Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch eine Lerche siehst Du steigen
Vom Thal zum blauen Himmelsport,
Ein Bächlein rauschet da so eigen,
Als weinte es in einem fort.
Dort haben sie mich hingetragen,
Bedeckten mir mit Stein den Mund --
Nun kann ich Dir nicht einmal sagen,
Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.

Das zerbrochene Ringlein.
In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad,
Mein' Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein'n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
Ich möcht' als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen,
Und gehn von Haus zu Haus.
Ich möcht' als Reiter fliegen
Wohl in die blut'ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bey dunkler Nacht.
P 2
Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen
Vom Thal zum blauen Himmelsport,
Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen,
Als weinte es in einem fort.
Dort haben ſie mich hingetragen,
Bedeckten mir mit Stein den Mund —
Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen,
Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.

Das zerbrochene Ringlein.
In einem kuͤhlen Grunde
Da geht ein Muͤhlenrad,
Mein' Liebſte iſt verſchwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu verſprochen,
Gab mir ein'n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein ſprang entzwei.
Ich moͤcht' als Spielmann reiſen
Weit in die Welt hinaus,
Und ſingen meine Weiſen,
Und gehn von Haus zu Haus.
Ich moͤcht' als Reiter fliegen
Wohl in die blut'ge Schlacht,
Um ſtille Feuer liegen
Im Feld bey dunkler Nacht.
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0237" n="227"/>
            <lg n="6">
              <l>Doch eine Lerche &#x017F;ieh&#x017F;t Du &#x017F;teigen</l><lb/>
              <l>Vom Thal zum blauen Himmelsport,</l><lb/>
              <l>Ein Ba&#x0364;chlein rau&#x017F;chet da &#x017F;o eigen,</l><lb/>
              <l>Als weinte es in einem fort.</l><lb/>
              <l>Dort haben &#x017F;ie mich hingetragen,</l><lb/>
              <l>Bedeckten mir mit Stein den Mund &#x2014;</l><lb/>
              <l>Nun kann ich Dir nicht einmal &#x017F;agen,</l><lb/>
              <l>Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b #g">Das zerbrochene Ringlein.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>n einem ku&#x0364;hlen Grunde</l><lb/>
              <l>Da geht ein Mu&#x0364;hlenrad,</l><lb/>
              <l>Mein' Lieb&#x017F;te i&#x017F;t ver&#x017F;chwunden,</l><lb/>
              <l>Die dort gewohnet hat.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Sie hat mir Treu ver&#x017F;prochen,</l><lb/>
              <l>Gab mir ein'n Ring dabei,</l><lb/>
              <l>Sie hat die Treu gebrochen,</l><lb/>
              <l>Mein Ringlein &#x017F;prang entzwei.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Ich mo&#x0364;cht' als Spielmann rei&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Weit in die Welt hinaus,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ingen meine Wei&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und gehn von Haus zu Haus.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Ich mo&#x0364;cht' als Reiter fliegen</l><lb/>
              <l>Wohl in die blut'ge Schlacht,</l><lb/>
              <l>Um &#x017F;tille Feuer liegen</l><lb/>
              <l>Im Feld bey dunkler Nacht.</l><lb/>
            </lg>
            <fw place="bottom" type="sig">P 2<lb/></fw>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0237] Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen Vom Thal zum blauen Himmelsport, Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen, Als weinte es in einem fort. Dort haben ſie mich hingetragen, Bedeckten mir mit Stein den Mund — Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen, Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund. Das zerbrochene Ringlein. In einem kuͤhlen Grunde Da geht ein Muͤhlenrad, Mein' Liebſte iſt verſchwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu verſprochen, Gab mir ein'n Ring dabei, Sie hat die Treu gebrochen, Mein Ringlein ſprang entzwei. Ich moͤcht' als Spielmann reiſen Weit in die Welt hinaus, Und ſingen meine Weiſen, Und gehn von Haus zu Haus. Ich moͤcht' als Reiter fliegen Wohl in die blut'ge Schlacht, Um ſtille Feuer liegen Im Feld bey dunkler Nacht. P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines T… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/237
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/237>, abgerufen am 19.04.2024.