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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des I. Buchs V. Cap.
in fruchtbares erdreich einen fuß tieff/ unterleget sie mit küh- oder schaffmist/ stümlet
dem schnitling den obersten gipffel ab/ und strecket ihn krum oder bogen-weiß hinein/
schüttet die erde drüber zu/ und trettet sie fest ein. Auff diese art können zwar obge-
melte dinge glücklich fortgepflantzet werden/ Lauremberg aber unterstehet sich fast alle
Gewächse durch schnitlinge zu vermehren/ wann nur diese zwo regeln dabey beobach-
tet würden. Erstlich/ verstreichet das abgeschnittene ende mit Baumwachs/ damit
weder die natürliche feuchte herauß schwitze/ noch einige schädliche hinein dringe/ da-
von der Schnitling anfaulen möchte. Die baumsalbe hiezu bereitet er aus 4. loht harz/
2. loht wachs/ und 1. loht terpentin. Zum andern/ leget den verschmierten Schnit-
ling in die erde nicht gerad auff/ sondern bogen-weiß/ also daß so wol der schnit/ als
der gipffel auffwerts komme/ wiewol dieser nur allein aus dem erdreich herfür ragen
muß: der rücken oder das mittelste theil berühret den boden des grabens/ und faselt
mit der zeit heuffig. Jnsonderheit mehren sich auff diese weise die Rosen/ welche sonst
ohn wurzeln nicht leicht pflegen zu bekleiben.

5. Durch Einbohren.

Wenn der frühling heran nahet/ so hawet von einem Weidenbaum einen star-
cken ast ab/ durchbohret denselben/ daß ein loch sechs zoll weit von dem andern stehe:
in solche löcher stechet Schnitlinge von fruchtbaren obstbeumen/ also daß sie dieselben
eben außfüllen/ und unten ein wenig hervor ragen/ wie aus der figur zu sehen. Ehe
man aber die schnitlinge hinein sticht/ schabet man mit einem messer das euserste heut-
lein der rinde weg/ an dem dicken ende/ ohngefehr so weit/ als sie unten herfür ragen
sollen: und also grabet man den weidenast mit seinen obstzweigen in ein fettes erdreich
ein/ biß auff den frühling folgendes jahrs. Alsdann nehmet ihn wieder herauß/ durch-
schneidet ihn behende zwischen den löchern/ sezet ein jedes stück mit seinem bewurzel-
ten zweiglein absonderlich wieder ins erdreich/ und erwartet der früchte in folgenden
jahren. Wiewol diese art der vermehrung anjetzo wenig breuchlich. Durch Ein-
bohren kan man auch eine weinrebe auff einen kirschstamm zielen/ welches kunststück-
lein drunten im X. cap. des IV. Buchs gewiesen werden sol.

6. Durch Ansetzen.

Diese weise der vermehrung ist eine der allerzierlichsten/ als durch welche ein
junges beumlein nicht an der erden/ sondern oben zwischen den gipffeln und früchten
eines grossen baums gezeuget wird. Und ob wol einige der meinung/ dieser hand-
griff sey eine erfindung der Gärtner zu unsern zeiten: so irren sie doch hierin/ alldieweil
Plinius im XIII. cap. seines XVII. Buchs dieselbe schon vor 1400. jahren mit
klaren worten dargestellet. Hiezu brauchen etliche geflochtene körbe/ etliche nur
beutel von leinwand/ etliche viereckigte kästlein von holz aus zwey stücken/ damit man
sie von einander nehmen könne: die gespaltene töpffe aber/ welche droben im IV. cap.
beschrieben worden/ schicken sich hiezu am besten.

Derhalben im frühling/ ehe die augen herauß brechen/ suchet einen wol erwach-
senen zweig an demselben baum/ da ihr den Ansaz machen wollet/ ritzet oder behacket
den zweig ein wenig an dem ort/ da der topff hangen sol/ drücket den gerizten ort durch
die spalte in den mit fetter erde angefülten topff/ also daß der gipffel oben frey herauß
stehe: verwahret die spalte/ daß die erde nicht herauß falle/ bindet den Spalt-topff an ei-

