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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Vesper.
Die Abendglocken klangen
Schon durch das stille Thal,
Da saßen wir zusammen
Da droben wohl Hundertmal.
Und unten war's so stille
Im Lande weit und breit,
Nur über uns die Linde
Rauscht' durch die Einsamkeit.
Was geh'n die Glocken heute
Als ob ich weinen müßt'?
Die Glocken, die bedeuten,
Daß meine Lieb' gestorben ist!
Ich wollt', ich läg' begraben,
Und über mir rauscht' weit
Die Linde jeden Abend
Von der alten, schönen Zeit!

27 *
Vesper.
Die Abendglocken klangen
Schon durch das ſtille Thal,
Da ſaßen wir zuſammen
Da droben wohl Hundertmal.
Und unten war's ſo ſtille
Im Lande weit und breit,
Nur uͤber uns die Linde
Rauſcht' durch die Einſamkeit.
Was geh'n die Glocken heute
Als ob ich weinen muͤßt'?
Die Glocken, die bedeuten,
Daß meine Lieb' geſtorben iſt!
Ich wollt', ich laͤg' begraben,
Und uͤber mir rauſcht' weit
Die Linde jeden Abend
Von der alten, ſchoͤnen Zeit!

27 *
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[419/0437] Vesper. Die Abendglocken klangen Schon durch das ſtille Thal, Da ſaßen wir zuſammen Da droben wohl Hundertmal. Und unten war's ſo ſtille Im Lande weit und breit, Nur uͤber uns die Linde Rauſcht' durch die Einſamkeit. Was geh'n die Glocken heute Als ob ich weinen muͤßt'? Die Glocken, die bedeuten, Daß meine Lieb' geſtorben iſt! Ich wollt', ich laͤg' begraben, Und uͤber mir rauſcht' weit Die Linde jeden Abend Von der alten, ſchoͤnen Zeit! 27 *

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/437>, abgerufen am 25.04.2024.