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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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Ptolemäer - oder gar Kaiserzeit anzugehören scheinen . Wenige verbaute Blöcke beweisen aber das Dasein eines früheren Tempels vom Thutmoses II. Die Baulichkeiten waren überhaupt größer, wie bedeutende Grundmauern vor dem jetzigen Tempel schließen lassen. Corte ist derselbe Ort wie Kesse, wie es von Gau und Andern genannt wird. - Da wir fast gar keinen Wind haben, bleiben wir die Nacht bei dem unaufhörlich seufzenden Wasserrade liegen und spielen am Abend eine Parthie Schach en quatre mit Abeken. -

Dienstag den 14ten November 1843. Am frühen Morgen segeln wir mit leisem bald ganz nachlassenden Winde aufwärts nach Maharraga. Der Gebel Maharraga, der sich vorzugsweise links zeigt, sind höchst merkwürdige, aus der flachen ebnen Wüste aufsteigende bedeutende einzelne Berge, die nicht selten pyramidenartiges Ansehen haben; sie ziehen sich in einem mächtigen Kreise umher, der zusammenhängendste Theil aber liegt auf der rechten Flußseite. Heut früh sahen wir eine Menge Pelikane auf einer Sandinsel des Flusses; auch einige Gänse oder Geier, auf die Ernst schoß, ohne sie zu treffen; Crokodille wollen uns nicht zu Gesicht kommen. Gestern und heute haben wir Spaß mit 3 Chamäleons, die von den Einwohnern gefangen, uns gebracht wurden; es ist eine Art Eidechse, aber nicht von der Schnelligkeit und Behändigkeit der Andren. Sie sind eigentlich grün, mit dunklen Flecken, aber wenn sie gereizt werden, geht die grüne in eine dunkelbraune Farbe über; die Flecken treten oft stärker hervor, verschwinden bisweilen fast gänzlich. Am Vormittag bei guter Zeit gelangten wir nach Maharraga, und steigen das Sanddünenufer hinan, wo denn der Tempel etwa 50 Schritt entfernt liegt; ein von einer Mauer umschloßener 4eckiger Raum mit einer Reihe Säulen im Innern ringsumher und einer Wendeltreppe in der Ecke. Hieroglyphen fanden wir an diesem komischen Bauwerke sehr wenig, aber interressante griechische Inschriften, die copirt und abgeklatscht wurden; hier blieben wir bis Mittag und ließen uns am Nachmittag ein Stück aufwärts ziehen; um Asser (4 Uhr) ward ausgeruht und ich stieg mit dem Professor Lepsius auf das Plateau; wir gingen weiter und ließen uns verführen nach einer eine 1/4 Stunde entfernten Ruine zu gehen, in der wir ein sehr gut erhaltenes römisches Castell fanden; die Straßen sind wie die Häuser zum Theil mit Gewölben überdeckt; die Mauern auf jeder Seite mit 3 Thürmen versehen; die 4eckig aus den Ecken und der Mitte hervortreten; die Länge der Umfassung war 175 (a 70 centimeter) und die Breite 125 Schritt. - Unten am Flusse entlang kehrten wir zur Barke zurück; ein schönes Nilbad ward mit Sonnen

Ptolemäer - oder gar Kaiserzeit anzugehören scheinen . Wenige verbaute Blöcke beweisen aber das Dasein eines früheren Tempels vom Thutmoses II. Die Baulichkeiten waren überhaupt größer, wie bedeutende Grundmauern vor dem jetzigen Tempel schließen lassen. Corte ist derselbe Ort wie Kesse, wie es von Gau und Andern genannt wird. - Da wir fast gar keinen Wind haben, bleiben wir die Nacht bei dem unaufhörlich seufzenden Wasserrade liegen und spielen am Abend eine Parthie Schach en quatre mit Abeken. -