nen

Des I. Buchs V. Cap.
in fruchtbares erdreich einen fuß tieff/ unterleget ſie mit kuͤh- oder ſchaffmiſt/ ſtuͤmlet
dem ſchnitling den oberſten gipffel ab/ und ſtrecket ihn krum oder bogen-weiß hinein/
ſchuͤttet die erde druͤber zu/ und trettet ſie feſt ein. Auff dieſe art koͤnnen zwar obge-
melte dinge gluͤcklich fortgepflantzet werden/ Lauremberg aber unterſtehet ſich faſt alle
Gewaͤchſe durch ſchnitlinge zu vermehren/ wann nur dieſe zwo regeln dabey beobach-
tet wuͤrden. Erſtlich/ verſtreichet das abgeſchnittene ende mit Baumwachs/ damit
weder die natuͤrliche feuchte herauß ſchwitze/ noch einige ſchaͤdliche hinein dringe/ da-
von der Schnitling anfaulen moͤchte. Die baumſalbe hiezu bereitet er aus 4. loht harz/
2. loht wachs/ und 1. loht terpentin. Zum andern/ leget den verſchmierten Schnit-
ling in die erde nicht gerad auff/ ſondern bogen-weiß/ alſo daß ſo wol der ſchnit/ als
der gipffel auffwerts komme/ wiewol dieſer nur allein aus dem erdreich herfuͤr ragen
muß: der ruͤcken oder das mittelſte theil beruͤhret den boden des grabens/ und faſelt
mit der zeit heuffig. Jnſonderheit mehren ſich auff dieſe weiſe die Roſen/ welche ſonſt
ohn wurzeln nicht leicht pflegen zu bekleiben.

5. Durch Einbohren.

Wenn der fruͤhling heran nahet/ ſo hawet von einem Weidenbaum einen ſtar-
cken aſt ab/ durchbohret denſelben/ daß ein loch ſechs zoll weit von dem andern ſtehe:
in ſolche loͤcher ſtechet Schnitlinge von fruchtbaren obſtbeumen/ alſo daß ſie dieſelben
eben außfuͤllen/ und unten ein wenig hervor ragen/ wie aus der figur zu ſehen. Ehe
man aber die ſchnitlinge hinein ſticht/ ſchabet man mit einem meſſer das euſerſte heut-
lein der rinde weg/ an dem dicken ende/ ohngefehr ſo weit/ als ſie unten herfuͤr ragen
ſollen: und alſo grabet man den weidenaſt mit ſeinen obſtzweigen in ein fettes erdreich
ein/ biß auff den fruͤhling folgendes jahrs. Alsdann nehmet ihn wieder herauß/ durch-
ſchneidet ihn behende zwiſchen den loͤchern/ ſezet ein jedes ſtuͤck mit ſeinem bewurzel-
ten zweiglein abſonderlich wieder ins erdreich/ und erwartet der fruͤchte in folgenden
jahren. Wiewol dieſe art der vermehrung anjetzo wenig breuchlich. Durch Ein-
bohren kan man auch eine weinrebe auff einen kirſchſtamm zielen/ welches kunſtſtuͤck-
lein drunten im X. cap. des IV. Buchs gewieſen werden ſol.

6. Durch Anſetzen.

Dieſe weiſe der vermehrung iſt eine der allerzierlichſten/ als durch welche ein
junges beumlein nicht an der erden/ ſondern oben zwiſchen den gipffeln und fruͤchten
eines groſſen baums gezeuget wird. Und ob wol einige der meinung/ dieſer hand-
griff ſey eine erfindung der Gaͤrtner zu unſern zeiten: ſo irren ſie doch hierin/ alldieweil
Plinius im XIII. cap. ſeines XVII. Buchs dieſelbe ſchon vor 1400. jahren mit
klaren worten dargeſtellet. Hiezu brauchen etliche geflochtene koͤrbe/ etliche nur
beutel von leinwand/ etliche viereckigte kaͤſtlein von holz aus zwey ſtuͤcken/ damit man
ſie von einander nehmen koͤnne: die geſpaltene toͤpffe aber/ welche droben im IV. cap.
beſchrieben worden/ ſchicken ſich hiezu am beſten.

Derhalben im fruͤhling/ ehe die augen herauß brechen/ ſuchet einen wol erwach-
ſenen zweig an demſelben baum/ da ihr den Anſaz machen wollet/ ritzet oder behacket
den zweig ein wenig an dem ort/ da der topff hangen ſol/ druͤcket den gerizten ort durch
die ſpalte in den mit fetter erde angefuͤlten topff/ alſo daß der gipffel oben frey herauß
ſtehe: verwahret die ſpalte/ daß die erde nicht herauß falle/ bindet den Spalt-topff an ei-

