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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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men wir um 1/4 12 Uhr beim Tempel von Arabat an, wo wir Max und Georgi schon vorfinden; Lepsius kommt 1/4 Stunde später. - Nachmittags beschäftige ich mich erst mit einer flüchtigen Aufnahme des kleineren Tempel und dann mit einer dergleichen von dem ganzen Ruinenfelde mittelst Abschreiten einer Hauptlinie und Coordinaten. - Um 6 Uhr mit dieser Arbeit fertig, wo wir denn wieder nach der Barke aufbrechen. Ziemlich zerschlagen kommen wir dort um 8 Uhr an. Der Weg beträgt netto 1 1/3 Meile vom Fluß bis zur Wüste. - Der Tag ermüdend und dabei sehr heiß. -

Donnerstag den 29ten Mai 1845. Früh von Beliane aufgebrochen. - 3 Schiffer sind hier ausgekratzt, weil sie wohl zu viel Arbeit hatten. - Den ganzen Tag außerordentlich viel Gegenwind, so daß wir nur höchst unbedeutend vom Flecke kommen; die geringe Mannschaft trägt auch das Ihrige dazu bei. - Gegen Abend holt uns ein Sklavenschiff ein; die Barke kleiner als die unsrige; und doch waren außer der Schiffsmannschaft und den Aufsehern, 100 Sklaven (50 Knaben und 50 Mädchen) darin; es war eine wahre Ladung Menschenfleisch; fast alle aus Kordofan, lustiges Volk; die Jungen waren ausgeladen und zogen in langer Kette das Tau des Schiffes. Gegen Sonnenuntergang kamen wir nach Girge, was sich von fern schon mit seinen 8-9 Minarets großartig und malerisch ausnahm. Nach dem Essen wurden die Wachtfeuer der Sklaven, die neben uns angelegt, besichtigt. Die Mädchen rührten ihren Kuskussu über dem Feuer in großen Töpfen und Kesseln ein und bildeten die interessantesten Gruppen; hier sah man wieder die Schurze wie oben bei Kartum; die Knaben lagen umher, so daß man sich in Acht nehmen mußte, darauf zu treten; Nachts lagen sie reihenweis auf untergelegten Strohmatten; die Mädchen, worunter auch einige ältere, schliefen wohl in der Barke.

Freitag den 30ten Mai 1845. Wir kommen so früh nicht fort. Der Reis sucht nach Leuten, findet aber nur einen halb blinden. Unsre Sklaven finden wir gegen Sonnenaufgang schon wieder in Thätigkeit. In der Barke reiben die Mädchen auf Steinen türkischen Weitzen, wie es mir scheint, zu Mehl, auf dem Lande wird gekocht und Brod gebacken. Ernst, Max, Georgi und ich machen

men wir um ¼ 12 Uhr beim Tempel von Arabat an, wo wir Max und Georgi schon vorfinden; Lepsius kommt ¼ Stunde später. - Nachmittags beschäftige ich mich erst mit einer flüchtigen Aufnahme des kleineren Tempel und dann mit einer dergleichen von dem ganzen Ruinenfelde mittelst Abschreiten einer Hauptlinie und Coordinaten. - Um 6 Uhr mit dieser Arbeit fertig, wo wir denn wieder nach der Barke aufbrechen. Ziemlich zerschlagen kommen wir dort um 8 Uhr an. Der Weg beträgt netto 1 1/3 Meile vom Fluß bis zur Wüste. - Der Tag ermüdend und dabei sehr heiß. -

Donnerstag den 29ten Mai 1845. Früh von Béliane aufgebrochen. - 3 Schiffer sind hier ausgekratzt, weil sie wohl zu viel Arbeit hatten. - Den ganzen Tag außerordentlich viel Gegenwind, so daß wir nur höchst unbedeutend vom Flecke kommen; die geringe Mannschaft trägt auch das Ihrige dazu bei. - Gegen Abend holt uns ein Sklavenschiff ein; die Barke kleiner als die unsrige; und doch waren außer der Schiffsmannschaft und den Aufsehern, 100 Sklaven (50 Knaben und 50 Mädchen) darin; es war eine wahre Ladung Menschenfleisch; fast alle aus Kordofan, lustiges Volk; die Jungen waren ausgeladen und zogen in langer Kette das Tau des Schiffes. Gegen Sonnenuntergang kamen wir nach Girge, was sich von fern schon mit seinen 8-9 Minarets großartig und malerisch ausnahm. Nach dem Essen wurden die Wachtfeuer der Sklaven, die neben uns angelegt, besichtigt. Die Mädchen rührten ihren Kuskussu über dem Feuer in großen Töpfen und Kesseln ein und bildeten die interessantesten Gruppen; hier sah man wieder die Schurze wie oben bei Kartum; die Knaben lagen umher, so daß man sich in Acht nehmen mußte, darauf zu treten; Nachts lagen sie reihenweis auf untergelegten Strohmatten; die Mädchen, worunter auch einige ältere, schliefen wohl in der Barke.

Freitag den 30ten Mai 1845. Wir kommen so früh nicht fort. Der Reis sucht nach Leuten, findet aber nur einen halb blinden. Unsre Sklaven finden wir gegen Sonnenaufgang schon wieder in Thätigkeit. In der Barke reiben die Mädchen auf Steinen türkischen Weitzen, wie es mir scheint, zu Mehl, auf dem Lande wird gekocht und Brod gebacken. Ernst, Max, Georgi und ich machen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/56>, abgerufen am 19.04.2024.