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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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geräumigen Barke; mit dieser (der wir bis Korusko 600 piaster geben) schiffen wir durch die letzten Catarakten mit großer Mühe nach dem Landungsplatz gegenüber Phylä. Sehr interressant das Arbeiten der dunklen nubischen Mannschaft in der Strömung zwischen und auf den Felsen. Nun wird die Barke mit den inzwischen angekommenen Sachen beladen und etwa um 1/2 5 Uhr Nachmittags fahren wir über nach der Insel. Abeken hat sich einen kleinen Nachen genommen (wofür er 100 piaster zahlen soll), da er in unserm Schiffe keinen rechten Platz findet. - Das Wetter ist heut wieder warm und schön, doch die Luft im Ganzen noch immer abgekühlt. - Wir haben uns in der Barke wie auf unsrer letzten eingerichtet, und finden uns ja ganz behaglich. - Der Abend war sehr schön, die Luft still und mondhell, wenngleich etwas feucht. Abends sah ich dem Schachspielen von Lepsius und Abeken zu, wo wir manchen Spaß hatten. - Um 1/2 11 Uhr zu Bett.

Freitag den 3ten November 1843. Wir begeben uns heut früh an die Arbeit, und zwar Max an das Ausmessen der Fronten der beiden Hauptpylonen, um sie zu zeichnen, Ernst und ich aber an das Abklatschen der unzähligen griechischen Inschriften auf denselben; wir essen Mittag in einer der Kammern neben der Terrasse vor dem offnen Tempel, wo unsre Schiffe liegen. Abendessen auf unserm Schiffe, wo Abeken jetzt immer mit ißt. Nach dem Abendessen spielt wieder Lepsius und Abeken Schach; um 1/2 10 Uhr etwa heißt es, unser Bote mit den Briefen sei gekommen; Abeken's Barke wird hinübergeschickt, ihn zu holen, unsre Freude ist groß. Jetzt kommt er endlich und was bringt er, einen dummen Brief vom englischen Consul Walen und unsrem Vicekonsul Bockty aus Cairo, woraus wir erfahren, daß unsre Briefschaften an unsren Agenten nach Kenne geschickt sind und zwar am 11ten October; unser jetziger Expresser war aber gar nicht nach Kenne gekommen, sondern hatte den einzelnen Brief vorher aufgefaßt und uns gebracht, das war eine große Widerwärtigkeit; nach vielem Hin-und Herreden, wo schon Jussuf beinah so weit war, selbst nach Kenne zu gehen, beschließen wir, lieber noch einen Expressen nach Kenne zu schicken, der uns nach Korusko nachkommen soll. - Das Wetter ist heut wieder sehr bewölkt, so daß ich beinah schon glaubte, es möchte wieder ein Gewitter kommen; im Schatten sehr kühl, die Sonne heiß. - Es kann im Schatten kaum am Mittag 24° gewesen sein. -

geräumigen Barke; mit dieser (der wir bis Korusko 600 piaster geben) schiffen wir durch die letzten Catarakten mit großer Mühe nach dem Landungsplatz gegenüber Phylä. Sehr interressant das Arbeiten der dunklen nubischen Mannschaft in der Strömung zwischen und auf den Felsen. Nun wird die Barke mit den inzwischen angekommenen Sachen beladen und etwa um ½ 5 Uhr Nachmittags fahren wir über nach der Insel. Abeken hat sich einen kleinen Nachen genommen (wofür er 100 piaster zahlen soll), da er in unserm Schiffe keinen rechten Platz findet. - Das Wetter ist heut wieder warm und schön, doch die Luft im Ganzen noch immer abgekühlt. - Wir haben uns in der Barke wie auf unsrer letzten eingerichtet, und finden uns ja ganz behaglich. - Der Abend war sehr schön, die Luft still und mondhell, wenngleich etwas feucht. Abends sah ich dem Schachspielen von Lepsius und Abeken zu, wo wir manchen Spaß hatten. - Um ½ 11 Uhr zu Bett.

