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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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denkliche Verirrung in der Wüste, wodurch sie 1 1/2 Tage von der Caravane getrennt, ohne Nahrung und Wasser blieben. - In etwa 2 Wochen hoffen sie zurück zu sein. Zu Hause geht ja, Gott sei Dank, Alles ziemlich wohl. - Am Nachmittag entschließe ich mich, unsern Auad in Gurna zu besuchen und Ernst begleitet mich. Wir finden ihn besser als ich dachte. 2 starke Kopfwunden hatten ihn sehr geschwächt und verursachten ihm viel Schmerzen. Ich stärkte ihn durch Wein, womit ich ihn auch einrieb, wusch die Wunden und legte Scharpie auf. Ich fand eine wahre Rathsversammlung um ihn. - Auf unsrem Heimwege ward in Luxor ein Bad genommen und gegen Sonnenuntergang kamen wir wieder nach Karnak. Wir verabschieden heut 3 Wächter, mit denen wir sehr unzufrieden sind.

Donnerstag den 27ten März 1845. Mit dem Aufmessen am südlichen Tempel fortgefahren; Nachmittags zu Hause gezeichnet. Die Tage sind jetzt sehr heiß. - Die Nacht heftiger Wind.

Freitag den 28ten März 1845. Heute die südliche Tempelgruppe fertig gemessen und am Nachmittag mit dem Aufzeichnen begonnen. Abends ein Gedichtchen fabrizirt: der offene Garten. -

Sonnabend den 29ten März 1845. Einiges in Betreff der großen Karte draußten gemessen, am Nachmittag zu Haus an derselben gezeichnet. - Wir bekommen heut ein Päckchen Englische und Augsburger Zeitungen. - Da viele, bei Seid Hussenso in Kenne bestellte Sachen durchaus nicht anlangen, sende ich heut einen Boten dorthin ab, der hoffentlich in 3 Tagen zurück ist (für 15 piaster).

Sonntag den 30ten März 1845. Nach unsrem Gottesdienst reite ich mit Georgi nach Luxor, wo wir Vor- und Nachmitags, wenngleich bei heftigem Winde und Staube später 2 Ansichten malen. Stohhütten der öffentlichen Mädchen, davon 2 uns eine ganze Weile zusehen; die eine ein sehr niedliches dunkelfarbiges Gesicht und zarte, junge Gestalt; höchst Schade um die Mädchen! - Unser Mittagessen verzehrten wir wieder in dem Garten am Wasser; köstliches Grün des transparenten Laubes. Nach dem Zeichnen Bad und dann nach Hause mit fortdauernder Bewunderung der herrlich klaren Tinten des Gebirges und jeglichen andren Gegenstandes. Während ich gestern einen Boten nach Kenne geschickt habe, kommen heut mit Abderrahim die erwarteten Sachen, d.h. Kaffee, Tabak, 2 Westen pp. - Interressant in Luxor war mir heut die Besichtigung einer Brütanstalt für junge Hühner in einer

denkliche Verirrung in der Wüste, wodurch sie 1 ½ Tage von der Caravane getrennt, ohne Nahrung und Wasser blieben. - In etwa 2 Wochen hoffen sie zurück zu sein. Zu Hause geht ja, Gott sei Dank, Alles ziemlich wohl. - Am Nachmittag entschließe ich mich, unsern Auad in Gurna zu besuchen und Ernst begleitet mich. Wir finden ihn besser als ich dachte. 2 starke Kopfwunden hatten ihn sehr geschwächt und verursachten ihm viel Schmerzen. Ich stärkte ihn durch Wein, womit ich ihn auch einrieb, wusch die Wunden und legte Scharpie auf. Ich fand eine wahre Rathsversammlung um ihn. - Auf unsrem Heimwege ward in Luxor ein Bad genommen und gegen Sonnenuntergang kamen wir wieder nach Karnak. Wir verabschieden heut 3 Wächter, mit denen wir sehr unzufrieden sind.

Donnerstag den 27ten März 1845. Mit dem Aufmessen am südlichen Tempel fortgefahren; Nachmittags zu Hause gezeichnet. Die Tage sind jetzt sehr heiß. - Die Nacht heftiger Wind.

