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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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Indessen ist der Ankerplatz besser als er scheinen mochte; wir laufen, obwohl die Sonne schon untergeht, noch den größten Theil der Gräber durch und finden nichts Beschriebenes; kleine rohe Löcher, die ich für sehr alt halte. Spät Abends einige heftige Windstöße, die wieder eine Menge Thiergeschmeiß in die Cajüte jagen, so daß ich in meinem Zeitungslesen nicht fortfahren kann. Wir bleiben die Nacht über hier. -

Sonnabend den 23ten September 1843. Heut früh untersuchen Lepsius un ich noch einmal die Gräber und es gelingt Ersterem doch, in dem einen auf einer Steele einige Hieroglyphen zu finden, die ihm der 6ten Dynastie anzugehören scheinen. Um 10 Uhr etwa segeln wir von diesem Punkt ab und kommen beinah in 2 Stunden nach Monfalut auf der linken Stromseite; eine nicht unbedeutende Stadt, früher viel bedeutender, aber der Strom hat fast die Hälfte vor 12 Jahren weggenommen. Die Straßen breit, anständig, der Basar schön, bedeckt. 7 wohlerhaltene Moscheen heben sich recht hübsch aus ihr hervor. - Wir bestellen Pferde, weil nach Linant in der westlichen Wüste hier eine Ziegelpyramide liegen soll. Lepsius, Abeken und ich gehen allein. Ich will zu Pferde reiten, aber das Thier ist so wenig zugeritten, und der Sattel so unpassend für mich, daß ich es nicht wagen mag, und hinter der Stadt wieder absteige, Lepsius versucht das Thier auch und findet es eben so schlecht, wir schicken es darum zurück und lassen einen Esel nachkommen; ich setze mich auf meinen alten Esel; so geht es dann den Damm entlang zwischen immensen Wasserflächen. Im nächsten Dorfe Wände von Töpfen; die Kinder gehen schon bei weitem allgemeiner ganz nackt; die Mädchen oft mit einem bloßen blauen Lappen auf dem Kopf. Der Weg bis zur Wüste wird etwa in 5/4 Stunden zurückgelegt; nun noch 1/2 Stunde am Wüstenufer entlang, was weithin mit Beduinenlagern bedeckt, eine enorme Quantität von Zelten. Rechts immer die Überschwemmungswasserfläche, worin die Kinder spielen; viele Negerknaben, deren schwarzer Körper naß wie Karfunkel glänzt. - Endlich gelangen wir zu dem schwarzen, im Umfang sehr bedeutenden Ziegelwerk; der ziemlich orientirte Querraum ist in der Mitte vertieft, weshalb es zweifelhaft sein könnte, ob es eine Pyramide ist; Lepsius und ich halten es dafür, sie hat 140 meter Länge die Seite; der Wall ist an 40 Fuß hoch. - Wir trinken, nachdem die Diener nachgekommen sind, Kaffee dort und rauchen eine Pfeife, die jetzt auf unsren Ausflügen immer mitgenommen wird. - Dann, etwa um 1/4 6 treten wir den Rückweg an, den wir

Indessen ist der Ankerplatz besser als er scheinen mochte; wir laufen, obwohl die Sonne schon untergeht, noch den größten Theil der Gräber durch und finden nichts Beschriebenes; kleine rohe Löcher, die ich für sehr alt halte. Spät Abends einige heftige Windstöße, die wieder eine Menge Thiergeschmeiß in die Cajüte jagen, so daß ich in meinem Zeitungslesen nicht fortfahren kann. Wir bleiben die Nacht über hier. -

