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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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Hügelrücken zwischen diesen Wasserläufen sind zu Tage liegender Fels von schwarzem Schiefer und auch bisweilen schwarzer Basalt, die Katarakt scheint von Ersterem gebildet zu sein. Die Wüste auf beiden Seiten des Nil steigt sehr wenig an, ist nicht gebirgig, und man erblickt den Fluß erst, wenn man dicht vor ihm ist. Vormittag passirten wir ein Dorf Namens Begir. - Die Wüste hier wird: Akaba el homar genannt, weil es eine Menge wilder Esel in ihr gibt, die von den Einwohnern gefangen werden. Wir kauften heut Mittag einen Hammel für 20 Piaster, groß und stark, der uns gegen Abend fortlief, und den es wiederzuschaffen große Mühe machte; er war in eins der waldigen Wadi's gelaufen. Die Sonne brannte den Tag wieder ganz gehörig und meine arme Nasenspitze ist weiß angelaufen; sie will sich absolut nicht an die Sonne gewöhnen. Heut ist Franke's Geburtstag, und wir feiern ihn mit einer Flasche Wein, die wir zu unserm Braten verzehren wollen.

Freitag den 26ten Januar 1844. Zu gewohnter Stunde gleich nach 7 Uhr brachen wir heut auf; der Weg führte uns zuerst noch am Flusse hin, der in kleinen Katarakten dahinrauschte; die hervorstehenden Felsen zum Theil mit Gras und niedrigem Gebüsch bewachsen, wo Gänse, Enten und andres Geflügel in reicher Zahl hauste; Max und Franke stiegen auch ab und gingen eine Strecke zu Fuß mit ihrer Flinte; größere Inseln theilten den Fluß, grün bewachsen. Später wendete sich der Weg wieder in das Wüstenterrain, wir verloren den Nil aus dem Gesichte, doch die Vegetation hörte darum nicht auf; nicht nur die Wasserläufe, Wadi's der Ebne zeigten sich mit Dom, Sant und vielfachem Gesträuch bewachsen, sondern die ganze weite Fläche erschien mit kleinen Baumgruppen belebt, soweit das Auge reichte; der Boden war mehr erdig als sandig und er kam Einem fast wie ein großartiger Park vor, in welchem man ritt, wir fühlten die grünen Rasenteppiche. Um 10 Uhr etwa kamen wir vor dem Dorfe Geneneta vorüber. Die Häuser hier sind wie in Obernubien und eher besser als schlechter gebaut, 4eckig, oft mit großen umbauten Hofräumen umgeben; die Bevölkerung schien mir überall sehr schwach zu sein. - Vor einigen Kirchhöfen kamen wir vorbei, die Gräber lagen von Süden nach Norden und waren mit Kieselsteinen überlegt, die nicht selten von einem Kranz von Muscheln umlegt und verziert erschienen; oben und unten steckten meist Stäbchen. Die Schechgräber waren ausgezeichnet durch längere Rohrstäbe, an denen weiße Läppchen flatterten, auch sahen wir eins, was mit einer Art Holzlaube mit Matten gedeckt, versehen war. Der Nil bildet hier eine seiner größten Inseln, genannt Geziret Artoli, die sich bis zu einem weit entfernten Berge, der jenseits dunkelblau aufstieg, [...] ausdehnt; vielleicht aber liegt bei niedrigstem Wasserstande der eine Arm fast trocken, denn sie findet sich auf unsrer Karte nicht angegeben, die übrigens in diesen Regionen sehr mangel

Hügelrücken zwischen diesen Wasserläufen sind zu Tage liegender Fels von schwarzem Schiefer und auch bisweilen schwarzer Basalt, die Katarakt scheint von Ersterem gebildet zu sein. Die Wüste auf beiden Seiten des Nil steigt sehr wenig an, ist nicht gebirgig, und man erblickt den Fluß erst, wenn man dicht vor ihm ist. Vormittag passirten wir ein Dorf Namens Begir. - Die Wüste hier wird: Akaba el homar genannt, weil es eine Menge wilder Esel in ihr gibt, die von den Einwohnern gefangen werden. Wir kauften heut Mittag einen Hammel für 20 Piaster, groß und stark, der uns gegen Abend fortlief, und den es wiederzuschaffen große Mühe machte; er war in eins der waldigen Wadi’s gelaufen. Die Sonne brannte den Tag wieder ganz gehörig und meine arme Nasenspitze ist weiß angelaufen; sie will sich absolut nicht an die Sonne gewöhnen. Heut ist Franke’s Geburtstag, und wir feiern ihn mit einer Flasche Wein, die wir zu unserm Braten verzehren wollen.