Freitag den 28ten März 1845. Heute die südliche Tempelgruppe fertig gemessen und am Nachmittag mit dem Aufzeichnen begonnen. Abends ein Gedichtchen fabrizirt: der offene Garten. -

Sonnabend den 29ten März 1845. Einiges in Betreff der großen Karte draußten gemessen, am Nachmittag zu Haus an derselben gezeichnet. - Wir bekommen heut ein Päckchen Englische und Augsburger Zeitungen. - Da viele, bei Seid Hussenso in Kenne bestellte Sachen durchaus nicht anlangen, sende ich heut einen Boten dorthin ab, der hoffentlich in 3 Tagen zurück ist (für 15 piaster).

Sonntag den 30ten März 1845. Nach unsrem Gottesdienst reite ich mit Georgi nach Luxor, wo wir Vor- und Nachmitags, wenngleich bei heftigem Winde und Staube später 2 Ansichten malen. Stohhütten der öffentlichen Mädchen, davon 2 uns eine ganze Weile zusehen; die eine ein sehr niedliches dunkelfarbiges Gesicht und zarte, junge Gestalt; höchst Schade um die Mädchen! - Unser Mittagessen verzehrten wir wieder in dem Garten am Wasser; köstliches Grün des transparenten Laubes. Nach dem Zeichnen Bad und dann nach Hause mit fortdauernder Bewunderung der herrlich klaren Tinten des Gebirges und jeglichen andren Gegenstandes. Während ich gestern einen Boten nach Kenne geschickt habe, kommen heut mit Abderrahim die erwarteten Sachen, d.h. Kaffee, Tabak, 2 Westen pp. - Interressant in Luxor war mir heut die Besichtigung einer Brütanstalt für junge Hühner in einer

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[42/0043] denkliche Verirrung in der Wüste, wodurch sie 1 ½ Tage v d Caravane getrennt, ohne Nahrung d Wasser blieben. - In etwa 2 Wochen hoffen sie zurück zu sein. Zu Hause geht ja, Gott sei Dank, Alles ziemlich wohl. - Am Nachm entschließe ich mich, unsern Auad in Gurna zu besuchen d Ernst begleitet mich. Wir finden ihn besser als ich dachte. 2 starke Kopfwunden hatten ihn sehr geschwächt d verursachten ihm viel Schmerzen. Ich stärkte ihn durch Wein, womit ich ihn auch einrieb, wusch die Wunden d legte Scharpie auf. Ich fand eine wahre Rathsversammlung um ihn. - Auf unsrem Heimwege ward in Luxor e Bad genommen d gegen Sonnenuntergang kamen wir wieder nach Karnak. Wir verabschieden heut 3 Wächter, mit denen wir sehr unzufrieden sind. Donnerstag d 27ten März 1845. Mit d Aufmessen am südl Tempel fortgefahren; Nachm zu Hause gezeichnet. Die Tage sind jetzt sehr heiß. - Die Nacht heftiger Wind. Freitag d 28ten März 1845. Heute die südl Tempelgruppe fertig gemessen d am Nachm mit d Aufzeichnen begonnen. Abends e Gedichtchen fabrizirt: der offene Garten. - Sonnabend d 29ten März 1845. Einiges in Betreff d großen Karte draußten gemessen, am Nachm zu Haus an derselben gezeichnet. - Wir bekommen heut e Päckchen Engl d Augsb Zeitungen. - Da viele, bei Seid Hussenso in Kenne bestellte Sachen durchaus nicht anlangen, sende ich heut einen Boten dorthin ab, der hoffentlich in 3 Tagen zurück ist (für 15 p). Sonntag d 30ten März 1845. Nach unsrem Gottesdienst reite ich mit Georgi nach Luxor, wo wir Vor- d Nachmitags, wenngleich bei heftigem Winde d Staube später 2 Ansichten malen. Stohhütten der öffentl Mädchen, davon 2 uns eine ganze Weile zusehen; die eine ein sehr niedliches dunkelfarbiges Gesicht d zarte, junge Gestalt; höchst Schade um d Mädchen! - Unser Mittagessen verzehrten wir wieder in dem Garten am Wasser; köstliches Grün des transparenten Laubes. Nach d Zeichnen Bad d dann nach Hause mit fortdauernder Bewunderung der herrlich klaren Tinten des Gebirges d jeglichen andren Gegenstandes. Während ich gestern einen Boten nach Kenne geschickt habe, kommen heut mit Abderrahim die erwarteten Sachen, d.h. Kaffee, Tabak, 2 Westen pp. - Interressant in Luxor war mir heut die Besichtigung einer Brütanstalt für junge Hühner in einer

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/43>, abgerufen am 29.03.2024.