Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

älterlichen gewalt.
glides des gemeinen wesens, ist selbiger einzuprä-
gen; es sind die pflichten derselben vorzutragen,
welche sie einmal als hausväter und bürger des
states zu erfüllen hat. So ist auch ferner bei der
kinderzucht fürnämlich darauf zu sehen, daß man
den kindern keine böse beispile und ärgernisse ge-
be etc. Sihe mit merern des herrn von Loen
entwurf einer statskunst s. 183 fgg. Die grösten
missetäter im state sündigen meistens aus mangel
der erzihung. Bei vilen bauern und bürgern
gleichet die kinder-zucht der auferzihung eines vi-
hes, fürnämlich eines jungen hundes. Wenn
doch alle ältern und lehrmeister die haubtstücke er-
sagten Rollins in den händen und köpfen hätten!

§ 865

Den ältern stehet frei, allenfalls ire kinder insdie ältern
können ire
kinder al-
lenfalls in
das zucht-
haus brin-
gen, aber
nicht ertöd-
ten,

zuchthaus zu bringen, welches auch ein vormund
mit bewilligung der oberkeit tun kan, Gundling
in den p. s. 79, die Soestische neue schra, num.
64, Mevius ad ius Lubecense I, 3, num. 11
und P. IIII decis. 184 num. 6. Allein über leben
und todt der kinder haben die Teutschen den äl-
tern so wenig eine macht gegeben, Gebauer am
a. o., als weniger inen die freiheit ire kinder zu
verkaufen, zu verschenken, auszulegen, oder zu
verpfänden, zugestanden worden ist, Thomasius
de patria potestate cap. II § 8.

§ 866

Der ältern obligenheit erheischet iren kinderninen lebens-
regeln für-
schreiben,

in der jugend lebens-regeln fürzuschreiben. Sie
können selbige sowohl in den glaubensleren unter-
richten, als auch andern zu disem ende übergeben.
Sihe des Hunefelds disp. de iure et potestate
parentum circa religionem liberorum,
Stru-
ve
am a. o.

§ 867
A a 3

aͤlterlichen gewalt.
glides des gemeinen weſens, iſt ſelbiger einzupraͤ-
gen; es ſind die pflichten derſelben vorzutragen,
welche ſie einmal als hausvaͤter und buͤrger des
ſtates zu erfuͤllen hat. So iſt auch ferner bei der
kinderzucht fuͤrnaͤmlich darauf zu ſehen, daß man
den kindern keine boͤſe beiſpile und aͤrgerniſſe ge-
be ꝛc. Sihe mit merern des herrn von Loen
entwurf einer ſtatskunſt ſ. 183 fgg. Die groͤſten
miſſetaͤter im ſtate ſuͤndigen meiſtens aus mangel
der erzihung. Bei vilen bauern und buͤrgern
gleichet die kinder-zucht der auferzihung eines vi-
hes, fuͤrnaͤmlich eines jungen hundes. Wenn
doch alle aͤltern und lehrmeiſter die haubtſtuͤcke er-
ſagten Rollins in den haͤnden und koͤpfen haͤtten!

§ 865

Den aͤltern ſtehet frei, allenfalls ire kinder insdie aͤltern
koͤnnen ire
kinder al-
lenfalls in
das zucht-
haus brin-
gen, aber
nicht ertoͤd-
ten,

zuchthaus zu bringen, welches auch ein vormund
mit bewilligung der oberkeit tun kan, Gundling
in den π. ſ. 79, die Soeſtiſche neue ſchra, num.
64, Mevius ad ius Lubecenſe I, 3, num. 11
und P. IIII deciſ. 184 num. 6. Allein uͤber leben
und todt der kinder haben die Teutſchen den aͤl-
tern ſo wenig eine macht gegeben, Gebauer am
a. o., als weniger inen die freiheit ire kinder zu
verkaufen, zu verſchenken, auszulegen, oder zu
verpfaͤnden, zugeſtanden worden iſt, Thomaſius
de patria poteſtate cap. II § 8.

§ 866

Der aͤltern obligenheit erheiſchet iren kinderninen lebens-
regeln fuͤr-
ſchreiben,

in der jugend lebens-regeln fuͤrzuſchreiben. Sie
koͤnnen ſelbige ſowohl in den glaubensleren unter-
richten, als auch andern zu diſem ende uͤbergeben.
Sihe des Hunefelds diſp. de iure et poteſtate
parentum circa religionem liberorum,
Stru-
ve
am a. o.

