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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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um 12 Uhr Nachts zu Haus kamen, Bunsen und der sogennannte Kaufmann Schulz waren auch dabei. -

Dienstag den 14ten October 1845. Vormittags Brief an die Mutter geschrieben; mit Ernst und Georgi eine Kunstausstellung besucht, die manche interressanten Bilder enthielt, dabei aber auch viel Schund. Ein Bild von Frey und von Hor. Verret für uns besonders interressant. Die nach Berlin zu sendenden Sachen gepackt und befördert. Um 3 Uhr hatte ich Herrn Meier und meine 3 Reisegefährten zu einem solennen Mittagsmahl geladen mit Austern, Caviar, Schnepfen und Champagner. Dann die Abreise der Freunde besorgt und sie um 7 Uhr zur Post geleitet. Den Abend mit von Wagner verplaudert. -

Mittwoch den 15ten October 1845. Heut Vormittag meine Sachen gepackt; Einkauf von Stiefeln und seidenen Schnupftüchern gemacht; am Nachmittag im Magazin von Lutteroth meine Cairiner Kisten gepackt, die zu meinem großen Staunen von Lepsius mitgeschickt sind, aber auf dem Postbureau sämmtlich ausgepackt und gründlich untereinander geworfen waren. Abend Zeitung gelesen; sammt Wagner und Jungk Billets für das Dampfschiff genommen und gegen 11 Uhr Abends uns auf demselben eingeschifft. Der Tag war unglaublich windig und eiskalt, die sogenannte bora wüthete, so daß unser Haus zitterte; wir machten uns auf eine sehr unruhige Fahrt gefaßt. Erst etwa 1/2 12 Uhr Nachts kamen wir zur Abfahrt.

Donnerstag den 16ten October 1845. Wider Erwarten war die Fahrt in der Nacht vollkommen ruhig gewesen; es fand fast gar kein Schwanken statt und ich schlief auf meinen Sachen recht gut bis zum Sonnenaufgang, der mich auf's Verdeck trieb. Der Anblick der Tyroler Alpen rechts, deren Schneegipfel geröthet waren, der flachen Küste mit den grünbebauten Ufern, des stillen Meeres mit den kleinen Barken, deren rothe Segel in der Morgensonne glühten, endlich der aus der See auftauchenden Stadt Venedig, die in all ihrer Pracht immer während näher rückte, war so kostbar, daß mir fast die Thränen in die Augen kamen. Wir landeten ganz nah an dem mir noch wohlbekannten Marcus Platze, und stiegen im Hotel grande da Danieli ab, was am Quai liegt und nach dem Hafen hinausschaut. - Bald nach der Ankunft, ging ich nach der Marcuskirche und musterte dieses Meisterwerk wieder auf das genaueste. Die unglaubliche Menge der verschie-

um 12 Uhr Nachts zu Haus kamen, Bunsen und der sogennannte Kaufmann Schulz waren auch dabei. -

Dienstag den 14ten October 1845. Vormittags Brief an die Mutter geschrieben; mit Ernst und Georgi eine Kunstausstellung besucht, die manche interressanten Bilder enthielt, dabei aber auch viel Schund. Ein Bild von Frey und von Hor. Verret für uns besonders interressant. Die nach Berlin zu sendenden Sachen gepackt und befördert. Um 3 Uhr hatte ich Herrn Meier und meine 3 Reisegefährten zu einem solennen Mittagsmahl geladen mit Austern, Caviar, Schnepfen und Champagner. Dann die Abreise der Freunde besorgt und sie um 7 Uhr zur Post geleitet. Den Abend mit von Wagner verplaudert. -

Mittwoch den 15ten October 1845. Heut Vormittag meine Sachen gepackt; Einkauf von Stiefeln und seidenen Schnupftüchern gemacht; am Nachmittag im Magazin von Lutteroth meine Cairiner Kisten gepackt, die zu meinem großen Staunen von Lepsius mitgeschickt sind, aber auf dem Postbureau sämmtlich ausgepackt und gründlich untereinander geworfen waren. Abend Zeitung gelesen; sammt Wagner und Jungk Billets für das Dampfschiff genommen und gegen 11 Uhr Abends uns auf demselben eingeschifft. Der Tag war unglaublich windig und eiskalt, die sogenannte bora wüthete, so daß unser Haus zitterte; wir machten uns auf eine sehr unruhige Fahrt gefaßt. Erst etwa ½ 12 Uhr Nachts kamen wir zur Abfahrt.

