Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

Bild:
<< vorherige Seite

schon nach 1 Uhr mit glücklichstem Winde bei Damiette an, was in großer Ausdehnung im Halbrunde am Flusse entlang gebaut, sich gar stattlich ausnimmt und uns sehr an Venedig erinnert. Vor dem Consulatsgebäude steigen wir aus und gehen, nachdem wir uns angezogen, zum Consul Surur, den wir in seinem Gartenhause hinter der Stadt auffinden. Nach einigem Warten kommen wir vor und finden in ihm einen sehr artigen und freundlichen Mann, der alsbald alles Mögliche thut, um uns zu befördern. Ich muß leider mit ihm mein schlechtes Italienisch auskramen; er ist auch englischer Consul. Es heißt, ein Schiff läge außerhalb der Barre mit Reis beladen zur Abfahrt bereit und würde noch diese Nacht in See gehen; wir entschließen uns sogleich zur Mitfahrt, die für 200 piaster stipulirt wird; auch Reisevorräthe werden noch angekauft, der Brief an die Mutter geschlossen, ein andrer an Lepsius geschrieben und somit Alles zur Abreise fertig gemacht. Den Abend bringen wir mit einem sehr guten Diner beim Consul zu; wo zugleich die Geldwechslung abgemacht wird. Dann zur alten Barke zurück, wo wir noch einmal schlafen.

Mittwoch den 16ten Juli 1845. Die Freude unsrer baldigen Abreise wird zu Wasser; es heißt, mit dem herrschenden Winde können wir nicht über die Rega[unleserliches Material] kommen; auch ladet unser neuer Rais Mohammed noch Reis ein und wir kommen heut Vormittag nur ein kleines Stück den Fluß abwärts, um an einem andern Stadttheil wieder anzulegen, das war freilich sehr fatal; der Diener Ibrahim war entlassen; unser Mittagbrod ging flöten und der Aufenthalt in der offnen Barke nicht behaglich; endlich um 3 Uhr entschloß ich mich, mich anzuziehen und ging mit Georgi, um den Consulatssekretär Herrn Philipponi aufzusuchen. Mit ihm blieben wir den Nachmittag zusammen; da wir gegen den Wind natürlich die Abreise nicht durchsetzen konnten, nahmen wir eine kleine Barke, fuhren zu unserm Schiff; luden Betten und [Assitten] ein, machten dann eine Lustfahrt stromabwärts an die freundlichen mit Reisfeldern und Bäumen besetzten Ufer, hatten unsern Spaß mit Mädchen, die in Landhäusern wohnten, und die wir von Ferne umkreisten, auch uns von ihnen Kaffee geben ließen, fuhren dann zurück und aßen bei Philliponi ein bestelltes Abendessen. Dann noch draußten Caffee getrunken, im Mondschein gelustwandelt, im Griechenviertel einer Fantasie zugehört und dann zurück, zu Bett gegangen; sehr müde.

Donnerstag den 17ten Juli 1845. Früh zur Barke gegangen und von dort mit Georgi hinter die Stadt, wo wir endlich nach manchen Um

schon nach 1 Uhr mit glücklichstem Winde bei Damiette an, was in großer Ausdehnung im Halbrunde am Flusse entlang gebaut, sich gar stattlich ausnimmt und uns sehr an Venedig erinnert. Vor dem Consulatsgebäude steigen wir aus und gehen, nachdem wir uns angezogen, zum Consul Surur, den wir in seinem Gartenhause hinter der Stadt auffinden. Nach einigem Warten kommen wir vor und finden in ihm einen sehr artigen und freundlichen Mann, der alsbald alles Mögliche thut, um uns zu befördern. Ich muß leider mit ihm mein schlechtes Italienisch auskramen; er ist auch englischer Consul. Es heißt, ein Schiff läge außerhalb der Barre mit Reis beladen zur Abfahrt bereit und würde noch diese Nacht in See gehen; wir entschließen uns sogleich zur Mitfahrt, die für 200 piaster stipulirt wird; auch Reisevorräthe werden noch angekauft, der Brief an die Mutter geschlossen, ein andrer an Lepsius geschrieben und somit Alles zur Abreise fertig gemacht. Den Abend bringen wir mit einem sehr guten Diner beim Consul zu; wo zugleich die Geldwechslung abgemacht wird. Dann zur alten Barke zurück, wo wir noch einmal schlafen.

