Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

Bild:
<< vorherige Seite

Frau von Wildenbruch. Nach dem Dejeuner etwa um 1/2 3 Uhr fahren wir mit Sack und Pack zum Dampfschiff hinüber, wo wir so ziemlich die Ersten sind. Indessen wird es nach und nach stickend voll. Circa 150 Mann türkische Soldaten nehmen das Verdeck ein; auf unsrem 1ten Platz ist unser langer Schlaks Captain Macdonald mit seiner alten Frau und Tochter nebst deutscher Kammerjungfer, ferner noch 3 Engländer und 2 Franzosen. Erst mit Sonnenuntergang kommen wir zur Abfahrt und nehmen unsern Curs direkt auf Cypern los. -

Sonntag den 7ten September 1845. Heut früh im Angesichte von Cypern, vor dessen Stadt Larnaka wir etwa um 8 Uhr Anker werfen. Die Insel hat viel flacheres Vorland, was uns jedoch ziemlich kahl und unbebaut erscheint; im Hintergrunde jedoch auch bedeutende Berge, die von Wolken umspült werden. Larnaka liegt freundlich dicht am Meeresstrande, ein hohes [Monument] hob sich gar malerisch gegen eine hinterliegende Bergspitze empor. Die Insel Cypern so groß und fruchtbar sie ist, ist sehr herunter und soll nicht viel mehr als 50 000 Einwohner haben. Um 12 Uhr Mittags fuhren wir von Larnaka weiter ziemlich noch an der Küste von Cypern entlang, bis die Nacht seine Berge einhüllte. Die See war heut ruhig und die ganze Gesellschaft aß und trank. -

Montag den 8ten September 1845. Den ganzen Tag bis gegen 5 Uhr Nachmittags kein Land gesehen; da erst zeigten sich im Nebel die hohen Berge von Kleinasien. Das Schiff schwankte ziemlich stark, und ich selbst verdrusselte unser Dejeuner, was bloß Georgi und der Capitain einnahm; indessen holte ich es nachher nach; auch beim Abendessen waren wir lange nicht vollzählig. - Der Capitain Namens Florio, ein Illyrier sprach nur französisch, italienisch, englisch, aber nicht deutsch. Unser Dampfschiff genannt "Fürst Metternich" ist eins der größten und bestsegelndsten.

Dienstag den 9ten September 1845. Heut früh mit Tagesanbruch waren wir vor Rhodos; in gewaltigem Bogen breiteten sich die Festungswerke der Stadt vor uns aus, an beiden Enden Forts zum Abschluß, in der Mitte ein berühmter malerischer Thurm, hinter dem die christlichen, jetzt mit Minarets versehenen Kirchen der Kreuzfahrer hervorsahen. Um 10 Uhr verließen wir die Rhede von Rhodos und der Rückblick auf die Stadt und Insel, aus der jetzt erst bedeutende Berge auftauchten, gehörte mit zu den schönsten Bildern, die ich kenne; da entfalteten sich auch die Gärten der Stadt und eine reiche Vegetation der anderen Vorberge. Von jetzt ab hatten wir immer Land im Auge; die schroffen ohne irgend Vorland aufsteigende Küste von Kleinasien

Frau von Wildenbruch. Nach dem Dejeuner etwa um ½ 3 Uhr fahren wir mit Sack und Pack zum Dampfschiff hinüber, wo wir so ziemlich die Ersten sind. Indessen wird es nach und nach stickend voll. Circa 150 Mann türkische Soldaten nehmen das Verdeck ein; auf unsrem 1ten Platz ist unser langer Schlaks Captain Macdonald mit seiner alten Frau und Tochter nebst deutscher Kammerjungfer, ferner noch 3 Engländer und 2 Franzosen. Erst mit Sonnenuntergang kommen wir zur Abfahrt und nehmen unsern Curs direkt auf Cypern los. -

Sonntag den 7ten September 1845. Heut früh im Angesichte von Cypern, vor dessen Stadt Larnaka wir etwa um 8 Uhr Anker werfen. Die Insel hat viel flacheres Vorland, was uns jedoch ziemlich kahl und unbebaut erscheint; im Hintergrunde jedoch auch bedeutende Berge, die von Wolken umspült werden. Larnaka liegt freundlich dicht am Meeresstrande, ein hohes [Monument] hob sich gar malerisch gegen eine hinterliegende Bergspitze empor. Die Insel Cypern so groß und fruchtbar sie ist, ist sehr herunter und soll nicht viel mehr als 50 000 Einwohner haben. Um 12 Uhr Mittags fuhren wir von Larnaka weiter ziemlich noch an der Küste von Cypern entlang, bis die Nacht seine Berge einhüllte. Die See war heut ruhig und die ganze Gesellschaft aß und trank. -

Montag den 8ten September 1845. Den ganzen Tag bis gegen 5 Uhr Nachmittags kein Land gesehen; da erst zeigten sich im Nebel die hohen Berge von Kleinasien. Das Schiff schwankte ziemlich stark, und ich selbst verdrusselte unser Dejeuner, was bloß Georgi und der Capitain einnahm; indessen holte ich es nachher nach; auch beim Abendessen waren wir lange nicht vollzählig. - Der Capitain Namens Florio, ein Illyrier sprach nur französisch, italienisch, englisch, aber nicht deutsch. Unser Dampfschiff genannt "Fürst Metternich" ist eins der größten und bestsegelndsten.