Sonnabend den 23ten September 1843. Heut früh untersuchen Lepsius un ich noch einmal die Gräber und es gelingt Ersterem doch, in dem einen auf einer Steele einige Hieroglyphen zu finden, die ihm der 6ten Dynastie anzugehören scheinen. Um 10 Uhr etwa segeln wir von diesem Punkt ab und kommen beinah in 2 Stunden nach Monfalut auf der linken Stromseite; eine nicht unbedeutende Stadt, früher viel bedeutender, aber der Strom hat fast die Hälfte vor 12 Jahren weggenommen. Die Straßen breit, anständig, der Basar schön, bedeckt. 7 wohlerhaltene Moscheen heben sich recht hübsch aus ihr hervor. - Wir bestellen Pferde, weil nach Linant in der westlichen Wüste hier eine Ziegelpyramide liegen soll. Lepsius, Abeken und ich gehen allein. Ich will zu Pferde reiten, aber das Thier ist so wenig zugeritten, und der Sattel so unpassend für mich, daß ich es nicht wagen mag, und hinter der Stadt wieder absteige, Lepsius versucht das Thier auch und findet es eben so schlecht, wir schicken es darum zurück und lassen einen Esel nachkommen; ich setze mich auf meinen alten Esel; so geht es dann den Damm entlang zwischen immensen Wasserflächen. Im nächsten Dorfe Wände von Töpfen; die Kinder gehen schon bei weitem allgemeiner ganz nackt; die Mädchen oft mit einem bloßen blauen Lappen auf dem Kopf. Der Weg bis zur Wüste wird etwa in 5/4 Stunden zurückgelegt; nun noch ½ Stunde am Wüstenufer entlang, was weithin mit Beduinenlagern bedeckt, eine enorme Quantität von Zelten. Rechts immer die Überschwemmungswasserfläche, worin die Kinder spielen; viele Negerknaben, deren schwarzer Körper naß wie Karfunkel glänzt. - Endlich gelangen wir zu dem schwarzen, im Umfang sehr bedeutenden Ziegelwerk; der ziemlich orientirte Querraum ist in der Mitte vertieft, weshalb es zweifelhaft sein könnte, ob es eine Pyramide ist; Lepsius und ich halten es dafür, sie hat 140 meter Länge die Seite; der Wall ist an 40 Fuß hoch. - Wir trinken, nachdem die Diener nachgekommen sind, Kaffee dort und rauchen eine Pfeife, die jetzt auf unsren Ausflügen immer mitgenommen wird. - Dann, etwa um ¼ 6 treten wir den Rückweg an, den wir

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[42/0043] Indessen ist d Ankerplatz besser als er scheinen mochte; wir laufen, obwohl d Sonne schon untergeht, noch d größten Theil d Gräber durch d finden nichts Beschriebenes; kleine rohe Löcher, die ich für sehr alt halte. Spät Abends einige heftige Windstöße, die wieder eine Menge Thiergeschmeiß in d Cajüte jagen, so daß ich in meinem Zeitungslesen nicht fortfahren kann. Wir bleiben die Nacht über hier. - Sonnabend d 23ten Sept 1843. Heut früh untersuchen Leps d ich noch einmal die Gräber d es gelingt Ersterem doch, in dem einen auf einer Steele einige Hieroglyphen zu finden, die ihm der 6ten Dynastie anzugehören scheinen. Um 10 Uhr etwa segeln wir von diesem Punkt ab d kommen beinah in 2 Stunden nach Monfalut auf d linken Stromseite; eine nicht unbedeutende Stadt, früher viel bedeutender, aber der Strom hat fast die Hälfte vor 12 Jahren weggenommen. Die Straßen breit, anständig, der Basar schön, bedeckt. 7 wohlerhaltene Moscheen heben sich recht hübsch aus ihr hervor. - Wir bestellen Pferde, weil nach Linant in der westl Wüste hier eine Ziegelpyr liegen soll. Leps, Abeken d ich gehen allein. Ich will zu Pferde reiten, aber d Thier ist so wenig zugeritten, d d Sattel so unpassend für mich, daß ich es nicht wagen mag, d hinter der Stadt wieder absteige, Leps versucht das Thier auch d findet es eben so schlecht, wir schicken es darum zurück d lassen einen Esel nachkommen; ich setze mich auf meinen alten Esel; so geht es dann den Damm entlang zwischen immensen Wasserflächen. Im nächsten Dorfe Wände von Töpfen; die Kinder gehen schon bei weitem allgemeiner ganz nackt; die Mädchen oft mit einem bloßen blauen Lappen auf d Kopf. Der Weg bis zur Wüste wird etwa in 5/4 Stunden zurückgelegt; nun noch ½ Stunde am Wüstenufer entlang, was weithin mit Beduinenlagern bedeckt, eine enorme Quantität v Zelten. Rechts immer die Überschwemmungswassfläche, worin die Kinder spielen; viele Negerknaben, deren schwarzer Körper naß wie Karfunkel glänzt. - Endlich gelangen wir zu dem schwarzen, im Umfang sehr bedeutenden Ziegelwerk; der ziemlich orientirte Querraum ist in d Mitte vertieft, weshalb es zweifelhaft sein könnte, ob es eine Pyr ist; Leps d ich halten es dafür, sie hat 140 m Länge die Seite; der Wall ist an 40 Fuß hoch. - Wir trinken, nachdem die Diener nachgekommen sind, Kaffee dort d rauchen e Pfeife, die jetzt auf unsren Ausflügen immer mitgenommen wird. - Dann, etwa um ¼ 6 treten wir d Rückweg an, den wir

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/43>, abgerufen am 19.04.2024.