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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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insize, und auszuge, etc.
auch kein ausfluß davon. Jedoch da dise händelunterschi-
den.

in den ehelichen meistens verabredet werden, so
gehören selbige hieher.

§ 756

Der auszug ist ein geding (pactum), vermö-der auszug
wird be-
schriben.

ge dessen die zu hohen jaren gekommene ältern ih-
ren kindern das ihrige übergeben, und dargegen
sich etwas entweder an äckern und wisen, oder
etliche stüke vihe zu füttern, ein fettes schwein, oder
den freien tisch, holz etc. ausbehalten, Ostfrisisches
landrecht im Iten buche cap. 129. Weshalber
auf den dörfern die bauern in nachbaren und aus-
züger eingeteilet zu werden pflegen, sintemal dise
von allen bäuerlichen lasten, auch herrschaftlichen
abgaben und fronen frei sind, Lüder Menken im
system. iur. ciuil. s. 923 § 7. Immittels, woder eidam
hat an di-
sem gute
kein eigen-
tum.

einem eidame und dessen eheweibe das gut zugleich
angeschlagen worden ist, erlanget jener nichts
daran, ist auch nicht berechtiget, solches nach sei-
nes eheweibes absterben zu veräussern, wofern
keine dringende not vorhanden ist; sondern es hat
die tochter das eigentum daran, arg. des Kur-
Pfälzischen landrechtes im IIIten teile des XIIten
tit. § 2 s. 487, Dr. Orth am a. o. im Iten ban-
de, IIten teile, tit. 6 § 2 s. 543, wenn gleich der
eidam zur befridigung seines eheweibes-geschwi-
ster gelt hergeschossen hätte, welches als ein anlehn
anzusehen ist, und wenn er auch an dem auszuge
seiner schwiger-ältern mit hätte tragen helfen; so
hat er nur den niesbrauch bis zur verheiratung
seiner kinder diser ehe zu zihen, Orth am a. o.
s. 543. Darneben fället das gut, wenn das ehe-
weib mit verlassung leibes-erben das zeitliche ge-
segnet, an dise und nicht an ihren vater; es ver-
stürben dann die kinder, und der vater erbete di-
selben. Der anschlag ist daher als ein Teutsches

geschäft
X 2

inſize, und auszuge, ꝛc.
auch kein ausfluß davon. Jedoch da diſe haͤndelunterſchi-
den.

in den ehelichen meiſtens verabredet werden, ſo
gehoͤren ſelbige hieher.

§ 756

Der auszug iſt ein geding (pactum), vermoͤ-der auszug
wird be-
ſchriben.

ge deſſen die zu hohen jaren gekommene aͤltern ih-
ren kindern das ihrige uͤbergeben, und dargegen
ſich etwas entweder an aͤckern und wiſen, oder
etliche ſtuͤke vihe zu fuͤttern, ein fettes ſchwein, oder
den freien tiſch, holz ꝛc. ausbehalten, Oſtfriſiſches
landrecht im Iten buche cap. 129. Weshalber
auf den doͤrfern die bauern in nachbaren und aus-
zuͤger eingeteilet zu werden pflegen, ſintemal diſe
von allen baͤuerlichen laſten, auch herrſchaftlichen
abgaben und fronen frei ſind, Luͤder Menken im
ſyſtem. iur. ciuil. ſ. 923 § 7. Immittels, woder eidam
hat an di-
ſem gute
kein eigen-
tum.

einem eidame und deſſen eheweibe das gut zugleich
angeſchlagen worden iſt, erlanget jener nichts
daran, iſt auch nicht berechtiget, ſolches nach ſei-
nes eheweibes abſterben zu veraͤuſſern, wofern
keine dringende not vorhanden iſt; ſondern es hat
die tochter das eigentum daran, arg. des Kur-
Pfaͤlziſchen landrechtes im IIIten teile des XIIten
tit. § 2 ſ. 487, Dr. Orth am a. o. im Iten ban-
de, IIten teile, tit. 6 § 2 ſ. 543, wenn gleich der
eidam zur befridigung ſeines eheweibes-geſchwi-
ſter gelt hergeſchoſſen haͤtte, welches als ein anlehn
anzuſehen iſt, und wenn er auch an dem auszuge
ſeiner ſchwiger-aͤltern mit haͤtte tragen helfen; ſo
hat er nur den niesbrauch bis zur verheiratung
ſeiner kinder diſer ehe zu zihen, Orth am a. o.
ſ. 543. Darneben faͤllet das gut, wenn das ehe-
weib mit verlaſſung leibes-erben das zeitliche ge-
ſegnet, an diſe und nicht an ihren vater; es ver-
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[323/0335] inſize, und auszuge, ꝛc. auch kein ausfluß davon. Jedoch da diſe haͤndel in den ehelichen meiſtens verabredet werden, ſo gehoͤren ſelbige hieher. unterſchi- den. § 756 Der auszug iſt ein geding (pactum), vermoͤ- ge deſſen die zu hohen jaren gekommene aͤltern ih- ren kindern das ihrige uͤbergeben, und dargegen ſich etwas entweder an aͤckern und wiſen, oder etliche ſtuͤke vihe zu fuͤttern, ein fettes ſchwein, oder den freien tiſch, holz ꝛc. ausbehalten, Oſtfriſiſches landrecht im Iten buche cap. 129. Weshalber auf den doͤrfern die bauern in nachbaren und aus- zuͤger eingeteilet zu werden pflegen, ſintemal diſe von allen baͤuerlichen laſten, auch herrſchaftlichen abgaben und fronen frei ſind, Luͤder Menken im ſyſtem. iur. ciuil. ſ. 923 § 7. Immittels, wo einem eidame und deſſen eheweibe das gut zugleich angeſchlagen worden iſt, erlanget jener nichts daran, iſt auch nicht berechtiget, ſolches nach ſei- nes eheweibes abſterben zu veraͤuſſern, wofern keine dringende not vorhanden iſt; ſondern es hat die tochter das eigentum daran, arg. des Kur- Pfaͤlziſchen landrechtes im IIIten teile des XIIten tit. § 2 ſ. 487, Dr. Orth am a. o. im Iten ban- de, IIten teile, tit. 6 § 2 ſ. 543, wenn gleich der eidam zur befridigung ſeines eheweibes-geſchwi- ſter gelt hergeſchoſſen haͤtte, welches als ein anlehn anzuſehen iſt, und wenn er auch an dem auszuge ſeiner ſchwiger-aͤltern mit haͤtte tragen helfen; ſo hat er nur den niesbrauch bis zur verheiratung ſeiner kinder diſer ehe zu zihen, Orth am a. o. ſ. 543. Darneben faͤllet das gut, wenn das ehe- weib mit verlaſſung leibes-erben das zeitliche ge- ſegnet, an diſe und nicht an ihren vater; es ver- ſtuͤrben dann die kinder, und der vater erbete di- ſelben. Der anſchlag iſt daher als ein Teutſches geſchaͤft der auszug wird be- ſchriben. der eidam hat an di- ſem gute kein eigen- tum. X 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/335>, abgerufen am 19.04.2024.