Dienstag den 9ten September 1845. Heut früh mit Tagesanbruch waren wir vor Rhodos; in gewaltigem Bogen breiteten sich die Festungswerke der Stadt vor uns aus, an beiden Enden Forts zum Abschluß, in der Mitte ein berühmter malerischer Thurm, hinter dem die christlichen, jetzt mit Minarets versehenen Kirchen der Kreuzfahrer hervorsahen. Um 10 Uhr verließen wir die Rhede von Rhodos und der Rückblick auf die Stadt und Insel, aus der jetzt erst bedeutende Berge auftauchten, gehörte mit zu den schönsten Bildern, die ich kenne; da entfalteten sich auch die Gärten der Stadt und eine reiche Vegetation der anderen Vorberge. Von jetzt ab hatten wir immer Land im Auge; die schroffen ohne irgend Vorland aufsteigende Küste von Kleinasien

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0099" n="98"/>
Frau <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice>                         <persName>Wildenbruch</persName>. Nach dem Dejeuner etwa um ½ 3 Uhr fahren                         wir mit Sack <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Pack zum Dampfschiff hinüber, wo wir so ziemlich die Ersten sind.                         Indessen wird es nach <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> nach stickend voll. Circa 150 Mann <choice><abbr>türk</abbr><expan>türkische</expan></choice> Soldaten nehmen <choice><abbr>d</abbr><expan>das</expan></choice> Verdeck ein; auf unsrem 1ten Platz ist unser langer Schlaks <choice><abbr>Cp</abbr><expan>Captain</expan></choice>                         <persName>Macdonald</persName> mit <choice><abbr>s</abbr><expan>seiner</expan></choice> alten Frau <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Tochter nebst deutscher Kammerjungfer<choice><sic/><corr>,</corr></choice> ferner noch 3 <choice><abbr>Engl</abbr><expan>Engländer</expan></choice>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> 2 Franzosen. Erst mit Sonnenuntergang kommen wir zur Abfahrt <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> nehmen unsern Curs direkt auf <placeName>Cypern</placeName> los. -                     </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-09-07"><hi rendition="#u">Sonntag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 7ten <choice><abbr>Sept</abbr><expan>September</expan></choice> 1845</hi></date>. Heut früh im Angesichte <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice>                         <placeName>Cypern</placeName><choice><sic/><corr>,</corr></choice> vor dessen Stadt <placeName>Larnaka</placeName> wir etwa um 8 Uhr                         Anker werfen. Die Insel hat viel flacheres Vorland, was uns jedoch ziemlich                         kahl <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> unbebaut erscheint; im Hintergrunde jedoch auch bedeutende Berge,                         die <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Wolken umspült werden. <placeName>Larnaka</placeName> liegt                         freundlich dicht am Meeresstrande, ein hohes <supplied>Monument</supplied> hob sich gar                         malerisch gegen eine hinterliegende Bergspitze empor. Die Insel                             <placeName>Cypern</placeName> so groß <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> fruchtbar sie ist, ist sehr herunter <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> soll nicht viel mehr als 50 000 <choice><abbr>Einw</abbr><expan>Einwohner</expan></choice> haben. Um 12 Uhr <choice><abbr>M</abbr><expan>Mittags</expan></choice> fuhren wir von <placeName>Larnaka</placeName> weiter ziemlich noch                         an <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Küste <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice>                         <placeName>Cypern</placeName> entlang, bis die Nacht seine Berge einhüllte.                         Die See war heut ruhig <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> ganze Gesellschaft aß <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> trank. - </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-09-08"><hi rendition="#u">Montag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 8ten <choice><abbr>Sept</abbr><expan>September</expan></choice> 1845</hi></date>. Den ganzen Tag bis gegen 5 Uhr <choice><abbr>Nachm</abbr><expan>Nachmittags</expan></choice> kein Land gesehen; da erst zeigten sich im Nebel die hohen Berge <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Kleinasien. Das Schiff schwankte ziemlich stark, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> ich selbst verdrusselte unser Dejeuner, was bloß                             <persName>Georgi</persName>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice>                         <choice><abbr>Capit</abbr><expan>Capitain</expan></choice> einnahm; indessen holte ich es nachher nach; auch beim Abendessen                         waren wir lange nicht vollzählig. - Der <choice><abbr>Capit</abbr><expan>Capitain</expan></choice> Namens <persName>Florio</persName>, ein Illyrier sprach nur <choice><abbr>franz</abbr><expan>französisch</expan></choice><choice><sic/><corr>,</corr></choice>                         <choice><abbr>ital</abbr><expan>italienisch</expan></choice><choice><sic/><corr>,</corr></choice>                         <choice><abbr>engl</abbr><expan>englisch</expan></choice><choice><sic/><corr>,</corr></choice> aber nicht deutsch. Unser Dampfschiff genannt "Fürst Metternich"                         ist eins der größten <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> bestsegelndsten. