Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Rückkehr.
Wer steht hier draußen? -- Macht auf geschwind!
Schon funkelt das Feld wie geschliffen,
Es ist der lustige Morgenwind,
Der kommt durch den Wald gepfiffen.
Ein Wandervöglein, die Wolken und ich,
Wir reis'ten um die Wette,
Und jedes dacht': nun spute dich,
Wir treffen sie noch im Bette!
Da sind wir nun, jetzt alle heraus,
Die drinn noch Küsse tauschen!
Wir brechen sonst mit der Thür in's Haus:
Klang, Duft und Waldesrauschen.
Ich komme aus Italien fern
Und will Euch alles berichten,
Vom Berg Vesuv und Roma's Stern
Die alten Wundergeschichten.
Da singt eine Fey auf blauem Meer,
Die Myrthen trunken lauschen --
Mir aber gefällt doch nichts so sehr,
Als das deutsche Waldesrauschen!

Ruͤckkehr.
Wer ſteht hier draußen? — Macht auf geſchwind!
Schon funkelt das Feld wie geſchliffen,
Es iſt der luſtige Morgenwind,
Der kommt durch den Wald gepfiffen.
Ein Wandervoͤglein, die Wolken und ich,
Wir reiſ'ten um die Wette,
Und jedes dacht': nun ſpute dich,
Wir treffen ſie noch im Bette!
Da ſind wir nun, jetzt alle heraus,
Die drinn noch Kuͤſſe tauſchen!
Wir brechen ſonſt mit der Thuͤr in's Haus:
Klang, Duft und Waldesrauſchen.
Ich komme aus Italien fern
Und will Euch alles berichten,
Vom Berg Veſuv und Roma's Stern
Die alten Wundergeſchichten.
Da ſingt eine Fey auf blauem Meer,
Die Myrthen trunken lauſchen —
Mir aber gefaͤllt doch nichts ſo ſehr,
Als das deutſche Waldesrauſchen!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0072" n="54"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Ru&#x0364;ckkehr</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>er &#x017F;teht hier draußen? &#x2014; Macht auf ge&#x017F;chwind!</l><lb/>
              <l>Schon funkelt das Feld wie ge&#x017F;chliffen,</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t der lu&#x017F;tige Morgenwind,</l><lb/>
              <l>Der kommt durch den Wald gepfiffen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Ein Wandervo&#x0364;glein, die Wolken und ich,</l><lb/>
              <l>Wir rei&#x017F;'ten um die Wette,</l><lb/>
              <l>Und jedes dacht': nun &#x017F;pute dich,</l><lb/>
              <l>Wir treffen &#x017F;ie noch im Bette!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Da &#x017F;ind wir nun, jetzt alle heraus,</l><lb/>
              <l>Die drinn noch Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e tau&#x017F;chen!</l><lb/>
              <l>Wir brechen &#x017F;on&#x017F;t mit der Thu&#x0364;r in's Haus:</l><lb/>
              <l>Klang, Duft und Waldesrau&#x017F;chen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Ich komme aus Italien fern</l><lb/>
              <l>Und will Euch alles berichten,</l><lb/>
              <l>Vom Berg Ve&#x017F;uv und Roma's Stern</l><lb/>
              <l>Die alten Wunderge&#x017F;chichten.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Da &#x017F;ingt eine Fey auf blauem Meer,</l><lb/>
              <l>Die Myrthen trunken lau&#x017F;chen &#x2014;</l><lb/>
              <l>Mir aber gefa&#x0364;llt doch nichts &#x017F;o &#x017F;ehr,</l><lb/>
              <l>Als das deut&#x017F;che Waldesrau&#x017F;chen!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0072] Ruͤckkehr. Wer ſteht hier draußen? — Macht auf geſchwind! Schon funkelt das Feld wie geſchliffen, Es iſt der luſtige Morgenwind, Der kommt durch den Wald gepfiffen. Ein Wandervoͤglein, die Wolken und ich, Wir reiſ'ten um die Wette, Und jedes dacht': nun ſpute dich, Wir treffen ſie noch im Bette! Da ſind wir nun, jetzt alle heraus, Die drinn noch Kuͤſſe tauſchen! Wir brechen ſonſt mit der Thuͤr in's Haus: Klang, Duft und Waldesrauſchen. Ich komme aus Italien fern Und will Euch alles berichten, Vom Berg Veſuv und Roma's Stern Die alten Wundergeſchichten. Da ſingt eine Fey auf blauem Meer, Die Myrthen trunken lauſchen — Mir aber gefaͤllt doch nichts ſo ſehr, Als das deutſche Waldesrauſchen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/72
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/72>, abgerufen am 25.04.2024.