§ 867
A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0385" n="373"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">a&#x0364;lterlichen gewalt.</hi></fw><lb/>
glides des gemeinen we&#x017F;ens, i&#x017F;t &#x017F;elbiger einzupra&#x0364;-<lb/>
gen; es &#x017F;ind die pflichten der&#x017F;elben vorzutragen,<lb/>
welche &#x017F;ie einmal als hausva&#x0364;ter und bu&#x0364;rger des<lb/>
&#x017F;tates zu erfu&#x0364;llen hat. So i&#x017F;t auch ferner bei der<lb/>
kinderzucht fu&#x0364;rna&#x0364;mlich darauf zu &#x017F;ehen, daß man<lb/>
den kindern keine bo&#x0364;&#x017F;e bei&#x017F;pile und a&#x0364;rgerni&#x017F;&#x017F;e ge-<lb/>
be &#xA75B;c. Sihe mit merern des herrn <hi rendition="#fr">von Loen</hi><lb/>
entwurf einer &#x017F;tatskun&#x017F;t &#x017F;. 183 fgg. Die gro&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;eta&#x0364;ter im &#x017F;tate &#x017F;u&#x0364;ndigen mei&#x017F;tens aus mangel<lb/>
der erzihung. Bei vilen bauern und bu&#x0364;rgern<lb/>
gleichet die kinder-zucht der auferzihung eines vi-<lb/>
hes, fu&#x0364;rna&#x0364;mlich eines jungen hundes. Wenn<lb/>
doch alle a&#x0364;ltern und lehrmei&#x017F;ter die haubt&#x017F;tu&#x0364;cke er-<lb/>
&#x017F;agten <hi rendition="#fr">Rollins</hi> in den ha&#x0364;nden und ko&#x0364;pfen ha&#x0364;tten!</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 865</head><lb/>
          <p>Den a&#x0364;ltern &#x017F;tehet frei, allenfalls ire kinder ins<note place="right">die a&#x0364;ltern<lb/>
ko&#x0364;nnen ire<lb/>
kinder al-<lb/>
lenfalls in<lb/>
das zucht-<lb/>
haus brin-<lb/>
gen, aber<lb/>
nicht erto&#x0364;d-<lb/>
ten,</note><lb/>
zuchthaus zu bringen, welches auch ein vormund<lb/>
mit bewilligung der oberkeit tun kan, <hi rendition="#fr">Gundling</hi><lb/>
in den &#x03C0;. &#x017F;. 79, die Soe&#x017F;ti&#x017F;che neue &#x017F;chra, num.<lb/>
64, <hi rendition="#fr">Mevius</hi> <hi rendition="#aq">ad ius Lubecen&#x017F;e I,</hi> 3, num. 11<lb/>
und <hi rendition="#aq">P. IIII deci&#x017F;.</hi> 184 num. 6. Allein u&#x0364;ber leben<lb/>
und todt der kinder haben die Teut&#x017F;chen den a&#x0364;l-<lb/>
tern &#x017F;o wenig eine macht gegeben, <hi rendition="#fr">Gebauer</hi> am<lb/>
a. o., als weniger inen die freiheit ire kinder zu<lb/>
verkaufen, zu ver&#x017F;chenken, auszulegen, oder zu<lb/>
verpfa&#x0364;nden, zuge&#x017F;tanden worden i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">Thoma&#x017F;ius</hi><lb/><hi rendition="#aq">de patria pote&#x017F;tate cap. II</hi> § 8.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head>§ 866</head><lb/>
          <p>Der a&#x0364;ltern obligenheit erhei&#x017F;chet iren kindern<note place="right">inen lebens-<lb/>
regeln fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;chreiben,</note><lb/>
in der jugend lebens-regeln fu&#x0364;rzu&#x017F;chreiben. Sie<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;elbige &#x017F;owohl in den glaubensleren unter-<lb/>
richten, als auch andern zu di&#x017F;em ende u&#x0364;bergeben.<lb/>
Sihe des <hi rendition="#fr">Hunefelds</hi> di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de iure et pote&#x017F;tate<lb/>
parentum circa religionem liberorum,</hi> <hi rendition="#fr">Stru-<lb/>
ve</hi> am a. o.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">§ 867</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0385] aͤlterlichen gewalt. glides des gemeinen weſens, iſt ſelbiger einzupraͤ- gen; es ſind die pflichten derſelben vorzutragen, welche ſie einmal als hausvaͤter und buͤrger des ſtates zu erfuͤllen hat. So iſt auch ferner bei der kinderzucht fuͤrnaͤmlich darauf zu ſehen, daß man den kindern keine boͤſe beiſpile und aͤrgerniſſe ge- be ꝛc. Sihe mit merern des herrn von Loen entwurf einer ſtatskunſt ſ. 183 fgg. Die groͤſten miſſetaͤter im ſtate ſuͤndigen meiſtens aus mangel der erzihung. Bei vilen bauern und buͤrgern gleichet die kinder-zucht der auferzihung eines vi- hes, fuͤrnaͤmlich eines jungen hundes. Wenn doch alle aͤltern und lehrmeiſter die haubtſtuͤcke er- ſagten Rollins in den haͤnden und koͤpfen haͤtten! § 865 Den aͤltern ſtehet frei, allenfalls ire kinder ins zuchthaus zu bringen, welches auch ein vormund mit bewilligung der oberkeit tun kan, Gundling in den π. ſ. 79, die Soeſtiſche neue ſchra, num. 64, Mevius ad ius Lubecenſe I, 3, num. 11 und P. IIII deciſ. 184 num. 6. Allein uͤber leben und todt der kinder haben die Teutſchen den aͤl- tern ſo wenig eine macht gegeben, Gebauer am a. o., als weniger inen die freiheit ire kinder zu verkaufen, zu verſchenken, auszulegen, oder zu verpfaͤnden, zugeſtanden worden iſt, Thomaſius de patria poteſtate cap. II § 8. die aͤltern koͤnnen ire kinder al- lenfalls in das zucht- haus brin- gen, aber nicht ertoͤd- ten, § 866 Der aͤltern obligenheit erheiſchet iren kindern in der jugend lebens-regeln fuͤrzuſchreiben. Sie koͤnnen ſelbige ſowohl in den glaubensleren unter- richten, als auch andern zu diſem ende uͤbergeben. Sihe des Hunefelds diſp. de iure et poteſtate parentum circa religionem liberorum, Stru- ve am a. o. inen lebens- regeln fuͤr- ſchreiben, § 867 A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/385
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/385>, abgerufen am 29.03.2024.