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1845-09-09"><hi rendition="#u">Dienstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 9ten <choice><abbr>Sept</abbr><expan>September</expan></choice> 1845</hi></date>. Heut früh mit Tagesanbruch waren wir vor                             <placeName>Rhodos</placeName>; in gewaltigem Bogen breiteten sich die                         Festungswerke der Stadt vor uns aus, an beiden Enden Forts zum Abschluß, in <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Mitte ein berühmter malerischer Thurm, hinter dem die                         christlichen, jetzt mit Minarets versehenen Kirchen der Kreuzfahrer                         hervorsahen. Um 10 Uhr verließen wir die Rhede von                             <placeName>Rhodos</placeName>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> der Rückblick auf <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> Stadt <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Insel, aus der jetzt erst bedeutende Berge auftauchten<choice><sic/><corr>,</corr></choice> gehörte mit zu den schönsten Bildern<choice><sic/><corr>,</corr></choice> die ich kenne; da entfalteten sich auch die Gärten der Stadt <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> eine reiche Vegetation der anderen Vorberge. Von jetzt ab hatten                         wir immer Land im Auge; die schroffen ohne irgend Vorland aufsteigende Küste <choice><abbr>v</abbr><expan>von</expan></choice> Kleinasien
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0099] Frau v Wildenbruch. Nach dem Dejeuner etwa um ½ 3 Uhr fahren wir mit Sack d Pack zum Dampfschiff hinüber, wo wir so ziemlich die Ersten sind. Indessen wird es nach d nach stickend voll. Circa 150 Mann türk Soldaten nehmen d Verdeck ein; auf unsrem 1ten Platz ist unser langer Schlaks Cp Macdonald mit s alten Frau d Tochter nebst deutscher Kammerjungfer, ferner noch 3 Engl d 2 Franzosen. Erst mit Sonnenuntergang kommen wir zur Abfahrt d nehmen unsern Curs direkt auf Cypern los. - Sonntag d 7ten Sept 1845. Heut früh im Angesichte v Cypern, vor dessen Stadt Larnaka wir etwa um 8 Uhr Anker werfen. Die Insel hat viel flacheres Vorland, was uns jedoch ziemlich kahl d unbebaut erscheint; im Hintergrunde jedoch auch bedeutende Berge, die v Wolken umspült werden. Larnaka liegt freundlich dicht am Meeresstrande, ein hohes Monument hob sich gar malerisch gegen eine hinterliegende Bergspitze empor. Die Insel Cypern so groß d fruchtbar sie ist, ist sehr herunter d soll nicht viel mehr als 50 000 Einw haben. Um 12 Uhr M fuhren wir von Larnaka weiter ziemlich noch an d Küste v Cypern entlang, bis die Nacht seine Berge einhüllte. Die See war heut ruhig d d ganze Gesellschaft aß d trank. - Montag d 8ten Sept 1845. Den ganzen Tag bis gegen 5 Uhr Nachm kein Land gesehen; da erst zeigten sich im Nebel die hohen Berge v Kleinasien. Das Schiff schwankte ziemlich stark, d ich selbst verdrusselte unser Dejeuner, was bloß Georgi d d Capit einnahm; indessen holte ich es nachher nach; auch beim Abendessen waren wir lange nicht vollzählig. - Der Capit Namens Florio, ein Illyrier sprach nur franz, ital, engl, aber nicht deutsch. Unser Dampfschiff genannt "Fürst Metternich" ist eins der größten d bestsegelndsten. Dienstag d 9ten Sept 1845. Heut früh mit Tagesanbruch waren wir vor Rhodos; in gewaltigem Bogen breiteten sich die Festungswerke der Stadt vor uns aus, an beiden Enden Forts zum Abschluß, in d Mitte ein berühmter malerischer Thurm, hinter dem die christlichen, jetzt mit Minarets versehenen Kirchen der Kreuzfahrer hervorsahen. Um 10 Uhr verließen wir die Rhede von Rhodos d der Rückblick auf d Stadt d Insel, aus der jetzt erst bedeutende Berge auftauchten, gehörte mit zu den schönsten Bildern, die ich kenne; da entfalteten sich auch die Gärten der Stadt d eine reiche Vegetation der anderen Vorberge. Von jetzt ab hatten wir immer Land im Auge; die schroffen ohne irgend Vorland aufsteigende Küste v Kleinasien

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/99
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/99>, abgerufen am 25.04.2024.