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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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wir diesmal offen fanden. Er war leidlich hübsch; mich ergetzten ungemein die blühenden Rosen, Jasmin, Oleander und andre Blumen, von denen uns ein prächtiges Sträußchen gepflückt ward. Von hier um die Stadt südlich herum, über den Markt zurück. - Um 1/2 1 Uhr Mittags etwa verließen unsre Schiffe Esne, und jetzt um 5 Uhr schwimmen wir Hermonthis entgegen. - Spät am Abend etwa um 11 Uhr legten wir 1/2 Stunde vor Erment, auf dem rechten Flußufer an, 1/2 Stunde von dem landeinwärts gelegenen Doot, wo sich einige Kammern eines Tempels befinden sollen. -

Mittwoch den 30ten October 1844. Heut früh Spatziergang mit Max und Georgi zwischen Durrhafelder nach dem Dorfe Doot, was im Morgendunst malerisch auf Dreckhügeln mit schlankem Minaret uns aus Palmen entgegenlachte. Mit Überspringen einiger Gräben dort angelangt, fand sich in der That noch ein nicht unbedeutender Tempel vor, aber untergegangen im Dorfschutt; einzelne Parthien ragten noch zu Tage, 2 oder 3 halb vorhandene Kammern waren an ihrer Decke zugänglich. Auf einem Stück Umfassungsmauer fand Lepsius interressante Kaisernamen, die abgeklatscht wurden. - Dann essen wir Battich in kühler Hütte daneben. Ausgrabungen, die angestellt wurden, gaben nicht das erwartete Resultat, und wir stellten sie ein, so daß wir noch um Mittag zur Barke zurückkehren. Dann fuhren wir hinüber nach Erment. Nachmittag Hinaufgang zu dem 1/2 Stunde entfernten Tempel. Die Zella ist meist umbaut und wir fanden sie als Gefängniß für 2 Kerle, die an Ketten lagen; dieß hinderte jedoch nicht das Besehen des Raumes. Die Darstellungen im Innern sind eigenthümlich; sie scheinen alle bezüglich auf die Geburt und Jugend des Caesarion, die kleine Nebenkammer zeigt die Geburtsscene; die Hieroglyphen sind sehr unleserlich. Neben dem Tempel ist ein heiliger Teich mit Spuren der Quaimauer. Unweit dieses Gebäudes fanden sich die als Steinbruch benutzten Fundamentmauern mehrerer andrer Tempel. Bei dem einen sind schöne Blöcke eines Tempels aus der Zeit des Thutmosis verbaut; dünnere Granitsäulen mögen zu einer 5 schiffigen Basilika gehört haben. Die Ruinenhügel von Erment sind enorm ausgebreitet; unangenehm die darauf hausenden wilden Hunde, prächtig aber eine Menge malerischerSchechs, die mit dem hier wirklich großartigen Gebirge im Hintergrund sich höchst anmuthig ausnehmen. Ich klatsche am Tempel die Architrave ab, und dann verlor sich die Sonne gar bald. - Mit dem Nachmittage ist jetzt fast nichts anzufangen. Abends lese ich meist Zeitungen vor. -

Donnerstag den 31ten October 1844. Ich bleibe heut auf der Barke und zeichne an den Tempeln von El Kab. - Morgen und Abende werden sehr kühl. Zum Baden ist leider hier am steilen Ufer kein Platz.

wir diesmal offen fanden. Er war leidlich hübsch; mich ergetzten ungemein die blühenden Rosen, Jasmin, Oleander und andre Blumen, von denen uns ein prächtiges Sträußchen gepflückt ward. Von hier um die Stadt südlich herum, über den Markt zurück. - Um ½ 1 Uhr Mittags etwa verließen unsre Schiffe Esne, und jetzt um 5 Uhr schwimmen wir Hermonthis entgegen. - Spät am Abend etwa um 11 Uhr legten wir ½ Stunde vor Erment, auf dem rechten Flußufer an, ½ Stunde von dem landeinwärts gelegenen Dóot, wo sich einige Kammern eines Tempels befinden sollen. -