Donnerstag den 16ten October 1845. Wider Erwarten war die Fahrt in der Nacht vollkommen ruhig gewesen; es fand fast gar kein Schwanken statt und ich schlief auf meinen Sachen recht gut bis zum Sonnenaufgang, der mich auf’s Verdeck trieb. Der Anblick der Tyroler Alpen rechts, deren Schneegipfel geröthet waren, der flachen Küste mit den grünbebauten Ufern, des stillen Meeres mit den kleinen Barken, deren rothe Segel in der Morgensonne glühten, endlich der aus der See auftauchenden Stadt Venedig, die in all ihrer Pracht immer während näher rückte, war so kostbar, daß mir fast die Thränen in die Augen kamen. Wir landeten ganz nah an dem mir noch wohlbekannten Marcus Platze, und stiegen im Hotêl grande da Danieli ab, was am Quai liegt und nach dem Hafen hinausschaut. - Bald nach der Ankunft, ging ich nach der Marcuskirche und musterte dieses Meisterwerk wieder auf das genaueste. Die unglaubliche Menge der verschie-

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[111/0112] um 12 Uhr Nachts zu Haus kamen, Bunsen d der sogen Kaufmann Schulz waren auch dabei. - Dienstag d 14ten Oct 1845. Vorm Brief an d Mutter geschrieben; mit Ernst d Georgi eine Kunstausstellung besucht, die manche interress Bilder enthielt, dabei aber auch viel Schund. Ein Bild v Frey d v Hor. Verret für uns besonders interressant. Die nach Berlin zu sendenden Sachen gepackt d befördert. Um 3 Uhr hatte ich H Meier d meine 3 Reisegefährten zu e solennen Mittagsmahl geladen mit Austern, Caviar, Schnepfen d Champagner. Dann die Abreise der Freunde besorgt d sie um 7 Uhr zur Post geleitet. Den Abend mit v Wagner verplaudert. - Mittwoch d 15ten Oct 1845. Heut Vorm meine Sachen gepackt; Einkauf v Stiefeln d seidenen Schnupftüchern gemacht; am Nachm im Magazin v Lutteroth meine Cairiner Kisten gepackt, die zu meinem großen Staunen v Leps mitgeschickt sind, aber auf d Postbureau sämmtlich ausgepackt d gründlich untereinander geworfen waren. Abend Zeitung gelesen; sammt Wagner d Jungk Billets für das Dampfschiff genommen d gegen 11 Uhr Abends uns auf demselben eingeschifft. Der Tag war unglaublich windig d eiskalt, die sogenannte bora wüthete, so daß unser Haus zitterte; wir machten uns auf eine sehr unruhige Fahrt gefaßt. Erst etwa ½ 12 Uhr Nachts kamen wir zur Abfahrt. Donnerstag d 16ten Oct 1845. Wider Erwarten war die Fahrt in d Nacht vollkommen ruhig gewesen; es fand fast gar kein Schwanken statt d ich schlief auf meinen Sachen recht gut bis zum Sonnenaufgang, der mich auf’s Verdeck trieb. Der Anblick der Tyrol Alpen rechts, deren Schneegipfel geröthet waren, der flachen Küste mit den grünbebauten Ufern, des stillen Meeres mit den kleinen Barken, deren rothe Segel in d Morgensonne glühten, endlich der aus d See auftauchenden Stadt Venedig, die in all ihrer Pracht immer während näher rückte, war so kostbar, daß mir fast die Thränen in die Augen kamen. Wir landeten ganz nah an dem mir noch wohlbekannten Marcus Platze, d stiegen im Hotêl grande da Danieli ab, was am Quai liegt d nach d Hafen hinausschaut. - Bald nach d Ankunft, ging ich nach d Marcuskirche d musterte dieses Meisterwerk wieder auf das genaueste. Die unglaubliche Menge der verschie-

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/112>, abgerufen am 29.03.2024.