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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von den baumeistern.
§ 645

Allerhand gattungen von bau-rissen zu ferti-die unter-
schidliche
gebäude.

gen und vielerlei gebäude an öffentlichen, geistli-
chen und weltlichen gesehen zu haben, wird von
dem baumeister erfodert. Zu den geistlichen ge-
hören die kirchen und klokenthürme, universitäts-
häuser, (collegia), klöster, schulen, grabmäler,
hospitäler, findlingshäuser, zuchthäuser, raspel-
häuser, spinnhäuser etc. Zu den öffentlichen welt-
lichen gebäuden zälet man des landesherrns resi-
denzschloß, die lusthäuser, orangerie-treib-häuser,
jagt-häuser, ballhäuser, reithäuser, reitställe,
bibliotheken, kunstkammern, sodann die stadt-
und rathhäuser, börsen, kaufhäuser, brau- schlacht-
proviant-manufactur-zeughäuser, gießhäuser,
casernen, pulver-thürme, thore, leucht-thürme,
eren-pforten etc. Unter die bürgerlichen gebäude
gehören die wonhäuser in den städten oder auf
dem lande, für ansenliche personen, gelehrte,
kaufleute, brauer, gastwirte, handwerker, zur
landwirtschaft etc., wobei sich allerhand nebenge-
bäude, als ställe, holzschuppen, wasch-häuser etc.
befinden. Ein muster eines schönen gebäudes ist
der prinz-Eugenische palast zu Wien, beim Kü-
chelbeker
in der nachricht vom kaiserlichen hofe
s. 789 das kupfer. Auf dem lande gehören zu
den furwerken nebst des herrns wonhause, die
maierei, ställe für die pferde, das rindvieh, die
schweine, die gänse, enten, hüner, wälsche hüner,
tauben-häuser, scheuren für die feldfrüchte, das
heu, grummet etc., Penther am a. o. s. 7 und 8.

§ 646

Nichtweniger muß ein baumeister die Griechi-der baumei-
ster muß die
Griechische
und Römi-
sche bauart
verstehen.

sche und Römische bau-art nach ausweise des
Vitruvius verstehen, immaßen dieser nach dem
zeugnisse der kunstrichter unter den größten geistern

des
von den baumeiſtern.
§ 645

Allerhand gattungen von bau-riſſen zu ferti-die unter-
ſchidliche
gebaͤude.

gen und vielerlei gebaͤude an oͤffentlichen, geiſtli-
chen und weltlichen geſehen zu haben, wird von
dem baumeiſter erfodert. Zu den geiſtlichen ge-
hoͤren die kirchen und klokenthuͤrme, univerſitaͤts-
haͤuſer, (collegia), kloͤſter, ſchulen, grabmaͤler,
hoſpitaͤler, findlingshaͤuſer, zuchthaͤuſer, raſpel-
haͤuſer, ſpinnhaͤuſer ꝛc. Zu den oͤffentlichen welt-
lichen gebaͤuden zaͤlet man des landesherrns reſi-
denzſchloß, die luſthaͤuſer, orangerie-treib-haͤuſer,
jagt-haͤuſer, ballhaͤuſer, reithaͤuſer, reitſtaͤlle,
bibliotheken, kunſtkammern, ſodann die ſtadt-
und rathhaͤuſer, boͤrſen, kaufhaͤuſer, brau- ſchlacht-
proviant-manufactur-zeughaͤuſer, gießhaͤuſer,
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eren-pforten ꝛc. Unter die buͤrgerlichen gebaͤude
gehoͤren die wonhaͤuſer in den ſtaͤdten oder auf
dem lande, fuͤr anſenliche perſonen, gelehrte,
kaufleute, brauer, gaſtwirte, handwerker, zur
landwirtſchaft ꝛc., wobei ſich allerhand nebenge-
baͤude, als ſtaͤlle, holzſchuppen, waſch-haͤuſer ꝛc.
befinden. Ein muſter eines ſchoͤnen gebaͤudes iſt
der prinz-Eugeniſche palaſt zu Wien, beim Kuͤ-
chelbeker
in der nachricht vom kaiſerlichen hofe
ſ. 789 das kupfer. Auf dem lande gehoͤren zu
den furwerken nebſt des herrns wonhauſe, die
maierei, ſtaͤlle fuͤr die pferde, das rindvieh, die
ſchweine, die gaͤnſe, enten, huͤner, waͤlſche huͤner,
tauben-haͤuſer, ſcheuren fuͤr die feldfruͤchte, das
heu, grummet ꝛc., Penther am a. o. ſ. 7 und 8.