Dienstag den 14ten November 1843. Am frühen Morgen segeln wir mit leisem bald ganz nachlassenden Winde aufwärts nach Maharraga. Der Gebel Maharraga, der sich vorzugsweise links zeigt, sind höchst merkwürdige, aus der flachen ebnen Wüste aufsteigende bedeutende einzelne Berge, die nicht selten pyramidenartiges Ansehen haben; sie ziehen sich in einem mächtigen Kreise umher, der zusammenhängendste Theil aber liegt auf der rechten Flußseite. Heut früh sahen wir eine Menge Pelikane auf einer Sandinsel des Flusses; auch einige Gänse oder Geier, auf die Ernst schoß, ohne sie zu treffen; Crokodille wollen uns nicht zu Gesicht kommen. Gestern und heute haben wir Spaß mit 3 Chamäleons, die von den Einwohnern gefangen, uns gebracht wurden; es ist eine Art Eidechse, aber nicht von der Schnelligkeit und Behändigkeit der Andren. Sie sind eigentlich grün, mit dunklen Flecken, aber wenn sie gereizt werden, geht die grüne in eine dunkelbraune Farbe über; die Flecken treten oft stärker hervor, verschwinden bisweilen fast gänzlich. Am Vormittag bei guter Zeit gelangten wir nach Maharraga, und steigen das Sanddünenufer hinan, wo denn der Tempel etwa 50 Schritt entfernt liegt; ein von einer Mauer umschloßener 4eckiger Raum mit einer Reihe Säulen im Innern ringsumher und einer Wendeltreppe in der Ecke. Hieroglyphen fanden wir an diesem komischen Bauwerke sehr wenig, aber interressante griechische Inschriften, die copirt und abgeklatscht wurden; hier blieben wir bis Mittag und ließen uns am Nachmittag ein Stück aufwärts ziehen; um Asser (4 Uhr) ward ausgeruht und ich stieg mit dem Professor Lepsius auf das Plateau; wir gingen weiter und ließen uns verführen nach einer eine ¼ Stunde entfernten Ruine zu gehen, in der wir ein sehr gut erhaltenes römisches Castell fanden; die Straßen sind wie die Häuser zum Theil mit Gewölben überdeckt; die Mauern auf jeder Seite mit 3 Thürmen versehen; die 4eckig aus den Ecken und der Mitte hervortreten; die Länge der Umfassung war 175 (à 70 centimeter) und die Breite 125 Schritt. - Unten am Flusse entlang kehrten wir zur Barke zurück; ein schönes Nilbad ward mit Sonnen

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[75/0076] Ptolemäer - oder gar Kaiserzeit anzugehören scheinen . Wenige verbaute Blöcke beweisen aber d Dasein eines früheren Tempels vom Thutmoses II. Die Baulichkeiten waren überhaupt größer, wie bedeutende Grundmauern vor dem jetzigen Tempel schließen lassen. Corte ist derselbe Ort wie Kesse, wie es v Gau d Andern genannt wird. - Da wir fast gar keinen Wind haben, bleiben wir d Nacht bei dem unaufhörlich seufzenden Wasserrade liegen d spielen am Abend eine Parthie Schach en quatre mit Abeken. - Dienstag d 14ten Nov 1843. Am frühen Morgen segeln wir mit leisem bald ganz nachlassenden Winde aufwärts nach Maharraga. Der Gebel Maharraga, der sich vorzugsweise links zeigt, sind höchst merkwürdige, aus der flachen ebnen Wüste aufsteigende bedeutende einzelne Berge, die nicht selten pyramidenartiges Ansehen haben; sie ziehen sich in e mächtigen Kreise umher, der zushängendste Theil aber liegt auf d rechten Flußseite. Heut früh sahen wir eine Menge Pelikane auf einer Sandinsel des Flusses; auch einige Gänse oder Geier, auf die Ernst schoß, ohne sie zu treffen; Crokodille wollen uns nicht zu Gesicht kommen. Gestern d heute haben wir Spaß mit 3 Chamäleons, die von den Einwohnern gefangen, uns gebracht wurden; es ist eine Art Eidechse, aber nicht von der Schnelligkeit d Behändigkeit der Andren. Sie sind eigentlich grün, mit dunklen Flecken, aber wenn sie gereizt werden, geht die grüne in eine dunkelbraune Farbe über; die Flecken treten oft stärker hervor, verschwinden bisweilen fast gänzlich. Am Vormittag bei guter Zeit gelangten wir nach Maharraga, d steigen das Sanddünenufer hinan, wo denn der Tempel etwa 50 Schritt entfernt liegt; ein von einer Mauer umschloßener 4eckiger Raum mit e Reihe Säulen im Innern ringsumher d einer Wendeltreppe in d Ecke. Hieroglyphen fanden wir an diesem komischen Bauwerke sehr wenig, aber interressante griech Inschriften, die copirt d abgeklatscht wurden; hier blieben wir bis Mittag d ließen uns am Nachmittag ein Stück aufwärts ziehen; um Asser (4 Uhr) ward ausgeruht d ich stieg mit dem Prof Leps auf das Plateau; wir gingen weiter d ließen uns verführen nach einer eine ¼ Stunde entfernten Ruine zu gehen, in der wir ein sehr gut erhaltenes römisches Castell fanden; die Straßen sind wie die Häuser zum Theil mit Gewölben überdeckt; die Mauern auf jeder Seite mit 3 Thürmen versehen; die 4eckig aus d Ecken d der Mitte hervortreten; die Länge der Umfassung war 175 (à 70 cent) d die Breite 125 Schritt. - Unten am Flusse entlang kehrten wir zur Barke zurück; ein schönes Nilbad ward mit Sonnen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/76>, abgerufen am 16.04.2024.