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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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nach dem nahe liegenden Garten von Gethsemane, Blumen suchend, und stillen ernsten. Betrachtungen nachhängend; dann wieder zur Stadt zurück, wo ich einen Brief nach Hause zu schreiben begann. - Um 1/4 3 Uhr zur Kirche; Gottesdienst und Abendmahl natürlich nach englischem Ritus; Nicolayson hielt die kurze Predigt, gewissermaßen nur eine Vorbereitung zum Mahle. Gebete und Bibellesen nahmen die meiste Zeit in Anspruch; der Bischof und Nicolayson theilten das Mahl aus; nachher noch am Briefe weiter geschrieben; am Abend wieder Abeken bei uns. -

Montag den 11ten August 1845. Vormittags mit Georgi zu dem sogenannten Grab der Helena und den danebenliegenden Gräbern der Könige, deren Eingang wir zeichnen; da wir kein Licht haben, kriechen wir nicht hinein. Nachmittags zu Haus geblieben und am Briefe fortgeschrieben.

Dienstag den 12ten August 1845. Parthie nach dem Jordan und dem todten Meere. Nachdem wir heut mit Abeken noch ein Mittagbrodt bei uns eingenommen hatten, setzen wir uns um 12 Uhr Mittags mit Sack und Pack in Bewegung, nämlich wir vier, Abeken mit seinem Diener, Herr Biering, ein Däne, den Abeken mitnahm, und uns schloß sich noch ein Schneider aus Böhmen, der grad hier bei Mischullem arbeitet, und der sächsische Tischler an, ferner hatten wir gegen 18 mit langen Flinten bewaffnete Fellah's als Sicherheitsgarde. Für letztere hatte unser Wirth 300 piaster ausgemacht, wozu wir noch 50 als Backschisch legten; sonst kostet die Person gewöhnlich 100 piaster, was sich jedoch die Beduinen mit den Dragoman's theilen. - Der Dicke machte die Tour seines Wolfs wegen in einem Kafaß sitzend, mit. - So ging unser langer Zug denn zum Damaskus Thor hinaus nach dem lieben Bethanien hin und durch ein wildes und wüstes Gebirge bis wo der Weg sich in das breite Jordanthal niederstreckt; der Weg theilweise herzlich schlecht. Im Thale bogen wir links ab nach der Quelle Ain sultan, an Wasserleitungsruinen vorbei, die wahrscheinlich früher aus dieser Quelle gespeist wurden; auch soll dabei eine Zuckermühle gelegen haben, wie Robinson sagt, deren Ruinen Abeken besah. Die Quelle kommt jetzt sehr reichlich aus der Erde, so daß sie augenblicklich einen ansehnlichen Bach bildet, der sich aber später auf den Feldern vertheilt und verschwindet. Sein ganzer Lauf ist aber mit dem üppigsten Grün bezeichnet. Hier unweit der Quelle, wo wir etwa um 1/2 7 Uhr ankamen, wurden Abeken's Zelte aufgeschlagen, mitgenommenes reichliches Abendbrod verzehrt, Kaffee und Thee getrunken, geraucht, Abendandacht gehalten und dann mittelmäßig geschlafen. Die ganze Breite des Jordanthales mag etwa

nach dem nahe liegenden Garten von Gethsemane, Blumen suchend, und stillen ernsten. Betrachtungen nachhängend; dann wieder zur Stadt zurück, wo ich einen Brief nach Hause zu schreiben begann. - Um ¼ 3 Uhr zur Kirche; Gottesdienst und Abendmahl natürlich nach englischem Ritus; Nicolayson hielt die kurze Predigt, gewissermaßen nur eine Vorbereitung zum Mahle. Gebete und Bibellesen nahmen die meiste Zeit in Anspruch; der Bischof und Nicolayson theilten das Mahl aus; nachher noch am Briefe weiter geschrieben; am Abend wieder Abeken bei uns. -

Montag den 11ten August 1845. Vormittags mit Georgi zu dem sogenannten Grab der Helena und den danebenliegenden Gräbern der Könige, deren Eingang wir zeichnen; da wir kein Licht haben, kriechen wir nicht hinein. Nachmittags zu Haus geblieben und am Briefe fortgeschrieben.

