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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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gemeinsch. der güter unter den ehel.
stehet, durch einen lezten willen schenk- oder sonsti-
ge verordnung dise dem überbleibenden gehörige
erbschaft zu schmälern, iedoch werden geringe zu
selenheil gemachte verordnungen nicht ausgeschlos-
sen, welche der überlebende aus christlicher libe zu
erstatten ihm billigst nicht entgegen seyn lassen
muß. Wenn aber kinder bei absterben eines ehe-
gattens vorhanden sind, so eignet sich der über-
bleibende das ganze vermögen zu, schaltet und
waltet damit, als dem seinigen, so lange er in
dem wittwen-stand verharret, iedoch darf er nicht
verschwenderisch damit umgehen. Will er zur
andern ehe schreiten, muß der voraus den kindern
erster ehe besorget werden und zwar nach dem ver-
mögen, auch der anzal der kinder, und deren al-
ter, sihe des von Ludolph collectionem quo-
rundam statutorum prouincialium et vrbium
Germaniae
s. 611 fgg. im IIIten teile der obser-
vationum forensium.

§ 731

Die gemeinschaft der güter unter den eheleutenselbige war
ehedem
durchgän-
gig in
Teutsch-
land ge-
bräuch. ich.

war ehedem durchgängig in Teutschland; allein
durch das Römische recht ist selbige entweder ein-
geschränket, oder gar unschiklich nach dem titel
pro Socio eingerichtet, oder gar abgeschaffet wor-
den, z. e. in den Kur-Braunschweig-Lüneburgi-
schen landen werden die eheleute nach dem Römi-
schen rechte beurtheilet, sihe die Kur-Braun-
schweig-Lüneburgische landes-gesäze, im IIten teile
s. 624.

§ 732

Besagte gemeinschaft ist eine gerechtsame derwas selbige
ist, und de-
ren einthei-
lung.

eheleute, vermöge deren einem ehegatten über des
andern güter das miteigentum wärender ehe zuste-
het. Sothane gemeinschaft rüret entweder aus
einem gedinge, oder dem gesäze her, und erstreket

sich
U 3

gemeinſch. der guͤter unter den ehel.
ſtehet, durch einen lezten willen ſchenk- oder ſonſti-
ge verordnung diſe dem uͤberbleibenden gehoͤrige
erbſchaft zu ſchmaͤlern, iedoch werden geringe zu
ſelenheil gemachte verordnungen nicht ausgeſchloſ-
ſen, welche der uͤberlebende aus chriſtlicher libe zu
erſtatten ihm billigſt nicht entgegen ſeyn laſſen
muß. Wenn aber kinder bei abſterben eines ehe-
gattens vorhanden ſind, ſo eignet ſich der uͤber-
bleibende das ganze vermoͤgen zu, ſchaltet und
waltet damit, als dem ſeinigen, ſo lange er in
dem wittwen-ſtand verharret, iedoch darf er nicht
verſchwenderiſch damit umgehen. Will er zur
andern ehe ſchreiten, muß der voraus den kindern
erſter ehe beſorget werden und zwar nach dem ver-
moͤgen, auch der anzal der kinder, und deren al-
ter, ſihe des von Ludolph collectionem quo-
rundam ſtatutorum prouincialium et vrbium
Germaniae
ſ. 611 fgg. im IIIten teile der obſer-
vationum forenſium.

§ 731

Die gemeinſchaft der guͤter unter den eheleutenſelbige war
ehedem
durchgaͤn-
gig in
Teutſch-
land ge-
braͤuch. ich.

war ehedem durchgaͤngig in Teutſchland; allein
durch das Roͤmiſche recht iſt ſelbige entweder ein-
geſchraͤnket, oder gar unſchiklich nach dem titel
pro Socio eingerichtet, oder gar abgeſchaffet wor-
den, z. e. in den Kur-Braunſchweig-Luͤneburgi-
ſchen landen werden die eheleute nach dem Roͤmi-
ſchen rechte beurtheilet, ſihe die Kur-Braun-
ſchweig-Luͤneburgiſche landes-geſaͤze, im IIten teile
ſ. 624.

§ 732

Beſagte gemeinſchaft iſt eine gerechtſame derwas ſelbige
iſt, und de-
ren einthei-
lung.

eheleute, vermoͤge deren einem ehegatten uͤber des
andern guͤter das miteigentum waͤrender ehe zuſte-
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einem gedinge, oder dem geſaͤze her, und erſtreket

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[309/0321] gemeinſch. der guͤter unter den ehel. ſtehet, durch einen lezten willen ſchenk- oder ſonſti- ge verordnung diſe dem uͤberbleibenden gehoͤrige erbſchaft zu ſchmaͤlern, iedoch werden geringe zu ſelenheil gemachte verordnungen nicht ausgeſchloſ- ſen, welche der uͤberlebende aus chriſtlicher libe zu erſtatten ihm billigſt nicht entgegen ſeyn laſſen muß. Wenn aber kinder bei abſterben eines ehe- gattens vorhanden ſind, ſo eignet ſich der uͤber- bleibende das ganze vermoͤgen zu, ſchaltet und waltet damit, als dem ſeinigen, ſo lange er in dem wittwen-ſtand verharret, iedoch darf er nicht verſchwenderiſch damit umgehen. Will er zur andern ehe ſchreiten, muß der voraus den kindern erſter ehe beſorget werden und zwar nach dem ver- moͤgen, auch der anzal der kinder, und deren al- ter, ſihe des von Ludolph collectionem quo- rundam ſtatutorum prouincialium et vrbium Germaniae ſ. 611 fgg. im IIIten teile der obſer- vationum forenſium. § 731 Die gemeinſchaft der guͤter unter den eheleuten war ehedem durchgaͤngig in Teutſchland; allein durch das Roͤmiſche recht iſt ſelbige entweder ein- geſchraͤnket, oder gar unſchiklich nach dem titel pro Socio eingerichtet, oder gar abgeſchaffet wor- den, z. e. in den Kur-Braunſchweig-Luͤneburgi- ſchen landen werden die eheleute nach dem Roͤmi- ſchen rechte beurtheilet, ſihe die Kur-Braun- ſchweig-Luͤneburgiſche landes-geſaͤze, im IIten teile ſ. 624. ſelbige war ehedem durchgaͤn- gig in Teutſch- land ge- braͤuch. ich. § 732 Beſagte gemeinſchaft iſt eine gerechtſame der eheleute, vermoͤge deren einem ehegatten uͤber des andern guͤter das miteigentum waͤrender ehe zuſte- het. Sothane gemeinſchaft ruͤret entweder aus einem gedinge, oder dem geſaͤze her, und erſtreket ſich was ſelbige iſt, und de- ren einthei- lung. U 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/321>, abgerufen am 29.03.2024.