Freitag den 3ten November 1843. Wir begeben uns heut früh an die Arbeit, und zwar Max an das Ausmessen der Fronten der beiden Hauptpylonen, um sie zu zeichnen, Ernst und ich aber an das Abklatschen der unzähligen griechischen Inschriften auf denselben; wir essen Mittag in einer der Kammern neben der Terrasse vor dem offnen Tempel, wo unsre Schiffe liegen. Abendessen auf unserm Schiffe, wo Abeken jetzt immer mit ißt. Nach dem Abendessen spielt wieder Lepsius und Abeken Schach; um ½ 10 Uhr etwa heißt es, unser Bote mit den Briefen sei gekommen; Abeken’s Barke wird hinübergeschickt, ihn zu holen, unsre Freude ist groß. Jetzt kommt er endlich und was bringt er, einen dummen Brief vom englischen Consul Walen und unsrem Vicekonsul Bockty aus Cairo, woraus wir erfahren, daß unsre Briefschaften an unsren Agenten nach Kenne geschickt sind und zwar am 11ten October; unser jetziger Expresser war aber gar nicht nach Kenne gekommen, sondern hatte den einzelnen Brief vorher aufgefaßt und uns gebracht, das war eine große Widerwärtigkeit; nach vielem Hin-und Herreden, wo schon Jussuf beinah so weit war, selbst nach Kenne zu gehen, beschließen wir, lieber noch einen Expressen nach Kenne zu schicken, der uns nach Korusko nachkommen soll. - Das Wetter ist heut wieder sehr bewölkt, so daß ich beinah schon glaubte, es möchte wieder ein Gewitter kommen; im Schatten sehr kühl, die Sonne heiß. - Es kann im Schatten kaum am Mittag 24° gewesen sein. -

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[68/0069] geräumigen Barke; mit dieser (der wir bis Korusko 600 p geben) schiffen wir durch die letzten Catarakten mit großer Mühe nach d Landungsplatz gegenüber Phylä. Sehr interressant das Arbeiten der dunklen nubischen Mannschaft in d Strömung zwischen d auf d Felsen. Nun wird d Barke mit den inzwischen angekommenen Sachen beladen d etwa um ½ 5 Uhr Nachm fahren wir über nach d Insel. Abeken hat sich einen kleinen Nachen genommen (wofür er 100 p zahlen soll), da er in unserm Schiffe keinen rechten Platz findet. - Das Wetter ist heut wieder warm d schön, doch d Luft im Ganzen noch immer abgekühlt. - Wir haben uns in d Barke wie auf unsrer letzten eingerichtet, d finden uns ja ganz behaglich. - Der Abend war sehr schön, die Luft still d mondhell, wenngleich etwas feucht. Abends sah ich dem Schachspielen v Leps d Abeken zu, wo wir manchen Spaß hatten. - Um ½ 11 Uhr zu Bett. Freitag d 3ten Nov 1843. Wir begeben uns heut früh an die Arbeit, d zwar Max an das Ausmessen der Fronten der beiden Hauptpylonen, um sie zu zeichnen, Ernst d ich aber an das Abklatschen der unzähligen griech Inschriften auf denselben; wir essen Mittag in einer der Kammern neben der Terrasse vor dem offnen Tempel, wo unsre Schiffe liegen. Abendessen auf unserm Schiffe, wo Abeken jetzt immer mit ißt. Nach dem Abendessen spielt wieder Leps d Abeken Schach; um ½ 10 Uhr etwa heißt es, unser Bote mit den Briefen sei gekommen; Ab’s Barke wird hinübergeschickt, ihn zu holen, unsre Freude ist groß. Jetzt kommt er endlich d was bringt er, einen dummen Brief vom engl Consul Walen d unsrem Vicekonsul Bockty aus Cairo, woraus wir erfahren, daß unsre Briefschaften an unsren Agenten nach Kenne geschickt sind d zwar am 11ten Oct; unser jetziger Expresser war aber gar nicht nach Kenne gekommen, sondern hatte den einzelnen Brief vorher aufgefaßt d uns gebracht, das war eine große Widerwärtigkeit; nach vielem Hin-d Herreden, wo schon Jussuf beinah so weit war, selbst nach Kenne zu gehen, beschließen wir, lieber noch einen Expressen nach Kenne zu schicken, der uns nach Korusko nachkommen soll. - Das Wetter ist heut wieder sehr bewölkt, so daß ich beinah schon glaubte, es möchte wieder e Gewitter kommen; im Schatten sehr kühl, die Sonne heiß. - Es kann im Schatten kaum am Mittag 24° gewesen sein. -

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/69>, abgerufen am 25.04.2024.