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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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in Italien jeden Begriff; neben der duane eine Tasse guten Caffee's und Butterbrod gegessen. -

Montag den 20ten October 1845. Wir hatten in der Nacht bei den Bergen mehrmals Vorspann nehmen müssen und zwar immer 4 Ochsen, was mit unsern 4 Pferden einen gar eignen Train bildete. Herrliches Glühen der Berge bei Sonnenaufgang; die Tiefen lagen im Nebel wie ein Meer vor uns. Köstliche Gegend. Um 12 Uhr fuhren wir neben dem Triumpfbogen durch die porta San Gallo in Florenz ein, was zwischen den Bergen, die rings mit Villen bekrönt sind, gar anmuthig gelegen ist. Am Thor wie gewöhnlich Visitirung und Pässe. Ich komme im Gasthaus della Fontana, was mir angerühmt war, nicht mehr unter und gehe in ein andres chiave d'oro, freilich nicht erster Klasse, wo mir mein Zimmer düster und unwohnlich andeucht; dafür ist es freilich wohlfeiler als sonst. Bis um 5 Uhr zu Haus geblieben und dann noch zu dem ganz nahen palazzo vecchio gegangen und halb im Dunkeln die wunderbaren Meisterstücke besehen, welche die loggia dei lanzi, den Eingang des palazzo vecchio und den Platz selber zieren; ich war durch diesen ersten Anblick ganz hingerissen. Dann noch zum Dom und ihn rings umher angestaunt, bis er ganz im Dunkel schwamm. Nun noch einen Besuch bei den Schweizereheleuten gemacht, und unsern morgenden Gang verabredet, dann in meinen Gasthof und Tagebuch geschrieben sowie im Guide gelesen. - Früh zu Bett. -

Dienstag den 21ten October 1845. Früh um 1/2 9 Uhr zum Dom. Seine Einfachheit im Innern wie seine Eleganz und sein Reichthum von Außen erfüllte mich mit Staunen und Bewunderung. Die Gruppierung der Massen des [Kreuzes] außen ist herrlich; die 8eckige Kuppel wölbt sich höchst majestätisch; zur genauen Besichtigung ihrer Fresken war es leider nicht hell genug; das prächtige in einem Achteck umhergehende marmorne Geländer unter dem Kuppelraume mit seinen unzähligen Figuren bewundert. Von ganz besonders schönem Eindruck ist der Glockenthurm, in allen seinen Theilen meisterhaft durchgeführt und in trefflichstem Verhältniß seiner Dicke zur enormen Höhe. Besonders an der nördlichen Außenseite des Dome's war der größte Theil der reichen Fenster reparirt, so daß alle Verzierungen auf das lebendigste hervortraten; welch eine Arbeit! - Dann am Baptisterium die wundervollen Thüren von Ghibati angestaunt; es läßt sich kaum etwas Vollkommeneres leisten; die Blumeneinfassungen sind unendlich schön; im Innern spricht mich das Baptisterium weniger an, wenngleich es auch schön ist. Nun zurück zum Palazzo Vecchio und die Meisterstücke der Loggia di Orcagna wieder bewundert, besonders den David von Michel

in Italien jeden Begriff; neben der duane eine Tasse guten Caffee’s und Butterbrod gegessen. -

Montag den 20ten October 1845. Wir hatten in der Nacht bei den Bergen mehrmals Vorspann nehmen müssen und zwar immer 4 Ochsen, was mit unsern 4 Pferden einen gar eignen Train bildete. Herrliches Glühen der Berge bei Sonnenaufgang; die Tiefen lagen im Nebel wie ein Meer vor uns. Köstliche Gegend. Um 12 Uhr fuhren wir neben dem Triumpfbogen durch die porta San Gallo in Florenz ein, was zwischen den Bergen, die rings mit Villen bekrönt sind, gar anmuthig gelegen ist. Am Thor wie gewöhnlich Visitirung und Pässe. Ich komme im Gasthaus della Fontana, was mir angerühmt war, nicht mehr unter und gehe in ein andres chiave d’oro, freilich nicht erster Klasse, wo mir mein Zimmer düster und unwohnlich andeucht; dafür ist es freilich wohlfeiler als sonst. Bis um 5 Uhr zu Haus geblieben und dann noch zu dem ganz nahen palazzo vecchio gegangen und halb im Dunkeln die wunderbaren Meisterstücke besehen, welche die loggia dei lanzi, den Eingang des palazzo vecchio und den Platz selber zieren; ich war durch diesen ersten Anblick ganz hingerissen. Dann noch zum Dom und ihn rings umher angestaunt, bis er ganz im Dunkel schwamm. Nun noch einen Besuch bei den Schweizereheleuten gemacht, und unsern morgenden Gang verabredet, dann in meinen Gasthof und Tagebuch geschrieben sowie im Guide gelesen. - Früh zu Bett. -

