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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von den zünften.
§ 294

Ob aber der handwerksleute-bücher wie die kauf-ob der hand
werksleute
bücher ei-
nen halben
beweis ma-
chen?

mannsbücher einen halben beweis machen, ist un-
ter den rechtsgelehrten strittig? Wofern die gesä-
ze ermangeln, ist solches zu verneinen, Barth im
dissensu 669 num. 8, s. 210 cent. 7, Seifarts
reichsproceß s. 223. In Frankfurt, zu Nürn-
berg haben die bemeldten bücher halben beweis.

§ 295

Eine zunft kan sowohl von selbst erlöschen, als
auch nach beschaffenheit der umstände aufgehoben
werden, Beier im syntagmate juris opific. s. 67
und de colleg. opif. cap. XXII, Fritsch am a.
o. th. I cap. 6, Mevius in parte V, decis. 169
und decis. 229, 230, gestalt dann auch ein hand-
werksgenoß nicht allein des handwerkes sich zu be-
geben vermag, sondern auch aus selbigem auf ei-
ne rechtmäßige weise gestossen werden kan, Beier
de colleg. opif. cap. V, XIII num. 590, cap. XXI,
und im aduocato rerum opif. cap. 25 § 10.

§ 296

Die sprüchwörter, welche man vom zunftwe-die sprüch-
wörter von
den zünften

sen hat, sind folgende: "1) die ämter (handwerke),
"müssen so rein seyn, als wenn sie die tauben ge-
"lesen hätten, oder, "nichts unehrliches leiden die
"zünfte", Hert im responso 395 und responso
"400, qu. 2; (2) was einer angefangen, oder zu-
"geschnitten hat, soll der andere nicht fertig ma-
"chen", welches aber als ein mißbrauch abge-
schafft worden ist, reichsschluß 1731, art. 13,
Hessen-Casselische verordnung 1693 § XIV, Pisto-
rius
cent. III par. 1 s. 247, (3) "das werk lobet
"den meister, artifici in sua arte est credendum,
Pistorius cent. 4, par. 66, s. 251, 4) "zimmerleu-
"te und mauerer, das sind rechte zauderer, ehe
"sie essen, messen, und sich besinnen, so ist der

libe
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von den zuͤnften.
§ 294

Ob aber der handwerksleute-buͤcher wie die kauf-ob der hand
werksleute
buͤcher ei-
nen halben
beweis ma-
chen?

mannsbuͤcher einen halben beweis machen, iſt un-
ter den rechtsgelehrten ſtrittig? Wofern die geſaͤ-
ze ermangeln, iſt ſolches zu verneinen, Barth im
diſſenſu 669 num. 8, ſ. 210 cent. 7, Seifarts
reichsproceß ſ. 223. In Frankfurt, zu Nuͤrn-
berg haben die bemeldten buͤcher halben beweis.

§ 295

Eine zunft kan ſowohl von ſelbſt erloͤſchen, als
auch nach beſchaffenheit der umſtaͤnde aufgehoben
werden, Beier im ſyntagmate juris opific. ſ. 67
und de colleg. opif. cap. XXII, Fritſch am a.
o. th. I cap. 6, Mevius in parte V, deciſ. 169
und deciſ. 229, 230, geſtalt dann auch ein hand-
werksgenoß nicht allein des handwerkes ſich zu be-
geben vermag, ſondern auch aus ſelbigem auf ei-
ne rechtmaͤßige weiſe geſtoſſen werden kan, Beier
de colleg. opif. cap. V, XIII num. 590, cap. XXI,
und im aduocato rerum opif. cap. 25 § 10.

§ 296

Die ſpruͤchwoͤrter, welche man vom zunftwe-die ſpruͤch-
woͤrter von
den zuͤnften

ſen hat, ſind folgende: „1) die aͤmter (handwerke),
„muͤſſen ſo rein ſeyn, als wenn ſie die tauben ge-
„leſen haͤtten, oder, „nichts unehrliches leiden die
„zuͤnfte„, Hert im reſponſo 395 und reſponſo
„400, qu. 2; (2) was einer angefangen, oder zu-
„geſchnitten hat, ſoll der andere nicht fertig ma-
„chen„, welches aber als ein mißbrauch abge-
ſchafft worden iſt, reichsſchluß 1731, art. 13,
Heſſen-Caſſeliſche verordnung 1693 § XIV, Piſto-
rius
cent. III par. 1 ſ. 247, (3) „das werk lobet
„den meiſter, artifici in ſua arte eſt credendum,
Piſtorius cent. 4, par. 66, ſ. 251, 4) „zimmerleu-
„te und mauerer, das ſind rechte zauderer, ehe
„ſie eſſen, meſſen, und ſich beſinnen, ſo iſt der

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[121/0131] von den zuͤnften. § 294 Ob aber der handwerksleute-buͤcher wie die kauf- mannsbuͤcher einen halben beweis machen, iſt un- ter den rechtsgelehrten ſtrittig? Wofern die geſaͤ- ze ermangeln, iſt ſolches zu verneinen, Barth im diſſenſu 669 num. 8, ſ. 210 cent. 7, Seifarts reichsproceß ſ. 223. In Frankfurt, zu Nuͤrn- berg haben die bemeldten buͤcher halben beweis. ob der hand werksleute buͤcher ei- nen halben beweis ma- chen? § 295 Eine zunft kan ſowohl von ſelbſt erloͤſchen, als auch nach beſchaffenheit der umſtaͤnde aufgehoben werden, Beier im ſyntagmate juris opific. ſ. 67 und de colleg. opif. cap. XXII, Fritſch am a. o. th. I cap. 6, Mevius in parte V, deciſ. 169 und deciſ. 229, 230, geſtalt dann auch ein hand- werksgenoß nicht allein des handwerkes ſich zu be- geben vermag, ſondern auch aus ſelbigem auf ei- ne rechtmaͤßige weiſe geſtoſſen werden kan, Beier de colleg. opif. cap. V, XIII num. 590, cap. XXI, und im aduocato rerum opif. cap. 25 § 10. § 296 Die ſpruͤchwoͤrter, welche man vom zunftwe- ſen hat, ſind folgende: „1) die aͤmter (handwerke), „muͤſſen ſo rein ſeyn, als wenn ſie die tauben ge- „leſen haͤtten, oder, „nichts unehrliches leiden die „zuͤnfte„, Hert im reſponſo 395 und reſponſo „400, qu. 2; (2) was einer angefangen, oder zu- „geſchnitten hat, ſoll der andere nicht fertig ma- „chen„, welches aber als ein mißbrauch abge- ſchafft worden iſt, reichsſchluß 1731, art. 13, Heſſen-Caſſeliſche verordnung 1693 § XIV, Piſto- rius cent. III par. 1 ſ. 247, (3) „das werk lobet „den meiſter, artifici in ſua arte eſt credendum, Piſtorius cent. 4, par. 66, ſ. 251, 4) „zimmerleu- „te und mauerer, das ſind rechte zauderer, ehe „ſie eſſen, meſſen, und ſich beſinnen, ſo iſt der libe die ſpruͤch- woͤrter von den zuͤnften H 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/131>, abgerufen am 19.04.2024.