Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

Bild:
<< vorherige Seite

ein kleines Schwein gekauft, was er heut selbst schlachtet und zurichtet; die Araber wollten nicht daran, Hand anzulegen, weil ihnen Brathen und Essen von Schweinefleisch im Koran verboten ist. - Ich gebe am Nachmittag nichts recht Vernünftiges an, weil es sehr heiß ist und ich das Lager bei Lepsius Abwesenheit nicht gern verlassen will; auch um die Ausgräber noch etwas zu revidiren. Noch vor Sonnenuntergang kommt Lepsius von Medinet el Fayoum zurück; der Mudir hat ihn nicht mit besonderer Artigkeit empfangen. - Vor Schlafengehen Zeitungen gelesen. -

Montag den 29ten Mai 1843. Nach einer höchst stürmischen Nacht, wo Abekens Zelt wieder umfiel, so daß ich ihn am Morgen neben dem daliegenden Zelt unter freiem Himmel schlafend fand, folgt ein nicht zu heißer und erträglich windiger Tag. Meine Zeit ist getheilt zwischen Besuchen und Anweisen der Ausgrabungen im Verein mit Lepsius und zwischen Aufzeichnen meiner in den Reisetagen aufgenommenen Altertümerpläne. Nachmittag wieder ein kleines Schläfchen und am Abend erquickliches Bad im Canale. - - Heut Abend fängt der Wind wieder an, zu wüthen. - Wir haben heut an 60 - 70 Arbeiter. -

Dienstag den 30ten Mai 1843. Der Tag vergeht auf gleiche Weise wie gestern mit Revidiren der Ausgrabungen und Auftragen des Todtenfeldes von Meidum. Das Wetter ist heut ausgezeichnet schön; nicht zu starker Wind, nicht zu große Hitze. Die Ausgrabungen jenseit des Canals sind am interressantesten; doppelte Kammern übereinander unter der Erde zeigen sich, obgleich ganz roh gearbeitet. Von allen Bekleidungen und sonstigem Schmuck des Labyrinths ist fast nichts mehr übrig, nur die wenigen Säulenreste in dem Plateau vor der Pyramide. -

Mittwoch den 31ten Mai 1843. Die Beschäftigung heut ist ganz wie die von gestern; ich arbeite an dem Plane von Lischt. - An einem Architravblocke findet sich heut ein Königsname der 12ten Dynastie, was von großem Interresse ist. - Das Wetter ist heut schön und luftig, am Nachmittage jedoch wieder mit heftigeren Windstößen vermischt. - Wegen Brodtes, was mangelt, kommt es heut mit den Dienern zu einem Gerichtstage, worin unser Dolmetscher Mohamet geschaßt wird, der sich dann binnen einer 1/2 Stunde ohne adieu zu sagen, trotzig forttrollt; auch der KochAli soll nicht bleiben, doch kann er erst gehen, wenn wir einen Andern haben; wir sind dadurch in augenblicklicher Verlegenheit, doch war ein Exempel nothwendig. -

ein kleines Schwein gekauft, was er heut selbst schlachtet und zurichtet; die Araber wollten nicht daran, Hand anzulegen, weil ihnen Brathen und Essen von Schweinefleisch im Koran verboten ist. - Ich gebe am Nachmittag nichts recht Vernünftiges an, weil es sehr heiß ist und ich das Lager bei Lepsius Abwesenheit nicht gern verlassen will; auch um die Ausgräber noch etwas zu revidiren. Noch vor Sonnenuntergang kommt Lepsius von Medinet el Fayoum zurück; der Mudir hat ihn nicht mit besonderer Artigkeit empfangen. - Vor Schlafengehen Zeitungen gelesen. -

Montag den 29ten Mai 1843. Nach einer höchst stürmischen Nacht, wo Abekens Zelt wieder umfiel, so daß ich ihn am Morgen neben dem daliegenden Zelt unter freiem Himmel schlafend fand, folgt ein nicht zu heißer und erträglich windiger Tag. Meine Zeit ist getheilt zwischen Besuchen und Anweisen der Ausgrabungen im Verein mit Lepsius und zwischen Aufzeichnen meiner in den Reisetagen aufgenommenen Altertümerpläne. Nachmittag wieder ein kleines Schläfchen und am Abend erquickliches Bad im Canale. - - Heut Abend fängt der Wind wieder an, zu wüthen. - Wir haben heut an 60 - 70 Arbeiter. -

