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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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leibeigenen bauern.
leibeigen machet, das ist, wer in einem dorfe sichburgischen
leibeigenen
beschaffen-
heit.

häuslich niederlässet, wird leibeigen; 3) sind die
leibeigene das beste haubt zu taidigen pflichtig,
würde auch einer vermittelst einer todes-strafe hin-
gerichtet; so muß das beste haubt entrichtet wer-
den; 4) dürfen sie ohne erlaubniß nicht heiraten,
5) auch in keine fremde krigesdienste gehen. Sei-
ne iztregierende durchlaucht zu Nassau-Weilburg
suchen die starken fronen der untertanen zu mil-
dern, und haben solche des endes in ein leidliches
dinstgelt verwandelt, und damit dieses der bauer
verdine; so lassen sie solchen die baufuren ums
lohn verrichten.

§ 381

Die Ober-Heßischen leibeigenen stehen gelinde.der Ober-
Heßischen
leibeigenen
zustand.

Sie theilen sich in die fürstlichen und adelichen
leibeigenen ein. Sodann in die zusammen wo-
nenden und die auswärtigen. Ehedem hisen sie
arme leute, arme männer. Eigene leute heisen
sie noch. Der Hinterländische leibeigene ist ge-
erbet, oder nicht, das ist, der leibeigene hat ein
eigenes haus und gut, oder nicht, besage des Hes-
sischen eigenbuches vom jahre 1532 § 1. Ver-
meinet er das gut zu veräussern, so muß er es dem
nächsten erben anbiten, will es diser nicht; als-
dann seinem genossen, das ist, wenn er landgrä-
fisch ist, einem landgräflichen leibeigenen; ist er
aber einem adelichen zuständig, einem adelichen
leibeigenen. Will es dieser nicht, muß er sich an
den fürstlichen amtmann wenden; darauf gehet er
an den eigenstul zu Eisenhausen, mit der anzeige,
sein gut wolle nimand kaufen, laut eigenbuches § 1.

§ 382

Der nicht hauswirtliche gebrauch des guteswie das gut
im Hinter-
lande ver-
loren wer-
de?

machet ihn desselben verlustig, und fället dasselbe
an den erben und ganerben. Wer ein gut an-

tritt,
L

leibeigenen bauern.
leibeigen machet, das iſt, wer in einem dorfe ſichburgiſchen
leibeigenen
beſchaffen-
heit.

haͤuslich niederlaͤſſet, wird leibeigen; 3) ſind die
leibeigene das beſte haubt zu taidigen pflichtig,
wuͤrde auch einer vermittelſt einer todes-ſtrafe hin-
gerichtet; ſo muß das beſte haubt entrichtet wer-
den; 4) duͤrfen ſie ohne erlaubniß nicht heiraten,
5) auch in keine fremde krigesdienſte gehen. Sei-
ne iztregierende durchlaucht zu Naſſau-Weilburg
ſuchen die ſtarken fronen der untertanen zu mil-
dern, und haben ſolche des endes in ein leidliches
dinſtgelt verwandelt, und damit dieſes der bauer
verdine; ſo laſſen ſie ſolchen die baufuren ums
lohn verrichten.

§ 381

Die Ober-Heßiſchen leibeigenen ſtehen gelinde.der Ober-
Heßiſchen
leibeigenen
zuſtand.

Sie theilen ſich in die fuͤrſtlichen und adelichen
leibeigenen ein. Sodann in die zuſammen wo-
nenden und die auswaͤrtigen. Ehedem hiſen ſie
arme leute, arme maͤnner. Eigene leute heiſen
ſie noch. Der Hinterlaͤndiſche leibeigene iſt ge-
erbet, oder nicht, das iſt, der leibeigene hat ein
eigenes haus und gut, oder nicht, beſage des Heſ-
ſiſchen eigenbuches vom jahre 1532 § 1. Ver-
meinet er das gut zu veraͤuſſern, ſo muß er es dem
naͤchſten erben anbiten, will es diſer nicht; als-
dann ſeinem genoſſen, das iſt, wenn er landgraͤ-
fiſch iſt, einem landgraͤflichen leibeigenen; iſt er
aber einem adelichen zuſtaͤndig, einem adelichen
leibeigenen. Will es dieſer nicht, muß er ſich an
den fuͤrſtlichen amtmann wenden; darauf gehet er
an den eigenſtul zu Eiſenhauſen, mit der anzeige,
ſein gut wolle nimand kaufen, laut eigenbuches § 1.

§ 382

Der nicht hauswirtliche gebrauch des guteswie das gut
im Hinter-
lande ver-
loren wer-
de?

machet ihn deſſelben verluſtig, und faͤllet daſſelbe
an den erben und ganerben. Wer ein gut an-

tritt,
L
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[161/0173] leibeigenen bauern. leibeigen machet, das iſt, wer in einem dorfe ſich haͤuslich niederlaͤſſet, wird leibeigen; 3) ſind die leibeigene das beſte haubt zu taidigen pflichtig, wuͤrde auch einer vermittelſt einer todes-ſtrafe hin- gerichtet; ſo muß das beſte haubt entrichtet wer- den; 4) duͤrfen ſie ohne erlaubniß nicht heiraten, 5) auch in keine fremde krigesdienſte gehen. Sei- ne iztregierende durchlaucht zu Naſſau-Weilburg ſuchen die ſtarken fronen der untertanen zu mil- dern, und haben ſolche des endes in ein leidliches dinſtgelt verwandelt, und damit dieſes der bauer verdine; ſo laſſen ſie ſolchen die baufuren ums lohn verrichten. burgiſchen leibeigenen beſchaffen- heit. § 381 Die Ober-Heßiſchen leibeigenen ſtehen gelinde. Sie theilen ſich in die fuͤrſtlichen und adelichen leibeigenen ein. Sodann in die zuſammen wo- nenden und die auswaͤrtigen. Ehedem hiſen ſie arme leute, arme maͤnner. Eigene leute heiſen ſie noch. Der Hinterlaͤndiſche leibeigene iſt ge- erbet, oder nicht, das iſt, der leibeigene hat ein eigenes haus und gut, oder nicht, beſage des Heſ- ſiſchen eigenbuches vom jahre 1532 § 1. Ver- meinet er das gut zu veraͤuſſern, ſo muß er es dem naͤchſten erben anbiten, will es diſer nicht; als- dann ſeinem genoſſen, das iſt, wenn er landgraͤ- fiſch iſt, einem landgraͤflichen leibeigenen; iſt er aber einem adelichen zuſtaͤndig, einem adelichen leibeigenen. Will es dieſer nicht, muß er ſich an den fuͤrſtlichen amtmann wenden; darauf gehet er an den eigenſtul zu Eiſenhauſen, mit der anzeige, ſein gut wolle nimand kaufen, laut eigenbuches § 1. der Ober- Heßiſchen leibeigenen zuſtand. § 382 Der nicht hauswirtliche gebrauch des gutes machet ihn deſſelben verluſtig, und faͤllet daſſelbe an den erben und ganerben. Wer ein gut an- tritt, wie das gut im Hinter- lande ver- loren wer- de? L

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/173>, abgerufen am 20.04.2024.