Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Die möchten so gerne zerstören
Auf Erden das schöne Fest,
Ach könnte das Lieben aufhören,
So mögen sie nehmen den Rest.
Und alle die grünen Orte,
Wo wir gegangen im Wald,
Die sind nun wohl anders geworden,
Da ist's nun so still und kalt.
Da sind nun am kalten Himmel
Viel tausend Sterne gestellt,
Es scheint ihr goldnes Gewimmel
Weit übers beschneite Feld.
Mein' Seele ist so beklommen,
Die Gassen sind leer und todt,
Da hab' ich die Laute genommen
Und singe in meiner Noth.
Ach wär' ich im stillen Hafen!
Kalte Winde am Fenster gehn,
Schlaf ruhig, mein Liebchen, schlafe,
Treu' Liebe wird ewig bestehn!
V.
Grün war die Waide,
Der Himmel blau,
Wir saßen beide
Auf glänziger Au.
Die moͤchten ſo gerne zerſtoͤren
Auf Erden das ſchoͤne Feſt,
Ach koͤnnte das Lieben aufhoͤren,
So moͤgen ſie nehmen den Reſt.
Und alle die gruͤnen Orte,
Wo wir gegangen im Wald,
Die ſind nun wohl anders geworden,
Da iſt's nun ſo ſtill und kalt.
Da ſind nun am kalten Himmel
Viel tauſend Sterne geſtellt,
Es ſcheint ihr goldnes Gewimmel
Weit uͤbers beſchneite Feld.
Mein' Seele iſt ſo beklommen,
Die Gaſſen ſind leer und todt,
Da hab' ich die Laute genommen
Und ſinge in meiner Noth.
Ach waͤr' ich im ſtillen Hafen!
Kalte Winde am Fenſter gehn,
Schlaf ruhig, mein Liebchen, ſchlafe,
Treu' Liebe wird ewig beſtehn!
V.
Gruͤn war die Waide,
Der Himmel blau,
Wir ſaßen beide
Auf glaͤnziger Au.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0046" n="28"/>
              <lg n="2">
                <l>Die mo&#x0364;chten &#x017F;o gerne zer&#x017F;to&#x0364;ren</l><lb/>
                <l>Auf Erden das &#x017F;cho&#x0364;ne Fe&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Ach ko&#x0364;nnte das Lieben aufho&#x0364;ren,</l><lb/>
                <l>So mo&#x0364;gen &#x017F;ie nehmen den Re&#x017F;t.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Und alle die gru&#x0364;nen Orte,</l><lb/>
                <l>Wo wir gegangen im Wald,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;ind nun wohl anders geworden,</l><lb/>
                <l>Da i&#x017F;t's nun &#x017F;o &#x017F;till und kalt.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Da &#x017F;ind nun am kalten Himmel</l><lb/>
                <l>Viel tau&#x017F;end Sterne ge&#x017F;tellt,</l><lb/>
                <l>Es &#x017F;cheint ihr goldnes Gewimmel</l><lb/>
                <l>Weit u&#x0364;bers be&#x017F;chneite Feld.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="5">
                <l>Mein' Seele i&#x017F;t &#x017F;o beklommen,</l><lb/>
                <l>Die Ga&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind leer und todt,</l><lb/>
                <l>Da hab' ich die Laute genommen</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;inge in meiner Noth.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="6">
                <l>Ach wa&#x0364;r' ich im &#x017F;tillen Hafen!</l><lb/>
                <l>Kalte Winde am Fen&#x017F;ter gehn,</l><lb/>
                <l>Schlaf ruhig, mein Liebchen, &#x017F;chlafe,</l><lb/>
                <l>Treu' Liebe wird ewig be&#x017F;tehn!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">V</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Gru&#x0364;n war die Waide,</l><lb/>
                <l>Der Himmel blau,</l><lb/>
                <l>Wir &#x017F;aßen beide</l><lb/>
                <l>Auf gla&#x0364;nziger Au.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0046] Die moͤchten ſo gerne zerſtoͤren Auf Erden das ſchoͤne Feſt, Ach koͤnnte das Lieben aufhoͤren, So moͤgen ſie nehmen den Reſt. Und alle die gruͤnen Orte, Wo wir gegangen im Wald, Die ſind nun wohl anders geworden, Da iſt's nun ſo ſtill und kalt. Da ſind nun am kalten Himmel Viel tauſend Sterne geſtellt, Es ſcheint ihr goldnes Gewimmel Weit uͤbers beſchneite Feld. Mein' Seele iſt ſo beklommen, Die Gaſſen ſind leer und todt, Da hab' ich die Laute genommen Und ſinge in meiner Noth. Ach waͤr' ich im ſtillen Hafen! Kalte Winde am Fenſter gehn, Schlaf ruhig, mein Liebchen, ſchlafe, Treu' Liebe wird ewig beſtehn! V. Gruͤn war die Waide, Der Himmel blau, Wir ſaßen beide Auf glaͤnziger Au.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/46
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/46>, abgerufen am 29.03.2024.