§ 646

Nichtweniger muß ein baumeiſter die Griechi-der baumei-
ſter muß die
Griechiſche
und Roͤmi-
ſche bauart
verſtehen.

ſche und Roͤmiſche bau-art nach ausweiſe des
Vitruvius verſtehen, immaßen dieſer nach dem
zeugniſſe der kunſtrichter unter den groͤßten geiſtern

des
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[267/0279] von den baumeiſtern. § 645 Allerhand gattungen von bau-riſſen zu ferti- gen und vielerlei gebaͤude an oͤffentlichen, geiſtli- chen und weltlichen geſehen zu haben, wird von dem baumeiſter erfodert. Zu den geiſtlichen ge- hoͤren die kirchen und klokenthuͤrme, univerſitaͤts- haͤuſer, (collegia), kloͤſter, ſchulen, grabmaͤler, hoſpitaͤler, findlingshaͤuſer, zuchthaͤuſer, raſpel- haͤuſer, ſpinnhaͤuſer ꝛc. Zu den oͤffentlichen welt- lichen gebaͤuden zaͤlet man des landesherrns reſi- denzſchloß, die luſthaͤuſer, orangerie-treib-haͤuſer, jagt-haͤuſer, ballhaͤuſer, reithaͤuſer, reitſtaͤlle, bibliotheken, kunſtkammern, ſodann die ſtadt- und rathhaͤuſer, boͤrſen, kaufhaͤuſer, brau- ſchlacht- proviant-manufactur-zeughaͤuſer, gießhaͤuſer, caſernen, pulver-thuͤrme, thore, leucht-thuͤrme, eren-pforten ꝛc. Unter die buͤrgerlichen gebaͤude gehoͤren die wonhaͤuſer in den ſtaͤdten oder auf dem lande, fuͤr anſenliche perſonen, gelehrte, kaufleute, brauer, gaſtwirte, handwerker, zur landwirtſchaft ꝛc., wobei ſich allerhand nebenge- baͤude, als ſtaͤlle, holzſchuppen, waſch-haͤuſer ꝛc. befinden. Ein muſter eines ſchoͤnen gebaͤudes iſt der prinz-Eugeniſche palaſt zu Wien, beim Kuͤ- chelbeker in der nachricht vom kaiſerlichen hofe ſ. 789 das kupfer. Auf dem lande gehoͤren zu den furwerken nebſt des herrns wonhauſe, die maierei, ſtaͤlle fuͤr die pferde, das rindvieh, die ſchweine, die gaͤnſe, enten, huͤner, waͤlſche huͤner, tauben-haͤuſer, ſcheuren fuͤr die feldfruͤchte, das heu, grummet ꝛc., Penther am a. o. ſ. 7 und 8. die unter- ſchidliche gebaͤude. § 646 Nichtweniger muß ein baumeiſter die Griechi- ſche und Roͤmiſche bau-art nach ausweiſe des Vitruvius verſtehen, immaßen dieſer nach dem zeugniſſe der kunſtrichter unter den groͤßten geiſtern des der baumei- ſter muß die Griechiſche und Roͤmi- ſche bauart verſtehen.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/279>, abgerufen am 19.04.2024.