Dienstag den 30ten Mai 1843. Der Tag vergeht auf gleiche Weise wie gestern mit Revidiren der Ausgrabungen und Auftragen des Todtenfeldes von Meidum. Das Wetter ist heut ausgezeichnet schön; nicht zu starker Wind, nicht zu große Hitze. Die Ausgrabungen jenseit des Canals sind am interressantesten; doppelte Kammern übereinander unter der Erde zeigen sich, obgleich ganz roh gearbeitet. Von allen Bekleidungen und sonstigem Schmuck des Labyrinths ist fast nichts mehr übrig, nur die wenigen Säulenreste in dem Plateau vor der Pyramide. -

Mittwoch den 31ten Mai 1843. Die Beschäftigung heut ist ganz wie die von gestern; ich arbeite an dem Plane von Lischt. - An einem Architravblocke findet sich heut ein Königsname der 12ten Dynastie, was von großem Interresse ist. - Das Wetter ist heut schön und luftig, am Nachmittage jedoch wieder mit heftigeren Windstößen vermischt. - Wegen Brodtes, was mangelt, kommt es heut mit den Dienern zu einem Gerichtstage, worin unser Dolmetscher Mohamet geschaßt wird, der sich dann binnen einer ½ Stunde ohne adieu zu sagen, trotzig forttrollt; auch der KochAli soll nicht bleiben, doch kann er erst gehen, wenn wir einen Andern haben; wir sind dadurch in augenblicklicher Verlegenheit, doch war ein Exempel nothwendig. -