Mittwoch den 16ten Juli 1845. Die Freude unsrer baldigen Abreise wird zu Wasser; es heißt, mit dem herrschenden Winde können wir nicht über die Rega[unleserliches Material] kommen; auch ladet unser neuer Rais Mohammed noch Reis ein und wir kommen heut Vormittag nur ein kleines Stück den Fluß abwärts, um an einem andern Stadttheil wieder anzulegen, das war freilich sehr fatal; der Diener Ibrahim war entlassen; unser Mittagbrod ging flöten und der Aufenthalt in der offnen Barke nicht behaglich; endlich um 3 Uhr entschloß ich mich, mich anzuziehen und ging mit Georgi, um den Consulatssekretär Herrn Philipponi aufzusuchen. Mit ihm blieben wir den Nachmittag zusammen; da wir gegen den Wind natürlich die Abreise nicht durchsetzen konnten, nahmen wir eine kleine Barke, fuhren zu unserm Schiff; luden Betten und [Assitten] ein, machten dann eine Lustfahrt stromabwärts an die freundlichen mit Reisfeldern und Bäumen besetzten Ufer, hatten unsern Spaß mit Mädchen, die in Landhäusern wohnten, und die wir von Ferne umkreisten, auch uns von ihnen Kaffee geben ließen, fuhren dann zurück und aßen bei Philliponi ein bestelltes Abendessen. Dann noch draußten Caffee getrunken, im Mondschein gelustwandelt, im Griechenviertel einer Fantasie zugehört und dann zurück, zu Bett gegangen; sehr müde.