Dienstag den 12ten August 1845. Parthie nach dem Jordan und dem todten Meere. Nachdem wir heut mit Abeken noch ein Mittagbrodt bei uns eingenommen hatten, setzen wir uns um 12 Uhr Mittags mit Sack und Pack in Bewegung, nämlich wir vier, Abeken mit seinem Diener, Herr Biering, ein Däne, den Abeken mitnahm, und uns schloß sich noch ein Schneider aus Böhmen, der grad hier bei Mischullem arbeitet, und der sächsische Tischler an, ferner hatten wir gegen 18 mit langen Flinten bewaffnete Fellah’s als Sicherheitsgarde. Für letztere hatte unser Wirth 300 piaster ausgemacht, wozu wir noch 50 als Backschisch legten; sonst kostet die Person gewöhnlich 100 piaster, was sich jedoch die Beduinen mit den Dragoman’s theilen. - Der Dicke machte die Tour seines Wolfs wegen in einem Kafaß sitzend, mit. - So ging unser langer Zug denn zum Damaskus Thor hinaus nach dem lieben Bethanien hin und durch ein wildes und wüstes Gebirge bis wo der Weg sich in das breite Jordanthal niederstreckt; der Weg theilweise herzlich schlecht. Im Thale bogen wir links ab nach der Quelle Ain sultan, an Wasserleitungsruinen vorbei, die wahrscheinlich früher aus dieser Quelle gespeist wurden; auch soll dabei eine Zuckermühle gelegen haben, wie Robinson sagt, deren Ruinen Abeken besah. Die Quelle kommt jetzt sehr reichlich aus der Erde, so daß sie augenblicklich einen ansehnlichen Bach bildet, der sich aber später auf den Feldern vertheilt und verschwindet. Sein ganzer Lauf ist aber mit dem üppigsten Grün bezeichnet. Hier unweit der Quelle, wo wir etwa um ½ 7 Uhr ankamen, wurden Abeken’s Zelte aufgeschlagen, mitgenommenes reichliches Abendbrod verzehrt, Kaffee und Thee getrunken, geraucht, Abendandacht gehalten und dann mittelmäßig geschlafen. Die ganze Breite des Jordanthales mag etwa

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[85/0086] nach d nahe liegenden Garten v Gethsemane, Blumen suchend, d stillen ernsten. Betrachtungen nachhängend; dann wieder zur Stadt zurück, wo ich einen Brief nach Hause zu schreiben begann. - Um ¼ 3 Uhr zur Kirche; Gottesdienst d Abendmahl natürl nach engl Ritus; Nicolayson hielt die kurze Predigt, gewissermaßen nur e Vorbereitung z Mahle. Gebete d Bibellesen nahmen die meiste Zeit in Anspruch; der Bischof d Nicolayson theilten d Mahl aus; nachher noch am Briefe weiter geschrieben; am Abend wieder Abeken bei uns. - Montag d 11ten Aug 1845. Vorm mit Georgi zu d sogen Grab der Helena d den danebenliegenden Gräbern der Könige, deren Eingang wir zeichnen; da wir kein Licht haben, kriechen wir nicht hinein. Nachm zu Haus geblieben d am Briefe fortgeschrieben. Dienstag d 12ten Aug 1845. Parthie nach d Jordan d d todten Meere. Nachdem wir heut mit Abeken noch ein Mittagbrodt bei uns eingenommen hatten, setzen wir uns um 12 Uhr Mittags mit Sack d Pack in Bewegung, näml wir vier, Abeken mit s Diener, H Biering, ein Däne, den Abeken mitnahm, d uns schloß sich noch ein Schneider aus Böhmen, der grad hier b Mischullem arbeitet, d der sächsische Tischler an, ferner hatten wir gegen 18 mit langen Flinten bewaffnete Fellah’s als Sicherheitsgarde. Für letztere hatte unser Wirth 300 p ausgemacht, wozu wir noch 50 als Backschisch legten; sonst kostet die Person gewöhnl 100 p, was sich jedoch die Beduinen mit den Dragoman’s theilen. - Der Dicke machte die Tour seines Wolfs wegen in e Kafaß sitzend, mit. - So ging unser langer Zug denn zum Damask Thor hinaus nach dem lieben Bethanien hin d durch ein wildes d wüstes Gebirge bis wo der Weg sich in das breite Jordanthal niederstreckt; der Weg theilweise herzlich schlecht. Im Thale bogen wir links ab nach d Quelle Ain sultan, an Wasserleitungsruinen vorbei, die wahrsch früher aus dieser Quelle gespeist wurden; auch soll dabei eine Zuckermühle gelegen haben, wie Robinson sagt, deren Ruinen Abeken besah. Die Quelle kommt jetzt sehr reichlich aus der Erde, so daß sie augenblicklich einen ansehnlichen Bach bildet, der sich aber später auf d Feldern vertheilt d verschwindet. Sein ganzer Lauf ist aber mit dem üppigsten Grün bezeichnet. Hier unweit der Quelle, wo wir etwa um ½ 7 Uhr ankamen, wurden Abeken’s Zelte aufgeschlagen, mitgenommenes reichliches Abendbrod verzehrt, Kaffee d Thee getrunken, geraucht, Abendandacht gehalten d dann mittelmäßig geschlafen. Die ganze Breite des Jordanthales mag etwa

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/86>, abgerufen am 28.03.2024.