Freitag den 26ten Januar 1844. Zu gewohnter Stunde gleich nach 7 Uhr brachen wir heut auf; der Weg führte uns zuerst noch am Flusse hin, der in kleinen Katarakten dahinrauschte; die hervorstehenden Felsen zum Theil mit Gras und niedrigem Gebüsch bewachsen, wo Gänse, Enten und andres Geflügel in reicher Zahl hauste; Max und Franke stiegen auch ab und gingen eine Strecke zu Fuß mit ihrer Flinte; größere Inseln theilten den Fluß, grün bewachsen. Später wendete sich der Weg wieder in das Wüstenterrain, wir verloren den Nil aus dem Gesichte, doch die Vegetation hörte darum nicht auf; nicht nur die Wasserläufe, Wadi’s der Ebne zeigten sich mit Dom, Sant und vielfachem Gesträuch bewachsen, sondern die ganze weite Fläche erschien mit kleinen Baumgruppen belebt, soweit das Auge reichte; der Boden war mehr erdig als sandig und er kam Einem fast wie ein großartiger Park vor, in welchem man ritt, wir fühlten die grünen Rasenteppiche. Um 10 Uhr etwa kamen wir vor dem Dorfe Geneneta vorüber. Die Häuser hier sind wie in Obernubien und eher besser als schlechter gebaut, 4eckig, oft mit großen umbauten Hofräumen umgeben; die Bevölkerung schien mir überall sehr schwach zu sein. - Vor einigen Kirchhöfen kamen wir vorbei, die Gräber lagen von Süden nach Norden und waren mit Kieselsteinen überlegt, die nicht selten von einem Kranz von Muscheln umlegt und verziert erschienen; oben und unten steckten meist Stäbchen. Die Schechgräber waren ausgezeichnet durch längere Rohrstäbe, an denen weiße Läppchen flatterten, auch sahen wir eins, was mit einer Art Holzlaube mit Matten gedeckt, versehen war. Der Nil bildet hier eine seiner größten Inseln, genannt Geziret Artoli, die sich bis zu einem weit entfernten Berge, der jenseits dunkelblau aufstieg, […] ausdehnt; vielleicht aber liegt bei niedrigstem Wasserstande der eine Arm fast trocken, denn sie findet sich auf unsrer Karte nicht angegeben, die übrigens in diesen Regionen sehr mangel

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[107/0108] Hügelrücken zwischen diesen Wasserläufen sind zu Tage liegender Fels von schwarzem Schiefer d auch bisweilen schw Basalt, die Katarakt scheint von Ersterem gebildet zu sein. Die Wüste auf beiden Seiten des Nil steigt sehr wenig an, ist nicht gebirgig, d man erblickt den Fluß erst, wenn man dicht vor ihm ist. Vormittag passirten wir ein Dorf Namens Begir. - Die Wüste hier wird: Akaba el homar genannt, weil es eine Menge wilder Esel in ihr gibt, die von den Einwohnern gefangen werden. Wir kauften heut Mittag einen Hammel für 20 Piaster, groß d stark, der uns gegen Abend fortlief, d den es wiederzuschaffen große Mühe machte; er war in eins der waldigen Wadi’s gelaufen. Die Sonne brannte den Tag wieder ganz gehörig d meine arme Nasenspitze ist weiß angelaufen; sie will sich absolut nicht an d Sonne gewöhnen. Heut ist Franke’s Geburtstag, d wir feiern ihn mit e Flasche Wein, die wir zu unserm Braten verzehren wollen. Freitag d 26ten Jan 1844. Zu gewohnter Stunde gleich nach 7 Uhr brachen wir heut auf; der Weg führte uns zuerst noch am Flusse hin, der in kleinen Katarakten dahinrauschte; die hervorstehenden Felsen zum Theil mit Gras d niedrigem Gebüsch bewachsen, wo Gänse, Enten d andres Geflügel in reicher Zahl hauste; Max d Franke stiegen auch ab d gingen eine Strecke zu Fuß mit ihrer Flinte; größere Inseln theilten den Fluß, grün bewachsen. Später wendete sich d Weg wieder in d Wüstenterrain, wir verloren den Nil aus d Gesichte, doch die Vegetation hörte darum nicht auf; nicht nur die Wasserläufe, Wadi’s der Ebne zeigten sich mit Dom, Sant und vielfachem Gesträuch bewachsen, sondern die ganze weite Fläche erschien mit kleinen Baumgruppen belebt, soweit das Auge reichte; der Boden war mehr erdig als sandig d er kam Einem fast wie ein großartiger Park vor, in welchem man ritt, wir fühlten die grünen Rasenteppiche. Um 10 Uhr etwa kamen wir vor dem Dorfe Geneneta vorüber. Die Häuser hier sind wie in Obernubien d eher besser als schlechter gebaut, 4eckig, oft mit großen umbauten Hofräumen umgeben; die Bevölkerung schien mir überall sehr schwach zu sein. - Vor einigen Kirchhöfen kamen wir vorbei, die Gräber lagen von Süden nach Norden d waren mit Kieselsteinen überlegt, die nicht selten v e Kranz v Muscheln umlegt d verziert erschienen; oben d unten steckten meist Stäbchen. Die Schechgräber waren ausgezeichnet durch längere Rohrstäbe, an denen weiße Läppchen flatterten, auch sahen wir eins, was mit einer Art Holzlaube mit Matten gedeckt, versehen war. Der Nil bildet hier eine seiner größten Inseln, genannt Geziret Artoli, die sich bis zu einem weit entfernten Berge, der jenseits dunkelblau aufstieg, ausdehnt; vielleicht aber liegt bei niedrigstem Wasserstande der eine Arm fast trocken, denn sie findet sich auf unsrer Karte nicht angegeben, die übrigens in diesen Regionen sehr mangel

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/108>, abgerufen am 28.03.2024.