, Die Seele war voll Luſt, Von treuem Thun und Lieben, Das beſte, was ich wußt'. Was mir das Herz bewogen, Das ſagte treu mein Mund, Und das iſt nicht erlogen, Was kommt aus Herzensgrund. Liebchen wußt's nicht zu deuten Und lacht mir in's Geſicht, Dreht ſich zu andern Leuten Und achtet's weiter nicht. Und ſpielt mit manchem Tropfe, Weil ich ſo tief betruͤbt. Mir iſt ſo dumm im Kopfe, Als waͤr' ich nicht verliebt. Ach Gott, wem ſoll ich trauen? Will Sie mich nicht verſteh'n, Thun all' ſo fremde ſchauen, Und alles muß vergeh'n. Und alles irrt zerſtreuet — Sie iſt ſo ſchoͤn und roth — Ich hab' nichts, was mich freuet, Waͤr' ich viel lieber todt!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/287
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/287>, abgerufen am 19.04.2024.