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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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kaum stehend erhalten konnten;Abeken, bis zu den Knien darin, fiel um und rief Hülfe, weil er glaubte, nicht aufstehen zu können. -

Montag den 23ten October 1843. Ernst nimmt die alte Stadt Eletyia, bei den Arabern El Kab genannt, heut mit der Camera lucida auf, Max zeichnet auf der Barke und ich reite mit Abeken un Lepsius weit in das Thal hinein, wo ein kleiner Tempel von Amenophis III erbaut, besichtigt wird; dann kehren wir zu den Gräbern zurück, nachdem ich zuvor noch allein nördlich von der alten Stadt geritten bin, um einen fast ganz zerstörten Tempel und einen eigenthümlich ausgearbeiteten isolirten Fels, dann aber andre Grottenlöcher zu besichtigen. Nach dem Zurückkehren zu Lepsius klatsche ich in Gemeinschaft mit dem langen Kavaß fleißig ab, worin mich Lepsius zuletzt ablöst; dann geht es noch einmal zu dem Tempel in der Ummauerung und, schon im Dunkeln, wieder ins Nilbad, wo wir eine bessere und ruhigere Stelle finden, als gestern; Furcht des Schiffers vor den Crokodillen (Sempsach), die uns aber nicht irre macht; in der Ferne wieder Wetterleuchten. - Wir fahren noch am Abend von Eleityia ab, und liegen am Morgen früh des

Dienstag den 24ten October 1843 vor dem einige Stunden von dort entfernten Edfu (Hermopolis Magna). Nach dem Frühstück spatzieren wir nach dem 1/4 Stunde entfernten kleinen Städtchen oder Flecken, lassen uns durch einen Kanal tragen und kommen dann zu den schon von Fern erblickten mächtigen Pylonen, die riesenhaft aufragen. Das Dorf ist rings um den Tempel und über den Tempel gebaut und gekleckst; nur in den höchst stattlichen Säulenvorhof und in die daranstoßende Säulenhalle von 18 Säulen kann man dringen und auch von diesen sehen nicht viel mehr als die Capitäler aus dem Schutt. Der Tempel ist von den Ptolemäern erbaut; die Säulen mit ihren mannichfaltigen Kapitälen machen auf mich einen recht imposanten Anblick; überhaupt ist es ein riesenhafter Tempel. Schöne und weite Aussicht von der Höhe der Pylonen, nachher Besichtigung des kleinen schmutzigen Typhoniums, was südwärts vom großen Tempel liegt; 3 stinkende Rindviehskelette machten den Aufenthalt hierin nicht sehr angenehm. Um Mittag in enormer Sonnengluth zurückgegangen und dann unser Essen, statt auf der Fliegenbarke unter einer schattigen Sykomore am Ufer eingenommen, wo denn Abeken zum Nachtisch aus Göthes Gedichten vorlas. Um 2 Uhr etwa habe ich in der Cajüte 24 1/2° Hitze; wir fahren jetzt weiter aufwärts nach

kaum stehend erhalten konnten;Abeken, bis zu den Knien darin, fiel um und rief Hülfe, weil er glaubte, nicht aufstehen zu können. -

Montag den 23ten October 1843. Ernst nimmt die alte Stadt Eletyia, bei den Arabern El Kab genannt, heut mit der Camera lucida auf, Max zeichnet auf der Barke und ich reite mit Abeken un Lepsius weit in das Thal hinein, wo ein kleiner Tempel von Amenophis III erbaut, besichtigt wird; dann kehren wir zu den Gräbern zurück, nachdem ich zuvor noch allein nördlich von der alten Stadt geritten bin, um einen fast ganz zerstörten Tempel und einen eigenthümlich ausgearbeiteten isolirten Fels, dann aber andre Grottenlöcher zu besichtigen. Nach dem Zurückkehren zu Lepsius klatsche ich in Gemeinschaft mit dem langen Kavaß fleißig ab, worin mich Lepsius zuletzt ablöst; dann geht es noch einmal zu dem Tempel in der Ummauerung und, schon im Dunkeln, wieder ins Nilbad, wo wir eine bessere und ruhigere Stelle finden, als gestern; Furcht des Schiffers vor den Crokodillen (Sempsach), die uns aber nicht irre macht; in der Ferne wieder Wetterleuchten. - Wir fahren noch am Abend von Eleityia ab, und liegen am Morgen früh des