Donnerstag den 17ten Juli 1845. Früh zur Barke gegangen und von dort mit Georgi hinter die Stadt, wo wir endlich nach manchen Um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="72"/>
schon nach 1 Uhr mit                         glücklichstem Winde bei <placeName>Damiette</placeName> an, was in großer                         Ausdehnung im Halbrunde am Flusse entlang gebaut<choice><sic/><corr>,</corr></choice> sich gar stattlich ausnimmt <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> uns sehr an <placeName>Venedig</placeName> erinnert. Vor dem                         Consulatsgebäude steigen wir aus <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> gehen<choice><sic/><corr>,</corr></choice> nachdem wir uns angezogen, zum Consul <persName>Surur</persName>,                         den wir in seinem Gartenhause hinter <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Stadt auffinden. Nach einigem Warten kommen wir vor <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> finden in ihm einen sehr artigen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> freundlichen Mann, der alsbald alles Mögliche thut, um uns zu                         befördern. Ich muß leider mit ihm mein schlechtes Italienisch auskramen; er                         ist auch <choice><abbr>engl</abbr><expan>englischer</expan></choice> Consul. Es heißt, ein Schiff läge außerhalb der Barre mit Reis                         beladen zur Abfahrt bereit <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> würde noch diese Nacht in See gehen; wir entschließen uns sogleich                         zur Mitfahrt, die für 200 <choice><abbr>p</abbr><expan>piaster</expan></choice> stipulirt wird; auch Reisevorräthe werden noch angekauft, der                         Brief an <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> Mutter geschlossen, ein andrer an <persName><choice><abbr>Leps</abbr><expan>Lepsius</expan></choice></persName> geschrieben <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> somit Alles zur Abreise fertig gemacht. Den Abend bringen wir mit <choice><abbr>e</abbr><expan>einem</expan></choice> sehr guten Diner beim Consul zu; wo <choice><abbr>zugl</abbr><expan>zugleich</expan></choice> die Geldwechslung abgemacht wird. Dann zur alten Barke zurück, wo                         wir noch einmal schlafen. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-07-16"><hi rendition="#u">Mittwoch <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 16ten Juli 1845</hi></date>. Die Freude unsrer baldigen                         Abreise wird zu Wasser; es heißt, mit dem herrschenden Winde können wir                         nicht über die <placeName>Rega</placeName><gap reason="illegible"/> kommen; auch ladet unser neuer                         Rais <persName>Mohammed</persName> noch Reis ein <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> wir kommen heut <choice><abbr>Vorm</abbr><expan>Vormittag</expan></choice> nur <choice><abbr>e</abbr><expan>ein</expan></choice> kleines Stück den Fluß abwärts, um an einem andern Stadttheil                         wieder anzulegen<choice><sic/><corr>,</corr></choice> das war freilich sehr fatal; der Diener                             <persName>Ibrahim</persName> war entlassen; unser Mittagbrod ging flöten <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Aufenthalt in <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> offnen Barke nicht behaglich; <choice><abbr>endl</abbr><expan>endlich</expan></choice> um 3 Uhr entschloß ich mich, mich anzuziehen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> ging mit <persName>Georgi</persName>, um den Consulatssekretär <choice><abbr>H</abbr><expan>Herrn</expan></choice>                         <persName>Philipponi</persName> aufzusuchen. Mit ihm blieben wir <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice>                         <choice><abbr>Nachm</abbr><expan>Nachmittag</expan></choice> zusammen; da wir gegen <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> Wind natürlich <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> Abreise nicht durchsetzen konnten, nahmen wir <choice><abbr>e</abbr><expan>eine</expan></choice>                         <choice><abbr>kl</abbr><expan>kleine</expan></choice> Barke, fuhren zu unserm Schiff; luden Betten <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> <supplied>Assitten</supplied> ein, machten dann eine Lustfahrt stromabwärts an die                         freundlichen mit Reisfeldern <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Bäumen besetzten Ufer, hatten unsern Spaß mit Mädchen, die in                         Landhäusern wohnten, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> die wir <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Ferne umkreisten, auch uns <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> ihnen Kaffee geben ließen, fuhren dann zurück <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> aßen bei <persName>Philliponi</persName> ein bestelltes                         Abendessen. Dann noch draußten Caffee getrunken, im Mondschein                         gelustwandelt, im Griechenviertel einer Fantasie zugehört <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> dann zurück, zu Bett gegangen; sehr müde. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-07-17"><hi rendition="#u">Donnerstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 17ten Juli 1845</hi></date>. Früh zur Barke gegangen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> von dort mit <persName>Georgi</persName> hinter <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> Stadt, wo wir endlich nach manchen Um
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0073] schon nach 1 Uhr mit glücklichstem Winde bei Damiette an, was in großer Ausdehnung im Halbrunde am Flusse entlang gebaut, sich gar stattlich ausnimmt d uns sehr an Venedig erinnert. Vor dem Consulatsgebäude steigen wir aus d gehen, nachdem wir uns angezogen, zum Consul Surur, den wir in seinem Gartenhause hinter d Stadt auffinden. Nach einigem Warten kommen wir vor d finden in ihm einen sehr artigen d freundlichen Mann, der alsbald alles Mögliche thut, um uns zu befördern. Ich muß leider mit ihm mein schlechtes Italienisch auskramen; er ist auch engl Consul. Es heißt, ein Schiff läge außerhalb der Barre mit Reis beladen zur Abfahrt bereit d würde noch diese Nacht in See gehen; wir entschließen uns sogleich zur Mitfahrt, die für 200 p stipulirt wird; auch Reisevorräthe werden noch angekauft, der Brief an d Mutter geschlossen, ein andrer an Leps geschrieben d somit Alles zur Abreise fertig gemacht. Den Abend bringen wir mit e sehr guten Diner beim Consul zu; wo zugl die Geldwechslung abgemacht wird. Dann zur alten Barke zurück, wo wir noch einmal schlafen. Mittwoch d 16ten Juli 1845. Die Freude unsrer baldigen Abreise wird zu Wasser; es heißt, mit dem herrschenden Winde können wir nicht über die Rega_ kommen; auch ladet unser neuer Rais Mohammed noch Reis ein d wir kommen heut Vorm nur e kleines Stück den Fluß abwärts, um an einem andern Stadttheil wieder anzulegen, das war freilich sehr fatal; der Diener Ibrahim war entlassen; unser Mittagbrod ging flöten d d Aufenthalt in d offnen Barke nicht behaglich; endl um 3 Uhr entschloß ich mich, mich anzuziehen d ging mit Georgi, um den Consulatssekretär H Philipponi aufzusuchen. Mit ihm blieben wir d Nachm zusammen; da wir gegen d Wind natürlich d Abreise nicht durchsetzen konnten, nahmen wir e kl Barke, fuhren zu unserm Schiff; luden Betten d Assitten ein, machten dann eine Lustfahrt stromabwärts an die freundlichen mit Reisfeldern d Bäumen besetzten Ufer, hatten unsern Spaß mit Mädchen, die in Landhäusern wohnten, d die wir v Ferne umkreisten, auch uns v ihnen Kaffee geben ließen, fuhren dann zurück d aßen bei Philliponi ein bestelltes Abendessen. Dann noch draußten Caffee getrunken, im Mondschein gelustwandelt, im Griechenviertel einer Fantasie zugehört d dann zurück, zu Bett gegangen; sehr müde. Donnerstag d 17ten Juli 1845. Früh zur Barke gegangen d von dort mit Georgi hinter d Stadt, wo wir endlich nach manchen Um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/73
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/73>, abgerufen am 24.04.2024.