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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Götterdämmerung.
I.
Was klingt mir so heiter
Durch Busen und Sinn?
Zu Wolken und weiter
Wo trägt es mich hin?
Wie auf Bergen hoch bin ich
So einsam gestellt
Und grüße herzinnig,
Was schön auf der Welt.
Ja, Bachus, Dich seh' ich,
Wie göttlich bist Du!
Dein Glühen versteh' ich,
Die träumende Ruh.
O rosenbekränztes
Jünglingsbild,
Dein Auge, wie glänzt es,
Die Flammen so mild!
Ist's Liebe, ist's Andacht,
Was so Dich beglückt?
Rings Frühling Dich anlacht,
Du sinnest entzückt. --
Frau Venus, Du Frohe,
So klingend und weich,
In Morgenroths Lohe
Erblick' ich Dein Reich
Goͤtterdaͤmmerung.
I.
Was klingt mir ſo heiter
Durch Buſen und Sinn?
Zu Wolken und weiter
Wo traͤgt es mich hin?
Wie auf Bergen hoch bin ich
So einſam geſtellt
Und gruͤße herzinnig,
Was ſchoͤn auf der Welt.
Ja, Bachus, Dich ſeh' ich,
Wie goͤttlich biſt Du!
Dein Gluͤhen verſteh' ich,
Die traͤumende Ruh.
O roſenbekraͤnztes
Juͤnglingsbild,
Dein Auge, wie glaͤnzt es,
Die Flammen ſo mild!
Iſt's Liebe, iſt's Andacht,
Was ſo Dich begluͤckt?
Rings Fruͤhling Dich anlacht,
Du ſinneſt entzuͤckt. —
Frau Venus, Du Frohe,
So klingend und weich,
In Morgenroths Lohe
Erblick' ich Dein Reich
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[0353] Goͤtterdaͤmmerung. I. Was klingt mir ſo heiter Durch Buſen und Sinn? Zu Wolken und weiter Wo traͤgt es mich hin? Wie auf Bergen hoch bin ich So einſam geſtellt Und gruͤße herzinnig, Was ſchoͤn auf der Welt. Ja, Bachus, Dich ſeh' ich, Wie goͤttlich biſt Du! Dein Gluͤhen verſteh' ich, Die traͤumende Ruh. O roſenbekraͤnztes Juͤnglingsbild, Dein Auge, wie glaͤnzt es, Die Flammen ſo mild! Iſt's Liebe, iſt's Andacht, Was ſo Dich begluͤckt? Rings Fruͤhling Dich anlacht, Du ſinneſt entzuͤckt. — Frau Venus, Du Frohe, So klingend und weich, In Morgenroths Lohe Erblick' ich Dein Reich

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/353>, abgerufen am 28.03.2024.