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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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Von hier aus erblicken wir den stattlichen Zug unsrer Kameele sich durch die Ebne bewegen. - Jetzt machen auch wir uns direkt nach Lischt auf. Unser Weg geht ebenfalls in der Ebne hin, nicht weit von uns rechts die Wüste, das ganze Nilthal mit Dörfern übersät, die an den kleinen Dattelhainen umher kenntlich sind. Die alten Formen des Mokattam verschwinden allmählich, es wird eine andre, wenngleich immer ähnliche Gegend. Dörfer mit indischen Feigenpflanzungen bieten einen Wechsel dar, in dem einen schießt Eugen ein Paar Tauben. Dann geht unser Weg wieder eine lange Zeit in dem Bette des an vielen Stellen jetzt ganz ausgetrockneten Bachr Jousef entlang, wo rechter Hand die Wüste natürliche Sanddünen mit Tamariskengesträuch aufgeschüttet hat. Fast den ganzen Weg, alle Felder und Sträucher sind mit Heuschrecken übersät. Endlich erblicken wir die Pyramiden von Lischt. Wir wollten eigentlich an der letzten Halt machen, doch war der Abend zu weit vorgerückt, und so blieb der Zug am östlichen Fuß der 1ten Pyramide; wo wir nach Untergang der Sonne anlangten, nachdem der Zug kaum eine Stunde da war. Jetzt wurden die Zelte aufgeschlagen; ich legte mich in dem Meinigen gleich nieder, um ein wenig auszuruhen, denn ich war sehr müde und hungrig. Es dauerte außerordentlich lange heut, eh wir etwas zu Essen bekamen, endlich aber gab es Eierkuchen, Datteln, Melonen (sehr mehlig) und Reis; es wurde beim Essen und nachher viel gelacht; ich war heiter und aufgeräumt. Nach Sonnenuntergang heftiger Wind. Der Tag war sehr schön, heiß, aber kühlender Wind. Endlich nach 11 Uhr lege ich mich mit Abeken in dessen Zelt zu Bette, und schlafe die Nacht trefflich.

Sonnabend den 20ten Mai 1843. Heut früh auf die Pyramide, um das bedeutende Todtenfeld zu besichtigen. Beim Hinaufklettern geht meine Flinte los, doch ohne mich zu beschädigen. Während

Von hier aus erblicken wir den stattlichen Zug unsrer Kameele sich durch die Ebne bewegen. - Jetzt machen auch wir uns direkt nach Lischt auf. Unser Weg geht ebenfalls in der Ebne hin, nicht weit von uns rechts die Wüste, das ganze Nilthal mit Dörfern übersät, die an den kleinen Dattelhainen umher kenntlich sind. Die alten Formen des Mokattam verschwinden allmählich, es wird eine andre, wenngleich immer ähnliche Gegend. Dörfer mit indischen Feigenpflanzungen bieten einen Wechsel dar, in dem einen schießt Eugen ein Paar Tauben. Dann geht unser Weg wieder eine lange Zeit in dem Bette des an vielen Stellen jetzt ganz ausgetrockneten Bachr Jousef entlang, wo rechter Hand die Wüste natürliche Sanddünen mit Tamariskengesträuch aufgeschüttet hat. Fast den ganzen Weg, alle Felder und Sträucher sind mit Heuschrecken übersät. Endlich erblicken wir die Pyramiden von Lischt. Wir wollten eigentlich an der letzten Halt machen, doch war der Abend zu weit vorgerückt, und so blieb der Zug am östlichen Fuß der 1ten Pyramide; wo wir nach Untergang der Sonne anlangten, nachdem der Zug kaum eine Stunde da war. Jetzt wurden die Zelte aufgeschlagen; ich legte mich in dem Meinigen gleich nieder, um ein wenig auszuruhen, denn ich war sehr müde und hungrig. Es dauerte außerordentlich lange heut, eh wir etwas zu Essen bekamen, endlich aber gab es Eierkuchen, Datteln, Melonen (sehr mehlig) und Reis; es wurde beim Essen und nachher viel gelacht; ich war heiter und aufgeräumt. Nach Sonnenuntergang heftiger Wind. Der Tag war sehr schön, heiß, aber kühlender Wind. Endlich nach 11 Uhr lege ich mich mit Abeken in dessen Zelt zu Bette, und schlafe die Nacht trefflich.

Sonnabend den 20ten Mai 1843. Heut früh auf die Pyramide, um das bedeutende Todtenfeld zu besichtigen. Beim Hinaufklettern geht meine Flinte los, doch ohne mich zu beschädigen. Während

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[213/0214] Von hier aus erblicken wir den stattlichen Zug unsrer Kameele sich durch die Ebne bewegen. - Jetzt machen auch wir uns direkt nach Lischt auf. Unser Weg geht ebenfalls in der Ebne hin, nicht weit von uns rechts die Wüste, das ganze Nilthal mit Dörfern übersät, die an den kl Dattelhainen umher kenntlich sind. Die alten Formen des Mokattam verschwinden allmählich, es wird eine andre, wenngleich immer ähnliche Gegend. Dörfer mit indischen Feigenpflanzungen bieten einen Wechsel dar, in dem einen schießt Eugen ein Paar Tauben. Dann geht unser Weg wieder eine lange Zeit in d Bette des an vielen Stellen jetzt ganz ausgetrockneten Bachr Jousef entlang, wo rechter Hand die Wüste natürliche Sanddünen mit Tamariskengesträuch aufgeschüttet hat. Fast d ganzen Weg, alle Felder d Sträucher sind mit Heuschrecken übersät. Endlich erblicken wir die Pyram v Lischt. Wir wollten eigentlich an d letzten Halt machen, doch war d Abend zu weit vorgerückt, d so blieb der Zug am östl Fuß d 1ten Pyr; wo wir nach Untergang der Sonne anlangten, nachdem der Zug kaum eine Stunde da war. Jetzt wurden die Zelte aufgeschlagen; ich legte mich in d Meinigen gleich nieder, um ein wenig auszuruhen, denn ich war sehr müde d hungrig. Es dauerte außerordentlich lange heut, eh wir etwas zu Essen bekamen, endl ab gab es Eierkuchen, Datteln, Melonen (sehr mehlig) d Reis; es wurde beim Essen d nachher viel gelacht; ich war heiter d aufgeräumt. Nach Sonnenuntergang heftiger Wind. Der Tag war sehr schön, heiß, aber kühlender Wind. Endlich nach 11 Uhr lege ich mich mit Abeken in dessen Zelt zu Bette, d schlafe d Nacht trefflich. Sonnabend d 20ten Mai 1843. Heut früh auf d Pyr, um d bedeutende Todtenfeld zu besichtigen. Beim Hinaufklettern geht m Flinte los, doch ohne mich zu beschädigen. Während

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/214>, abgerufen am 29.03.2024.