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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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CXVI haubtst. von der ehrlichm.
ken de iure disponendi filiifamilias, religioni
Protestantium addicti, circa canonicatum
s.
714 fgg. dissertationum. Nicht weniger sind
die gedinge der ältern mit iren kindern wegen an-
schlages der güter etc. zu rechte beständig.

§ 870
die Teutsche
gewalt der
ältern ist
von der Rö-
mischen un-
terschiden.

Disemnach ist die Teutsche gewalt der ältern
von der Römischen ganz unterschiden. Die ehr-
furcht und libe der Teutschen gegen ire ältern ist
jederzeit sehr groß gewesen. Ja man hält noch
heutiges tages auf diejenigen kinder nichts, welche
iren ältern grob begegnen. Von der strafe derer-
jenigen, welche ire ältern schlagen, sihe des herrn
von Pistorius amoenitates iuris et historiar.
vol. I s. 157. Eine beschimpfung der ältern erfo-
dert eine kniende abbitte.

Hundert und sechzehentes haubtstück
von der ehrlichmachung der uneheli-
chen kinder.
§ 871
wie die vä-
terliche ge-
walt bei den
Teutschen
erlanget
worden ist?

Die väterliche gewalt über die kinder wurde
bei den Teutschen durch eine rechtmäsige
ehe erlanget. Sie wusten vom anfange nichts
von der legitimation, wie die Römer, sondern
glaubeten, daß alle ausser der ehe erzilte kinder ei-
nen flecken hätten. Sie nenneten selbige wanbür-
tige, mantelkinder, libkinder, welche der landes-
lehn- auch erb-folge nicht fähig waren, Hahns
reichs-histori im IIten teile s. 265; und obgleich
nachher die legitimation bei den Teutschen be-
kannt wurde, so hilte man dennoch die legitimir-
ten kinder nicht für lehn- auch wohl nicht einmal

für

CXVI haubtſt. von der ehrlichm.
ken de iure diſponendi filiifamilias, religioni
Proteſtantium addicti, circa canonicatum
ſ.
714 fgg. diſſertationum. Nicht weniger ſind
die gedinge der aͤltern mit iren kindern wegen an-
ſchlages der guͤter ