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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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Der Tag sehr heiß und windig, wie gestern, wo es eigentlich noch windiger war. - Nachmittags und Abends wie gewöhnlich Bad. -

Montag den 9ten Juni 1845. Am Vormittag mit der Aufnahme der Ruinen fortgefahren, Nachmittags auf der Barke gezeichnet. Die Zeichner werden mit den Gräbern hinten fertig, und haben morgen nur noch an einigen Steelen zu thun. -

Dienstag den 10ten Juni 1845. Ich bleibe heut zu Hause und arbeite an meinem Ruinenplan. Lepsius war ausgeritten; die Andern wurden mit ihren Arbeiten zu Mittag fertig und wir machten uns bereit, immer mit der Barke stromabwärts nach El Tell zu fahren, als ein Bote von Lepsius kam, der in der Wüste plötzlich schwer erkrankt war, und mich zu sich entbieten ließ. Schon vorher hatte er her geschickt und sich Burnus und Capott holen zu lassen, was wir uns gar nicht recht erklären konnten. Nun aber vermutheten wir, er habe seinen Hexenschuß; Ernst begleitete mich, wir nahmen sein Bette und ein Angareb mit und setzten uns so nach der Wüste in Marsch. Dort, 1 Stunde in der ödesten Wüste fanden wir Lepsius todtmatt im Sande ausgestreckt; 2 Diener hielten den Burnus über ihm, um Wind, Sand und Sonne abzuhalten. Eine heftige Brechruhr hatte ihn in wenig Stunden gänzlich heruntergebracht, der Puls schlug kaum fühlbar; grad aber bei unsrer Ankunft hatte Erbrechen und Diarrhoe nachgelassen, nur die Leibschmerzen kamen periodenweise; da war nichts weiter zu thun, als ihn auf dem Angareb nach der Barke zu tragen, was von den mitgebrachten Schiffern geschah; ein Burnus ward gegen die Sonne über ihm gehalten und so ging es in einzelnen Absätzen fort, ein seltsamer und trister Zug. Indessen ging Alles über Erwarten gut; die Ruhr hatte aufgehört und schon auf dem Schiffe fühlte er sich bedeutend besser; etwas Rothwein, ein Fußbad, ein wenig Schlaf stärkten ihn sehr, und wir erholten uns von dem gehabten Schrecken. Auch Jussuf war heut krank, Diarrhee, die ich mit Abführ- und Brechmittel zu dämpfen suchte. - Nach dem Abendessen fuhren wir im Mondschein in etwa 2 Stunden nach El Tell, wo wir um 10 Uhr anlangten. -

Mittwoch den 11ten Juni 1845. Mit Lepsius Befinden geht es sehr erwünscht; er hatte gut geschlafen und war in der Nacht nur 2 mal aufgewesen. Auch Jussuf ist leidlich. Ich fahre Vormittags mit

Der Tag sehr heiß und windig, wie gestern, wo es eigentlich noch windiger war. - Nachmittags und Abends wie gewöhnlich Bad. -

Montag den 9ten Juni 1845. Am Vormittag mit der Aufnahme der Ruinen fortgefahren, Nachmittags auf der Barke gezeichnet. Die Zeichner werden mit den Gräbern hinten fertig, und haben morgen nur noch an einigen Steelen zu thun. -

Dienstag den 10ten Juni 1845. Ich bleibe heut zu Hause und arbeite an meinem Ruinenplan. Lepsius war ausgeritten; die Andern wurden mit ihren Arbeiten zu Mittag fertig und wir machten uns bereit, immer mit der Barke stromabwärts nach El Tell zu fahren, als ein Bote von Lepsius kam, der in der Wüste plötzlich schwer erkrankt war, und mich zu sich entbieten ließ. Schon vorher hatte er her geschickt und sich Burnus und Capott holen zu lassen, was wir uns gar nicht recht erklären konnten. Nun aber vermutheten wir, er habe seinen Hexenschuß; Ernst begleitete mich, wir nahmen sein Bette und ein Angareb mit und setzten uns so nach der Wüste in Marsch. Dort, 1 Stunde in der ödesten Wüste fanden wir Lepsius todtmatt im Sande ausgestreckt; 2 Diener hielten den Burnus über ihm, um Wind, Sand und Sonne abzuhalten. Eine heftige Brechruhr hatte ihn in wenig Stunden gänzlich heruntergebracht, der Puls schlug kaum fühlbar; grad aber bei unsrer Ankunft hatte Erbrechen und Diarrhoe nachgelassen, nur die Leibschmerzen kamen periodenweise; da war nichts weiter zu thun, als ihn auf dem Angareb nach der Barke zu tragen, was von den mitgebrachten Schiffern geschah; ein Burnus ward gegen die Sonne über ihm gehalten und so ging es in einzelnen Absätzen fort, ein seltsamer und trister Zug. Indessen ging Alles über Erwarten gut; die Ruhr hatte aufgehört und schon auf dem Schiffe fühlte er sich bedeutend besser; etwas Rothwein, ein Fußbad, ein wenig Schlaf stärkten ihn sehr, und wir erholten uns von dem gehabten Schrecken. Auch Jussuf war heut krank, Diarrhee, die ich mit Abführ- und Brechmittel zu dämpfen suchte. - Nach dem Abendessen fuhren wir im Mondschein in etwa 2 Stunden nach El Tell, wo wir um 10 Uhr anlangten. -

Mittwoch den 11ten Juni 1845. Mit Lepsius Befinden geht es sehr erwünscht; er hatte gut geschlafen und war in der Nacht nur 2 mal aufgewesen. Auch Jussuf ist leidlich. Ich fahre Vormittags mit

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[61/0062] Der Tag sehr heiß d windig, wie gestern, wo es eigentlich noch windiger war. - Nachm d Abends wie gewöhnlich Bad. - Montag d 9ten Juni 1845. Am Vorm mit der Aufnahme der Ruinen fortgefahren, Nachm auf d Barke gezeichnet. Die Zeichner werden mit d Gräbern hinten fertig, d haben morgen nur noch an einigen Steelen zu thun. - Dienstag d 10ten Juni 1845. Ich bleibe heut zu Hause d arbeite an meinem Ruinenplan. Leps war ausgeritten; die Andern wurden mit ihren Arbeiten zu Mittag fertig d wir machten uns bereit, immer mit d Barke stromabwärts nach El Tell zu fahren, als e Bote v Leps kam, der in d Wüste plötzlich schwer erkrankt war, d mich zu sich entbieten ließ. Schon vorher hatte er her geschickt d sich Burnus d Capott holen zu lassen, was wir uns gar nicht recht erklären konnten. Nun aber vermutheten wir, er habe s Hexenschuß; Ernst begleitete mich, wir nahmen sein Bette d ein Angareb mit d setzten uns so nach d Wüste in Marsch. Dort, 1 Stunde in der ödesten Wüste fanden wir Leps todtmatt im Sande ausgestreckt; 2 Diener hielten den Burnus über ihm, um Wind, Sand d Sonne abzuhalten. Eine heftige Brechruhr hatte ihn in wenig Stunden gänzlich heruntergebracht, der Puls schlug kaum fühlbar; grad aber b unsrer Ankunft hatte Erbrechen d Diarrhoe nachgelassen, nur die Leibschmerzen kamen periodenweise; da war nichts weiter zu thun, als ihn auf d Angareb nach d Barke zu tragen, was von den mitgebrachten Schiffern geschah; ein Burnus ward gegen die Sonne über ihm gehalten d so ging es in einzelnen Absätzen fort, ein seltsamer d trister Zug. Indessen ging Alles über Erwarten gut; die Ruhr hatte aufgehört d schon auf d Schiffe fühlte er sich bedeutend besser; etwas Rothwein, ein Fußbad, ein wenig Schlaf stärkten ihn sehr, d wir erholten uns v d gehabten Schrecken. Auch Jussuf war heut krank, Diarrhee, die ich mit Abführ- d Brechmittel zu dämpfen suchte. - Nach d Abendessen fuhren wir im Mondschein in etwa 2 Stunden nach El Tell, wo wir um 10 Uhr anlangten. - Mittwoch d 11ten Juni 1845. Mit Leps Befinden geht es sehr erwünscht; er hatte gut geschlafen d war in d Nacht nur 2 mal aufgewesen. Auch Jussuf ist leidlich. Ich fahre Vorm mit

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/62>, abgerufen am 29.03.2024.