Mittwoch den 30ten October 1844. Heut früh Spatziergang mit Max und Georgi zwischen Durrhafelder nach dem Dorfe Doot, was im Morgendunst malerisch auf Dreckhügeln mit schlankem Minaret uns aus Palmen entgegenlachte. Mit Überspringen einiger Gräben dort angelangt, fand sich in der That noch ein nicht unbedeutender Tempel vor, aber untergegangen im Dorfschutt; einzelne Parthien ragten noch zu Tage, 2 oder 3 halb vorhandene Kammern waren an ihrer Decke zugänglich. Auf einem Stück Umfassungsmauer fand Lepsius interressante Kaisernamen, die abgeklatscht wurden. - Dann essen wir Battich in kühler Hütte daneben. Ausgrabungen, die angestellt wurden, gaben nicht das erwartete Resultat, und wir stellten sie ein, so daß wir noch um Mittag zur Barke zurückkehren. Dann fuhren wir hinüber nach Erment. Nachmittag Hinaufgang zu dem ½ Stunde entfernten Tempel. Die Zella ist meist umbaut und wir fanden sie als Gefängniß für 2 Kerle, die an Ketten lagen; dieß hinderte jedoch nicht das Besehen des Raumes. Die Darstellungen im Innern sind eigenthümlich; sie scheinen alle bezüglich auf die Geburt und Jugend des Caesarion, die kleine Nebenkammer zeigt die Geburtsscene; die Hieroglyphen sind sehr unleserlich. Neben dem Tempel ist ein heiliger Teich mit Spuren der Quaimauer. Unweit dieses Gebäudes fanden sich die als Steinbruch benutzten Fundamentmauern mehrerer andrer Tempel. Bei dem einen sind schöne Blöcke eines Tempels aus der Zeit des Thutmosis verbaut; dünnere Granitsäulen mögen zu einer 5 schiffigen Basilika gehört haben. Die Ruinenhügel von Erment sind enorm ausgebreitet; unangenehm die darauf hausenden wilden Hunde, prächtig aber eine Menge malerischerSchechs, die mit dem hier wirklich großartigen Gebirge im Hintergrund sich höchst anmuthig ausnehmen. Ich klatsche am Tempel die Architrave ab, und dann verlor sich die Sonne gar bald. - Mit dem Nachmittage ist jetzt fast nichts anzufangen. Abends lese ich meist Zeitungen vor. -

Donnerstag den 31ten October 1844. Ich bleibe heut auf der Barke und zeichne an den Tempeln von El Kab. - Morgen und Abende werden sehr kühl. Zum Baden ist leider hier am steilen Ufer kein Platz.

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[12/0013] wir diesmal offen fanden. Er war leidlich hübsch; mich ergetzten ungemein die blühenden Rosen, Jasmin, Oleander d andre Blumen, von denen uns ein prächtiges Sträußchen gepflückt ward. Von hier um die Stadt südl herum, über den Markt zurück. - Um ½ 1 Uhr Mittags etwa verließen unsre Schiffe Esne, d jetzt um 5 Uhr schwimmen wir Hermonthis entgegen. - Spät am Abend etwa um 11 Uhr legten wir ½ Stunde vor Erment, auf dem rechten Flußufer an, ½ Stunde von dem landeinwärts gelegenen Dóot, wo sich einige Kammern eines Tempels befinden sollen. - Mittwoch d 30ten Oct 1844. Heut früh Spatziergang mit Max d Georgi zwischen Durrhafelder nach dem Dorfe Doot, was im Morgendunst malerisch auf Dreckhügeln mit schlankem Minaret uns aus Palmen entgegenlachte. Mit Überspringen einiger Gräben dort angelangt, fand sich in d That noch ein nicht unbedeutender Tempel vor, aber untergegangen im Dorfschutt; einzelne Parthien ragten noch zu Tage, 2 oder 3 halb vorhandene Kammern waren an ihrer Decke zugänglich. Auf e Stück Umfassungsmauer fand Leps interress Kaisernamen, die abgeklatscht wurden. - Dann essen wir Battich in kühler Hütte daneben. Ausgrabungen, die angestellt wurden, gaben nicht das erwartete Resultat, d wir stellten sie ein, so daß wir noch um Mittag zur Barke zurückkehren. Dann fuhren wir hinüber nach Erment. Nachm Hinaufgang zu dem ½ St entfernten Tempel. Die Zella ist meist umbaut d wir fanden sie als Gefängniß für 2 Kerle, die an Ketten lagen; dieß hinderte jedoch nicht das Besehen des Raumes. Die Darstellungen im Innern sind eigenthümlich; sie scheinen alle bezüglich auf die Geburt d Jugend des Caesarion, die kl Nebenkammer zeigt die Geburtsscene; die Hieroglyphen sind sehr unleserlich. Neben d Tempel ist e heil Teich mit Spuren der Quaimauer. Unweit dieses Gebäudes fanden sich die als Steinbruch benutzten Fundamentmauern mehrerer andrer Tempel. Bei dem einen sind schöne Blöcke eines Tempels aus d Zeit des Thutmosis verbaut; dünnere Granitsäulen mögen zu einer 5 schiffigen Basilika gehört haben. Die Ruinenhügel v Erment sind enorm ausgebreitet; unangenehm die darauf hausenden wilden Hunde, prächtig aber eine Menge malerischerSchechs, die mit dem hier wirklich großartigen Gebirge im Hintergrund sich höchst anmuthig ausnehmen. Ich klatsche am Tempel d Architrave ab, d dann verlor sich d Sonne gar bald. - Mit dem Nachmittage ist jetzt fast nichts anzufangen. Abends lese ich meist Zeitungen vor. - Donnerstag d 31ten Oct 1844. Ich bleibe heut auf d Barke d zeichne an den Tempeln von El Kab. - Morgen d Abende werden sehr kühl. Zum Baden ist leider hier am steilen Ufer kein Platz.

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/13>, abgerufen am 19.04.2024.