Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

hohen schulen.
liberalium hiese, das ist, 3 logistä, und 4 mathe-
maticä, welchen endlich die physic und aristoteli-
sche ethick hinzu gethan wurde. Peter Lombard,
ein Italiäner und bischof zu Paris, brachte in
Paris die theologische facultät auf, sintemal die-
ser die scholastische Gottesgelahrheit anfinge. Denn
sonst wurde nur der Augustinus gelehret, nachher
aber die Aristotelische weltweisheit mit eingemen-
get. Unter dem kaiser Friderichen II wurden die
medicinischen bücher im kloster Monte Cassino
ins Lateinische übersezet; diesemnach legeten sich
die mönche auf die arzeneikunst. Dieweil aber
ein mönch kein blut vergiesen durfte, so wollte der
pabst die mediciner nicht leiden. Dieses ist also
die am lezten entstandene facultät, Conrings an-
tiquitates academicae
Ludewig freiherr von
Hollberg
in der allgemeinen kirchenhistori, II th.
s. 99, s. 100.

§ 324

Eine facultät heisset ein collegium verschidenerwas eine
facultät sei?

lehrer in einer haubtwissenschaft in einer universität.

§ 325

Eine hohe schule wird entweder als lehrendewie eine
hohe schule
zu betrach-
ten sei?

und lernende betrachtet, oder in absicht auf die
oberkeit und unterthanen, nämlich als eine uni-
versitätt angesehen.

§ 326

Der kaiser und die reichsverwesere haben daswer solche
bestätigen
könne?

recht universitäten zu bestätigen, gestalt Rinteln
davon ein beispiel abgeben kan, sihe des herrn pro-
fessor Pestells comment. ad tabulas immunita-
tum academicarum, quas a Friderico comite
Palatino S. R. I. vicario a. M DC XIX obtinuit
Ernestus princeps et comes Schaumburgicus,

1752, 8.

§ 327

hohen ſchulen.
liberalium hieſe, das iſt, 3 logiſtaͤ, und 4 mathe-
maticaͤ, welchen endlich die phyſic und ariſtoteli-
ſche ethick hinzu gethan wurde. Peter Lombard,
ein Italiaͤner und biſchof zu Paris, brachte in
Paris die theologiſche facultaͤt auf, ſintemal die-
ſer die ſcholaſtiſche Gottesgelahrheit anfinge. Denn
ſonſt wurde nur der Auguſtinus gelehret, nachher
aber die Ariſtoteliſche weltweisheit mit eingemen-
get. Unter dem kaiſer Friderichen II wurden die
mediciniſchen buͤcher im kloſter Monte Caſſino
ins Lateiniſche uͤberſezet; dieſemnach legeten ſich
die moͤnche auf die arzeneikunſt. Dieweil aber
ein moͤnch kein blut vergieſen durfte, ſo wollte der
pabſt die mediciner nicht leiden. Dieſes iſt alſo
die am lezten entſtandene facultaͤt, Conrings an-
tiquitates academicae
Ludewig freiherr von
Hollberg
in der allgemeinen kirchenhiſtori, II th.
ſ. 99, ſ. 100.

§ 324

Eine facultaͤt heiſſet ein collegium verſchidenerwas eine
facultaͤt ſei?

lehrer in einer haubtwiſſenſchaft in einer univerſitaͤt.

§ 325

Eine hohe ſchule wird entweder als lehrendewie eine
hohe ſchule
zu betrach-
ten ſei?

und lernende betrachtet, oder in abſicht auf die
oberkeit und unterthanen, naͤmlich als eine uni-
verſitaͤtt angeſehen.

§ 326

Der kaiſer und die reichsverweſere haben daswer ſolche
beſtaͤtigen
koͤnne?

recht univerſitaͤten zu beſtaͤtigen, geſtalt Rinteln
davon ein beiſpiel abgeben kan, ſihe des herrn pro-
feſſor Peſtells comment. ad tabulas immunita-
tum academicarum, quas a Friderico comite
Palatino S. R. I. vicario a. M DC XIX obtinuit
Erneſtus princeps et comes Schaumburgicus,

1752, 8.