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[20/0050] Des I. Buchs V. Cap. in fruchtbares erdreich einen fuß tieff/ unterleget ſie mit kuͤh- oder ſchaffmiſt/ ſtuͤmlet dem ſchnitling den oberſten gipffel ab/ und ſtrecket ihn krum oder bogen-weiß hinein/ ſchuͤttet die erde druͤber zu/ und trettet ſie feſt ein. Auff dieſe art koͤnnen zwar obge- melte dinge gluͤcklich fortgepflantzet werden/ Lauremberg aber unterſtehet ſich faſt alle Gewaͤchſe durch ſchnitlinge zu vermehren/ wann nur dieſe zwo regeln dabey beobach- tet wuͤrden. Erſtlich/ verſtreichet das abgeſchnittene ende mit Baumwachs/ damit weder die natuͤrliche feuchte herauß ſchwitze/ noch einige ſchaͤdliche hinein dringe/ da- von der Schnitling anfaulen moͤchte. Die baumſalbe hiezu bereitet er aus 4. loht harz/ 2. loht wachs/ und 1. loht terpentin. Zum andern/ leget den verſchmierten Schnit- ling in die erde nicht gerad auff/ ſondern bogen-weiß/ alſo daß ſo wol der ſchnit/ als der gipffel auffwerts komme/ wiewol dieſer nur allein aus dem erdreich herfuͤr ragen muß: der ruͤcken oder das mittelſte theil beruͤhret den boden des grabens/ und faſelt mit der zeit heuffig. Jnſonderheit mehren ſich auff dieſe weiſe die Roſen/ welche ſonſt ohn wurzeln nicht leicht pflegen zu bekleiben. 5. Durch Einbohren. Wenn der fruͤhling heran nahet/ ſo hawet von einem Weidenbaum einen ſtar- cken aſt ab/ durchbohret denſelben/ daß ein loch ſechs zoll weit von dem andern ſtehe: in ſolche loͤcher ſtechet Schnitlinge von fruchtbaren obſtbeumen/ alſo daß ſie dieſelben eben außfuͤllen/ und unten ein wenig hervor ragen/ wie aus der figur zu ſehen. Ehe man aber die ſchnitlinge hinein ſticht/ ſchabet man mit einem meſſer das euſerſte heut- lein der rinde weg/ an dem dicken ende/ ohngefehr ſo weit/ als ſie unten herfuͤr ragen ſollen: und alſo grabet man den weidenaſt mit ſeinen obſtzweigen in ein fettes erdreich ein/ biß auff den fruͤhling folgendes jahrs. Alsdann nehmet ihn wieder herauß/ durch- ſchneidet ihn behende zwiſchen den loͤchern/ ſezet ein jedes ſtuͤck mit ſeinem bewurzel- ten zweiglein abſonderlich wieder ins erdreich/ und erwartet der fruͤchte in folgenden jahren. Wiewol dieſe art der vermehrung anjetzo wenig breuchlich. Durch Ein- bohren kan man auch eine weinrebe auff einen kirſchſtamm zielen/ welches kunſtſtuͤck- lein drunten im X. cap. des IV. Buchs gewieſen werden ſol. 6. Durch Anſetzen. Dieſe weiſe der vermehrung iſt eine der allerzierlichſten/ als durch welche ein junges beumlein nicht an der erden/ ſondern oben zwiſchen den gipffeln und fruͤchten eines groſſen baums gezeuget wird. Und ob wol einige der meinung/ dieſer hand- griff ſey eine erfindung der Gaͤrtner zu unſern zeiten: ſo irren ſie doch hierin/ alldieweil Plinius im XIII. cap. ſeines XVII. Buchs dieſelbe ſchon vor 1400. jahren mit klaren worten dargeſtellet. Hiezu brauchen etliche geflochtene koͤrbe/ etliche nur beutel von leinwand/ etliche viereckigte kaͤſtlein von holz aus zwey ſtuͤcken/ damit man ſie von einander nehmen koͤnne: die geſpaltene toͤpffe aber/ welche droben im IV. cap. beſchrieben worden/ ſchicken ſich hiezu am beſten. Derhalben im fruͤhling/ ehe die augen herauß brechen/ ſuchet einen wol erwach- ſenen zweig an demſelben baum/ da ihr den Anſaz machen wollet/ ritzet oder behacket den zweig ein wenig an dem ort/ da der topff hangen ſol/ druͤcket den gerizten ort durch die ſpalte in den mit fetter erde angefuͤlten topff/ alſo daß der gipffel oben frey herauß ſtehe: verwahret die ſpalte/ daß die erde nicht herauß falle/ bindet den Spalt-topff an ei- nen

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/50>, abgerufen am 29.03.2024.