Dienstag den 24ten October 1843 vor dem einige Stunden von dort entfernten Edfu (Hermopolis Magna). Nach dem Frühstück spatzieren wir nach dem ¼ Stunde entfernten kleinen Städtchen oder Flecken, lassen uns durch einen Kanal tragen und kommen dann zu den schon von Fern erblickten mächtigen Pylonen, die riesenhaft aufragen. Das Dorf ist rings um den Tempel und über den Tempel gebaut und gekleckst; nur in den höchst stattlichen Säulenvorhof und in die daranstoßende Säulenhalle von 18 Säulen kann man dringen und auch von diesen sehen nicht viel mehr als die Capitäler aus dem Schutt. Der Tempel ist von den Ptolemäern erbaut; die Säulen mit ihren mannichfaltigen Kapitälen machen auf mich einen recht imposanten Anblick; überhaupt ist es ein riesenhafter Tempel. Schöne und weite Aussicht von der Höhe der Pylonen, nachher Besichtigung des kleinen schmutzigen Typhoniums, was südwärts vom großen Tempel liegt; 3 stinkende Rindviehskelette machten den Aufenthalt hierin nicht sehr angenehm. Um Mittag in enormer Sonnengluth zurückgegangen und dann unser Essen, statt auf der Fliegenbarke unter einer schattigen Sykomore am Ufer eingenommen, wo denn Abeken zum Nachtisch aus Göthes Gedichten vorlas. Um 2 Uhr etwa habe ich in der Cajüte 24 ½° Hitze; wir fahren jetzt weiter aufwärts nach

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[60/0061] kaum stehend erhalten konnten;Ab, bis zu d Knien darin, fiel um d rief Hülfe, weil er glaubte, nicht aufstehen zu können. - Montag d 23ten Oct 1843. Ernst nimmt die alte Stadt Eletyia, bei d Arabern El Kab genannt, heut mit d Cam lucida auf, Max zeichnet auf d Barke d ich reite mit Ab d Leps weit in d Thal hinein, wo ein kleiner Tempel v Amenophis III erbaut, besichtigt wird; dann kehren wir zu d Gräbern zurück, nachdem ich zuvor noch allein nördl v d alten Stadt geritten bin, um einen fast ganz zerstörten Tempel d einen eigenthümlich ausgearbeiteten isolirten Fels, dann aber andre Grottenlöcher zu besichtigen. Nach d Zurückkehren zu Leps klatsche ich in Gemeinschaft mit d langen Kavaß fleißig ab, worin mich Leps zuletzt ablöst; dann geht es noch einmal zu dem Tempel in d Ummauerung d, schon im Dunkeln, wieder ins Nilbad, wo wir eine bessere d ruhigere Stelle finden, als gestern; Furcht des Schiffers vor den Crokodillen (Sempsach), die uns aber nicht irre macht; in der Ferne wieder Wetterleuchten. - Wir fahren noch am Abend von Eleityia ab, d liegen am Morgen früh des Dienstag d 24ten Oct 1843 vor dem einige Stunden v dort entfernten Edfu (Hermopolis Magna). Nach d Frühstück spatzieren wir nach dem ¼ Stunde entfernten kl Städtchen oder Flecken, lassen uns durch einen Kanal tragen d kommen dann zu den schon von Fern erblickten mächtigen Pylonen, die riesenhaft aufragen. Das Dorf ist rings um den Tempel d über d Tempel gebaut d gekleckst; nur in den höchst stattlichen Säulenvorhof d in die daranstoßende Säulenhalle von 18 Säulen kann man dringen d auch von diesen sehen nicht viel mehr als die Capitäler aus dem Schutt. Der Tempel ist von den Ptolemäern erbaut; die Säulen mit ihren mannichfaltigen Kapitälen machen auf mich einen recht imposanten Anblick; überhaupt ist es ein riesenhafter Tempel. Schöne d weite Aussicht v d Höhe der Pylonen, nachher Besichtigung des kleinen schmutzigen Typhoniums, was südwärts v großen Tempel liegt; 3 stinkende Rindviehskelette machten d Aufenthalt hierin nicht sehr angenehm. Um Mittag in enormer Sonnengluth zurückgegangen d dann unser Essen, statt auf d Fliegenbarke unter einer schattigen Sykomore am Ufer eingenommen, wo denn Abeken zum Nachtisch aus Göthes Gedichten vorlas. Um 2 Uhr etwa habe ich in d Cajüte 24 ½° Hitze; wir fahren jetzt weiter aufwärts nach

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/61>, abgerufen am 28.03.2024.