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0004" n="3"/>
ein <choice><abbr>kl</abbr><expan>kleines</expan></choice> Schwein gekauft, was er heut selbst schlachtet <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> zurichtet; die Araber wollten nicht daran, Hand anzulegen, weil ihnen Brathen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Essen <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Schweinefleisch im Koran verboten ist. - Ich gebe am Nachmittag nichts recht Vernünftiges an, weil es sehr heiß ist <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> ich das Lager bei <persName><choice><abbr>Leps</abbr><expan>Lepsius</expan></choice></persName> Abwesenheit nicht gern verlassen will; auch um die Ausgräber noch etwas zu revidiren. Noch vor Sonnenuntergang kommt <persName><choice><abbr>Leps</abbr><expan>Lepsius</expan></choice></persName> von <placeName><choice><abbr>Med</abbr><expan>Medinet</expan></choice> el Fayoum</placeName> zurück; der Mudir hat ihn nicht mit besonderer Artigkeit empfangen. - Vor Schlafengehen Zeitungen gelesen. -
</p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1843-05-29"><hi rendition="#u">Montag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 29ten Mai 1843</hi></date>. Nach einer höchst stürmischen Nacht, wo <persName>Abeken</persName>s Zelt wieder umfiel, so daß ich ihn am Morgen neben dem daliegenden Zelt unter freiem Himmel schlafend fand, folgt ein nicht zu heißer <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> erträglich windiger Tag. Meine Zeit ist getheilt <choice><abbr>zw</abbr><expan>zwischen</expan></choice> Besuchen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Anweisen der Ausgrabungen im Verein mit <persName><choice><abbr>Leps</abbr><expan>Lepsius</expan></choice></persName> <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> <choice><abbr>zw</abbr><expan>zwischen</expan></choice> Aufzeichnen meiner in den Reisetagen aufgenommenen Altertümerpläne. Nachmittag wieder ein <choice><abbr>kl</abbr><expan>kleines</expan></choice> Schläfchen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> am Abend erquickliches Bad im Canale. - - Heut Abend fängt <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Wind wieder an, zu wüthen. - Wir haben heut an 60 - 70 Arbeiter. -
</p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1843-05-30"><hi rendition="#u">Dienstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 30ten Mai 1843</hi></date>. Der Tag vergeht auf gleiche Weise wie gestern mit Revidiren der Ausgrabungen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Auftragen des Todtenfeldes von <placeName>Meidum</placeName>. Das Wetter ist heut ausgezeichnet schön; nicht zu starker Wind, nicht zu große Hitze. Die Ausgrabungen jenseit des Canals sind am interressantesten; doppelte Kammern übereinander unter <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Erde zeigen sich, <choice><abbr>obgl</abbr><expan>obgleich</expan></choice> ganz roh gearbeitet. Von allen Bekleidungen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> sonstigem Schmuck des <placeName>Labyrinth</placeName>s ist fast nichts mehr übrig, nur die wenigen Säulenreste in <choice><abbr>d</abbr><expan>dem</expan></choice> Plateau vor der <choice><abbr>Pyr</abbr><expan>Pyramide</expan></choice>. -
</p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1843-05-31"><hi rendition="#u">Mittwoch <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 31ten Mai 1843</hi></date>. Die Beschäftigung heut ist ganz wie die von gestern; ich arbeite an dem Plane von <placeName>Lischt</placeName>. -  An einem Architravblocke findet sich heut ein Königsname der 12ten Dynastie, was <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> großem Interresse ist. - Das Wetter ist heut schön <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> luftig, am Nachmittage jedoch wieder mit heftigeren Windstößen vermischt. - Wegen Brodtes, was mangelt, kommt es heut mit den Dienern zu einem Gerichtstage, worin unser Dolmetscher <persName>Mohamet</persName> geschaßt wird, der sich dann binnen einer ½ Stunde ohne adieu zu sagen, trotzig forttrollt; auch <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Koch<persName>Ali</persName> soll nicht bleiben, doch kann er erst gehen, wenn wir einen Andern haben; wir sind dadurch in augenblicklicher Verlegenheit, doch war ein Exempel nothwendig.  -
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0004] ein kl Schwein gekauft, was er heut selbst schlachtet d zurichtet; die Araber wollten nicht daran, Hand anzulegen, weil ihnen Brathen d Essen v Schweinefleisch im Koran verboten ist. - Ich gebe am Nachmittag nichts recht Vernünftiges an, weil es sehr heiß ist d ich das Lager bei Leps Abwesenheit nicht gern verlassen will; auch um die Ausgräber noch etwas zu revidiren. Noch vor Sonnenuntergang kommt Leps von Med el Fayoum zurück; der Mudir hat ihn nicht mit besonderer Artigkeit empfangen. - Vor Schlafengehen Zeitungen gelesen. - Montag d 29ten Mai 1843. Nach einer höchst stürmischen Nacht, wo Abekens Zelt wieder umfiel, so daß ich ihn am Morgen neben dem daliegenden Zelt unter freiem Himmel schlafend fand, folgt ein nicht zu heißer d erträglich windiger Tag. Meine Zeit ist getheilt zw Besuchen d Anweisen der Ausgrabungen im Verein mit Leps d zw Aufzeichnen meiner in den Reisetagen aufgenommenen Altertümerpläne. Nachmittag wieder ein kl Schläfchen d am Abend erquickliches Bad im Canale. - - Heut Abend fängt d Wind wieder an, zu wüthen. - Wir haben heut an 60 - 70 Arbeiter. - Dienstag d 30ten Mai 1843. Der Tag vergeht auf gleiche Weise wie gestern mit Revidiren der Ausgrabungen d Auftragen des Todtenfeldes von Meidum. Das Wetter ist heut ausgezeichnet schön; nicht zu starker Wind, nicht zu große Hitze. Die Ausgrabungen jenseit des Canals sind am interressantesten; doppelte Kammern übereinander unter d Erde zeigen sich, obgl ganz roh gearbeitet. Von allen Bekleidungen d sonstigem Schmuck des Labyrinths ist fast nichts mehr übrig, nur die wenigen Säulenreste in d Plateau vor der Pyr. - Mittwoch d 31ten Mai 1843. Die Beschäftigung heut ist ganz wie die von gestern; ich arbeite an dem Plane von Lischt. - An einem Architravblocke findet sich heut ein Königsname der 12ten Dynastie, was v großem Interresse ist. - Das Wetter ist heut schön d luftig, am Nachmittage jedoch wieder mit heftigeren Windstößen vermischt. - Wegen Brodtes, was mangelt, kommt es heut mit den Dienern zu einem Gerichtstage, worin unser Dolmetscher Mohamet geschaßt wird, der sich dann binnen einer ½ Stunde ohne adieu zu sagen, trotzig forttrollt; auch d KochAli soll nicht bleiben, doch kann er erst gehen, wenn wir einen Andern haben; wir sind dadurch in augenblicklicher Verlegenheit, doch war ein Exempel nothwendig. -

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/4
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/4>, abgerufen am 23.04.2024.