Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie bist du schön! -- Hinaus, im Wald
Gehn Wasser auf und unter,
Im grünen Wald sing' daß es schallt,
Mein Herz, bleib' frei und munter!
Die Sonne uns im Dunklen läßt,
Im Meere sich zu spülen,
Da ruh' ich aus vom Tages-Fest
Fromm in der rothen Kühle.
Hoch führet durch die stille Nacht
Der Mond die goldnen Schaafe,
Den Kreis der Erden Gott bewacht,
Wo ich tief unten schlafe.
Wie liegt all' falsche Pracht so weit!
Schlaf wohl auf stiller Erde,
Gott schütz' dein Herz in Ewigkeit,
Daß es nie traurig werde!
IV.
Bist du manchmal auch verstimmt,
Drück' dich zärtlich an mein Herze,
Daß mir's fast den Athem nimmt,
Streich' und kneif' in süßem Scherze,
Wie ein rechter Liebes-Thor,
Lehn' ich sanft an dich die Wange
Und du singst mir fein ins Ohr.
Wohl im Hofe bei dem Klange
Wie biſt du ſchoͤn! — Hinaus, im Wald
Gehn Waſſer auf und unter,
Im gruͤnen Wald ſing' daß es ſchallt,
Mein Herz, bleib' frei und munter!
Die Sonne uns im Dunklen laͤßt,
Im Meere ſich zu ſpuͤlen,
Da ruh' ich aus vom Tages-Feſt
Fromm in der rothen Kuͤhle.
Hoch fuͤhret durch die ſtille Nacht
Der Mond die goldnen Schaafe,
Den Kreis der Erden Gott bewacht,
Wo ich tief unten ſchlafe.
Wie liegt all' falſche Pracht ſo weit!
Schlaf wohl auf ſtiller Erde,
Gott ſchuͤtz' dein Herz in Ewigkeit,
Daß es nie traurig werde!
IV.
Biſt du manchmal auch verſtimmt,
Druͤck' dich zaͤrtlich an mein Herze,
Daß mir's faſt den Athem nimmt,
Streich' und kneif' in ſuͤßem Scherze,
Wie ein rechter Liebes-Thor,
Lehn' ich ſanft an dich die Wange
Und du ſingſt mir fein ins Ohr.
Wohl im Hofe bei dem Klange
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0031" n="13"/>
              <lg n="6">
                <l>Wie bi&#x017F;t du &#x017F;cho&#x0364;n! &#x2014; Hinaus, im Wald</l><lb/>
                <l>Gehn Wa&#x017F;&#x017F;er auf und unter,</l><lb/>
                <l>Im gru&#x0364;nen Wald &#x017F;ing' daß es &#x017F;challt,</l><lb/>
                <l>Mein Herz, bleib' frei und munter!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="7">
                <l>Die Sonne uns im Dunklen la&#x0364;ßt,</l><lb/>
                <l>Im Meere &#x017F;ich zu &#x017F;pu&#x0364;len,</l><lb/>
                <l>Da ruh' ich aus vom Tages-Fe&#x017F;t</l><lb/>
                <l>Fromm in der rothen Ku&#x0364;hle.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="8">
                <l>Hoch fu&#x0364;hret durch die &#x017F;tille Nacht</l><lb/>
                <l>Der Mond die goldnen Schaafe,</l><lb/>
                <l>Den Kreis der Erden Gott bewacht,</l><lb/>
                <l>Wo ich tief unten &#x017F;chlafe.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="9">
                <l>Wie liegt all' fal&#x017F;che Pracht &#x017F;o weit!</l><lb/>
                <l>Schlaf wohl auf &#x017F;tiller Erde,</l><lb/>
                <l>Gott &#x017F;chu&#x0364;tz' dein Herz in Ewigkeit,</l><lb/>
                <l>Daß es nie traurig werde!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">IV</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Bi&#x017F;t du manchmal auch ver&#x017F;timmt,</l><lb/>
                <l>Dru&#x0364;ck' dich za&#x0364;rtlich an mein Herze,</l><lb/>
                <l>Daß mir's fa&#x017F;t den Athem nimmt,</l><lb/>
                <l>Streich' und kneif' in &#x017F;u&#x0364;ßem Scherze,</l><lb/>
                <l>Wie ein rechter Liebes-Thor,</l><lb/>
                <l>Lehn' ich &#x017F;anft an dich die Wange</l><lb/>
                <l>Und du &#x017F;ing&#x017F;t mir fein ins Ohr.</l><lb/>
                <l>Wohl im Hofe bei dem Klange</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0031] Wie biſt du ſchoͤn! — Hinaus, im Wald Gehn Waſſer auf und unter, Im gruͤnen Wald ſing' daß es ſchallt, Mein Herz, bleib' frei und munter! Die Sonne uns im Dunklen laͤßt, Im Meere ſich zu ſpuͤlen, Da ruh' ich aus vom Tages-Feſt Fromm in der rothen Kuͤhle. Hoch fuͤhret durch die ſtille Nacht Der Mond die goldnen Schaafe, Den Kreis der Erden Gott bewacht, Wo ich tief unten ſchlafe. Wie liegt all' falſche Pracht ſo weit! Schlaf wohl auf ſtiller Erde, Gott ſchuͤtz' dein Herz in Ewigkeit, Daß es nie traurig werde! IV. Biſt du manchmal auch verſtimmt, Druͤck' dich zaͤrtlich an mein Herze, Daß mir's faſt den Athem nimmt, Streich' und kneif' in ſuͤßem Scherze, Wie ein rechter Liebes-Thor, Lehn' ich ſanft an dich die Wange Und du ſingſt mir fein ins Ohr. Wohl im Hofe bei dem Klange

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/31
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/31>, abgerufen am 25.04.2024.