§ 327
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0149" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">hohen &#x017F;chulen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">liberalium</hi> hie&#x017F;e, das i&#x017F;t, 3 logi&#x017F;ta&#x0364;, und 4 mathe-<lb/>
matica&#x0364;, welchen endlich die phy&#x017F;ic und ari&#x017F;toteli-<lb/>
&#x017F;che ethick hinzu gethan wurde. Peter Lombard,<lb/>
ein Italia&#x0364;ner und bi&#x017F;chof zu Paris, brachte in<lb/>
Paris die theologi&#x017F;che faculta&#x0364;t auf, &#x017F;intemal die-<lb/>
&#x017F;er die &#x017F;chola&#x017F;ti&#x017F;che Gottesgelahrheit anfinge. Denn<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t wurde nur der Augu&#x017F;tinus gelehret, nachher<lb/>
aber die Ari&#x017F;toteli&#x017F;che weltweisheit mit eingemen-<lb/>
get. Unter dem kai&#x017F;er Friderichen <hi rendition="#aq">II</hi> wurden die<lb/>
medicini&#x017F;chen bu&#x0364;cher im klo&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Monte Ca&#x017F;&#x017F;ino</hi><lb/>
ins Lateini&#x017F;che u&#x0364;ber&#x017F;ezet; die&#x017F;emnach legeten &#x017F;ich<lb/>
die mo&#x0364;nche auf die arzeneikun&#x017F;t. Dieweil aber<lb/>
ein mo&#x0364;nch kein blut vergie&#x017F;en durfte, &#x017F;o wollte der<lb/>
pab&#x017F;t die mediciner nicht leiden. Die&#x017F;es i&#x017F;t al&#x017F;o<lb/>
die am lezten ent&#x017F;tandene faculta&#x0364;t, <hi rendition="#fr">Conrings</hi> <hi rendition="#aq">an-<lb/>
tiquitates academicae</hi> <hi rendition="#fr">Ludewig</hi> freiherr <hi rendition="#fr">von<lb/>
Hollberg</hi> in der allgemeinen kirchenhi&#x017F;tori, <hi rendition="#aq">II</hi> th.<lb/>
&#x017F;. 99, &#x017F;. 100.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 324</head><lb/>
            <p>Eine faculta&#x0364;t hei&#x017F;&#x017F;et ein collegium ver&#x017F;chidener<note place="right">was eine<lb/>
faculta&#x0364;t &#x017F;ei?</note><lb/>
lehrer in einer haubtwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft in einer univer&#x017F;ita&#x0364;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 325</head><lb/>
            <p>Eine hohe &#x017F;chule wird entweder als lehrende<note place="right">wie eine<lb/>
hohe &#x017F;chule<lb/>
zu betrach-<lb/>
ten &#x017F;ei?</note><lb/>
und lernende betrachtet, oder in ab&#x017F;icht auf die<lb/>
oberkeit und unterthanen, na&#x0364;mlich als eine uni-<lb/>
ver&#x017F;ita&#x0364;tt ange&#x017F;ehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 326</head><lb/>
            <p>Der kai&#x017F;er und die reichsverwe&#x017F;ere haben das<note place="right">wer &#x017F;olche<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;tigen<lb/>
ko&#x0364;nne?</note><lb/>
recht univer&#x017F;ita&#x0364;ten zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen, ge&#x017F;talt Rinteln<lb/>
davon ein bei&#x017F;piel abgeben kan, &#x017F;ihe des herrn pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#fr">Pe&#x017F;tells</hi> <hi rendition="#aq">comment. ad tabulas immunita-<lb/>
tum academicarum, quas a Friderico comite<lb/>
Palatino S. R. I. vicario a. M DC XIX obtinuit<lb/>
Erne&#x017F;tus princeps et comes Schaumburgicus,</hi><lb/>
1752, 8.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§ 327</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0149] hohen ſchulen. liberalium hieſe, das iſt, 3 logiſtaͤ, und 4 mathe- maticaͤ, welchen endlich die phyſic und ariſtoteli- ſche ethick hinzu gethan wurde. Peter Lombard, ein Italiaͤner und biſchof zu Paris, brachte in Paris die theologiſche facultaͤt auf, ſintemal die- ſer die ſcholaſtiſche Gottesgelahrheit anfinge. Denn ſonſt wurde nur der Auguſtinus gelehret, nachher aber die Ariſtoteliſche weltweisheit mit eingemen- get. Unter dem kaiſer Friderichen II wurden die mediciniſchen buͤcher im kloſter Monte Caſſino ins Lateiniſche uͤberſezet; dieſemnach legeten ſich die moͤnche auf die arzeneikunſt. Dieweil aber ein moͤnch kein blut vergieſen durfte, ſo wollte der pabſt die mediciner nicht leiden. Dieſes iſt alſo die am lezten entſtandene facultaͤt, Conrings an- tiquitates academicae Ludewig freiherr von Hollberg in der allgemeinen kirchenhiſtori, II th. ſ. 99, ſ. 100. § 324 Eine facultaͤt heiſſet ein collegium verſchidener lehrer in einer haubtwiſſenſchaft in einer univerſitaͤt. was eine facultaͤt ſei? § 325 Eine hohe ſchule wird entweder als lehrende und lernende betrachtet, oder in abſicht auf die oberkeit und unterthanen, naͤmlich als eine uni- verſitaͤtt angeſehen. wie eine hohe ſchule zu betrach- ten ſei? § 326 Der kaiſer und die reichsverweſere haben das recht univerſitaͤten zu beſtaͤtigen, geſtalt Rinteln davon ein beiſpiel abgeben kan, ſihe des herrn pro- feſſor Peſtells comment. ad tabulas immunita- tum academicarum, quas a Friderico comite Palatino S. R. I. vicario a. M DC XIX obtinuit Erneſtus princeps et comes Schaumburgicus, 1752, 8. wer ſolche beſtaͤtigen koͤnne? § 327

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/149
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/149>, abgerufen am 29.03.2024.