Dienstag den 21ten October 1845. Früh um ½ 9 Uhr zum Dom. Seine Einfachheit im Innern wie seine Eleganz und sein Reichthum von Außen erfüllte mich mit Staunen und Bewunderung. Die Gruppierung der Massen des [Kreuzes] außen ist herrlich; die 8eckige Kuppel wölbt sich höchst majestätisch; zur genauen Besichtigung ihrer Fresken war es leider nicht hell genug; das prächtige in einem Achteck umhergehende marmorne Geländer unter dem Kuppelraume mit seinen unzähligen Figuren bewundert. Von ganz besonders schönem Eindruck ist der Glockenthurm, in allen seinen Theilen meisterhaft durchgeführt und in trefflichstem Verhältniß seiner Dicke zur enormen Höhe. Besonders an der nördlichen Außenseite des Dome’s war der größte Theil der reichen Fenster reparirt, so daß alle Verzierungen auf das lebendigste hervortraten; welch eine Arbeit! - Dann am Baptisterium die wundervollen Thüren von Ghibati angestaunt; es läßt sich kaum etwas Vollkommeneres leisten; die Blumeneinfassungen sind unendlich schön; im Innern spricht mich das Baptisterium weniger an, wenngleich es auch schön ist. Nun zurück zum Palazzo Vecchio und die Meisterstücke der Loggia di Orcagna wieder bewundert, besonders den David von Michel

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[115/0116] in Italien jeden Begriff; neben der duane e Tasse guten Caffee’s d Butterbrod gegessen. - Montag d 20ten Oct 1845. Wir hatten in d Nacht bei den Bergen mehrmals Vorspann nehmen müssen d zwar immer 4 Ochsen, was mit unsern 4 Pferden einen gar eignen Train bildete. Herrliches Glühen der Berge bei Sonnenaufgang; die Tiefen lagen im Nebel wie ein Meer vor uns. Köstliche Gegend. Um 12 Uhr fuhren wir neben dem Triumpfbogen durch die porta S Gallo in Florenz ein, was zwischen den Bergen, die rings mit Villen bekrönt sind, gar anmuthig gelegen ist. Am Thor wie gewöhnlich Visitirung d Pässe. Ich komme im Gasthaus della Fontana, was mir angerühmt war, nicht mehr unter d gehe in ein andres chiave d’oro, freilich nicht erster Klasse, wo mir mein Zimmer düster d unwohnlich andeucht; dafür ist es freilich wohlfeiler als sonst. Bis um 5 Uhr zu Haus geblieben d dann noch zu dem ganz nahen pal vecchio gegangen d halb im Dunkeln die wunderbaren Meisterstücke besehen, welche die loggia dei lanzi, den Eingang des pal vecchio d den Platz selber zieren; ich war durch diesen ersten Anblick ganz hingerissen. Dann noch zum Dom d ihn rings umher angestaunt, bis er ganz im Dunkel schwamm. Nun noch einen Besuch bei d Schweizereheleuten gemacht, d unsern morgenden Gang verabredet, dann in meinen Gasthof d Tagebuch geschrieben sowie im Guide gelesen. - Früh zu Bett. - Dienstag d 21ten Oct 1845. Früh um ½ 9 Uhr zum Dom. Seine Einfachheit im Innern wie seine Eleganz d sein Reichthum v Außen erfüllte mich mit Staunen d Bewunderung. Die Gruppierung der Massen des Kreuzes außen ist herrlich; die 8eckige Kuppel wölbt sich höchst majestätisch; zur genauen Besichtigung ihrer Fresken war es leider nicht hell genug; das prächtige in e Achteck umhergehende marmorne Geländer unter dem Kuppelraume mit s unzähligen Figuren bewundert. Von ganz besonders schönem Eindruck ist d Glockenthurm, in allen seinen Theilen meisterhaft durchgeführt d in trefflichstem Verhältniß seiner Dicke zur enormen Höhe. Besonders an d nördl Außenseite des Dome’s war der größte Theil der reichen Fenster reparirt, so daß alle Verzierungen auf das lebendigste hervortraten; welch eine Arbeit! - Dann am Baptisterium die wundervollen Thüren v Ghibati angestaunt; es läßt sich kaum etwas Vollkommeneres leisten; die Blumeneinfassungen sind unendlich schön; im Innern spricht mich das Baptisterium weniger an, wenngleich es auch schön ist. Nun zurück zum Pal Vecchio d die Meisterstücke der Loggia di Orcagna wieder bewundert, besonders den David v Mich

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/116>, abgerufen am 29.03.2024.