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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Das V. Cap.
Schädliche Zufalieder
Wein-reben.

OBwol der Weinstock fast allen den schädlichen Zu-
fällen/ welche im 7. Cap. des I. Buchs erzehlet werden/ un-
terworffen/ und weder von Meteoren/ Thieren/ noch Un-
gezieffer gäntzlich befreyet: so ist er doch dem einen mehr/
als dem andern unterworffen. Was aber allhier insonder-
heit zu melden/ bestehet fürnemlich in zweyen stücken: sin-
temahl der Weinstock von keinem dinge so sehr als von böser
Witterung/ und von unfleißiger Bestellung schaden leidet.

I. Böse Witterung.
1. Jn gar strengen Wintern pflegen die Reben übel zu erfrieren: dawieder ist
kein näher mittel/ als daß man nach erlittenen schaden bey dem Schnitt fleißig wahr
nehme/ was verderbet worden oder noch gut sey: also dan schneidet das unnütze gantz
weg bis auffs grüne/ und lasset von dem erfrornen nichtes übrig. Jm fall auch die Fläche
ganz erfroren/ der Stock aber im grunde noch grün wäre: alsdan entblösset denselben/
schneidet ihn etwas im grunde behend ab/ und decket ihn zugleich mit gutem fettem erd-
reich wieder zu: so bekommet er von newen frische Schosse/ die nachgehends zu erse-
zung des schadens wieder gesencket werden können.
2. Aber die gröste gefahr in unsern landen entstehet dem Weinstock von den
Mayfrösten/ welche ümb Philippi Jacobi kurtz zuvor oder hernach/ gemeinlich bis
auff den XII. tag selbigen Monats ein zufallen pflegen/ eben nemlich ümb die zeit/ da
er junges holtz zu treiben beginnet. Und zwar schaden sotane Mayfröste denen jun-
gen stöcken mehr/ als den alten: auch mehr denen die in der niedrigung/ als die hoch
liegen. Einige lassen das Hefften so lang anstehen/ bis die zeit vorbey/ damit die
Reben vom winde können beweget werden/ und also vom frost weniger schaden leiden.
Dis mittel hilfft etwas: aber hergegen/ weil indessen die Augen sehr ausschlagen/
werden derselben viel abgebrochen/ wenn man hernach erst hefften wil. Andere ver-
richten den Schnitt: auff den ersten May aber bedecken sie die Stöcke mit etwas er-
de/ bis dieselben fröste vorbey/ und dadurch kan auch etwas erhalten werden. Ande-
re haben andere Handgriffe versuchet/ aber Herr Joan Colerus schreibet lib. IV. cap.
XX.
es haben ihm derselben/ ausser dem Vatter Unser/ wenig gerahten wollen.
3. Wenn starcke Reiffe und Hagel den Reben schaden zu gefüget/ so müsset
ihr gleichfalls in den nehst drauff folgendem Schnitte dahin sehen/ daß alles verletzte
und unsaubere glat weg geschnitten werde/ so erholen sich dieselbe wiederumb/ und kön-
nen desto lustiger treiben: wiedriges falls giebet es mit der zeit unlustige und un-
fruchtbare Stöcke.
4. Eben dieses ist von denen durch Mehltaw oder Brand verdorbenen Reben
zu verstehen/ welchen gleichfalls auff selbige weise zu helffen. Auch dienet keine Re-
be
K k 2
Das V. Cap.
Schaͤdliche Zufalieder
Wein-reben.

OBwol der Weinſtock faſt allen den ſchaͤdlichen Zu-
faͤllen/ welche im 7. Cap. des I. Buchs erzehlet werden/ un-
terworffen/ und weder von Meteoren/ Thieren/ noch Un-
gezieffer gaͤntzlich befreyet: ſo iſt er doch dem einen mehr/
als dem andern unterworffen. Was aber allhier inſonder-
heit zu melden/ beſtehet fuͤrnemlich in zweyen ſtuͤcken: ſin-
temahl der Weinſtock von keinem dinge ſo ſehr als von boͤſer
Witterung/ und von unfleißiger Beſtellung ſchaden leidet.

I. Boͤſe Witterung.
1. Jn gar ſtrengen Wintern pflegen die Reben uͤbel zu erfrieren: dawieder iſt
kein naͤher mittel/ als daß man nach erlittenen ſchaden bey dem Schnitt fleißig wahr
nehme/ was verderbet worden oder noch gut ſey: alſo dan ſchneidet das unnuͤtze gantz
weg bis auffs gruͤne/ und laſſet von dem erfrornen nichtes uͤbrig. Jm fall auch die Flaͤche
ganz erfroren/ der Stock aber im grunde noch gruͤn waͤre: alsdan entbloͤſſet denſelben/
ſchneidet ihn etwas im grunde behend ab/ und decket ihn zugleich mit gutem fettem erd-
reich wieder zu: ſo bekommet er von newen friſche Schoſſe/ die nachgehends zu erſe-
zung des ſchadens wieder geſencket werden koͤnnen.
2. Aber die groͤſte gefahr in unſern landen entſtehet dem Weinſtock von den
Mayfroͤſten/ welche uͤmb Philippi Jacobi kurtz zuvor oder hernach/ gemeinlich bis
auff den XII. tag ſelbigen Monats ein zufallen pflegen/ eben nemlich uͤmb die zeit/ da
er junges holtz zu treiben beginnet. Und zwar ſchaden ſotane Mayfroͤſte denen jun-
gen ſtoͤcken mehr/ als den alten: auch mehr denen die in der niedrigung/ als die hoch
liegen. Einige laſſen das Hefften ſo lang anſtehen/ bis die zeit vorbey/ damit die
Reben vom winde koͤnnen beweget werden/ und alſo vom froſt weniger ſchaden leiden.
Dis mittel hilfft etwas: aber hergegen/ weil indeſſen die Augen ſehr ausſchlagen/
werden derſelben viel abgebrochen/ wenn man hernach erſt hefften wil. Andere ver-
richten den Schnitt: auff den erſten May aber bedecken ſie die Stoͤcke mit etwas er-
de/ bis dieſelben froͤſte vorbey/ und dadurch kan auch etwas erhalten werden. Ande-
re haben andere Handgriffe verſuchet/ aber Herr Joan Colerus ſchreibet lib. IV. cap.
XX.
es haben ihm derſelben/ auſſer dem Vatter Unſer/ wenig gerahten wollen.
3. Wenn ſtarcke Reiffe und Hagel den Reben ſchaden zu gefuͤget/ ſo muͤſſet
ihr gleichfalls in den nehſt drauff folgendem Schnitte dahin ſehen/ daß alles verletzte
und unſaubere glat weg geſchnitten werde/ ſo erholen ſich dieſelbe wiederumb/ und koͤn-
nen deſto luſtiger treiben: wiedriges falls giebet es mit der zeit unluſtige und un-
fruchtbare Stoͤcke.
4. Eben dieſes iſt von denen durch Mehltaw oder Brand verdorbenen Reben
zu verſtehen/ welchen gleichfalls auff ſelbige weiſe zu helffen. Auch dienet keine Re-
be
K k 2
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[259/0297] Das V. Cap. Schaͤdliche Zufalieder Wein-reben. OBwol der Weinſtock faſt allen den ſchaͤdlichen Zu- faͤllen/ welche im 7. Cap. des I. Buchs erzehlet werden/ un- terworffen/ und weder von Meteoren/ Thieren/ noch Un- gezieffer gaͤntzlich befreyet: ſo iſt er doch dem einen mehr/ als dem andern unterworffen. Was aber allhier inſonder- heit zu melden/ beſtehet fuͤrnemlich in zweyen ſtuͤcken: ſin- temahl der Weinſtock von keinem dinge ſo ſehr als von boͤſer Witterung/ und von unfleißiger Beſtellung ſchaden leidet. I. Boͤſe Witterung. 1. Jn gar ſtrengen Wintern pflegen die Reben uͤbel zu erfrieren: dawieder iſt kein naͤher mittel/ als daß man nach erlittenen ſchaden bey dem Schnitt fleißig wahr nehme/ was verderbet worden oder noch gut ſey: alſo dan ſchneidet das unnuͤtze gantz weg bis auffs gruͤne/ und laſſet von dem erfrornen nichtes uͤbrig. Jm fall auch die Flaͤche ganz erfroren/ der Stock aber im grunde noch gruͤn waͤre: alsdan entbloͤſſet denſelben/ ſchneidet ihn etwas im grunde behend ab/ und decket ihn zugleich mit gutem fettem erd- reich wieder zu: ſo bekommet er von newen friſche Schoſſe/ die nachgehends zu erſe- zung des ſchadens wieder geſencket werden koͤnnen. 2. Aber die groͤſte gefahr in unſern landen entſtehet dem Weinſtock von den Mayfroͤſten/ welche uͤmb Philippi Jacobi kurtz zuvor oder hernach/ gemeinlich bis auff den XII. tag ſelbigen Monats ein zufallen pflegen/ eben nemlich uͤmb die zeit/ da er junges holtz zu treiben beginnet. Und zwar ſchaden ſotane Mayfroͤſte denen jun- gen ſtoͤcken mehr/ als den alten: auch mehr denen die in der niedrigung/ als die hoch liegen. Einige laſſen das Hefften ſo lang anſtehen/ bis die zeit vorbey/ damit die Reben vom winde koͤnnen beweget werden/ und alſo vom froſt weniger ſchaden leiden. Dis mittel hilfft etwas: aber hergegen/ weil indeſſen die Augen ſehr ausſchlagen/ werden derſelben viel abgebrochen/ wenn man hernach erſt hefften wil. Andere ver- richten den Schnitt: auff den erſten May aber bedecken ſie die Stoͤcke mit etwas er- de/ bis dieſelben froͤſte vorbey/ und dadurch kan auch etwas erhalten werden. Ande- re haben andere Handgriffe verſuchet/ aber Herr Joan Colerus ſchreibet lib. IV. cap. XX. es haben ihm derſelben/ auſſer dem Vatter Unſer/ wenig gerahten wollen. 3. Wenn ſtarcke Reiffe und Hagel den Reben ſchaden zu gefuͤget/ ſo muͤſſet ihr gleichfalls in den nehſt drauff folgendem Schnitte dahin ſehen/ daß alles verletzte und unſaubere glat weg geſchnitten werde/ ſo erholen ſich dieſelbe wiederumb/ und koͤn- nen deſto luſtiger treiben: wiedriges falls giebet es mit der zeit unluſtige und un- fruchtbare Stoͤcke. 4. Eben dieſes iſt von denen durch Mehltaw oder Brand verdorbenen Reben zu verſtehen/ welchen gleichfalls auff ſelbige weiſe zu helffen. Auch dienet keine Re- be K k 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/297>, abgerufen am 25.04.2024.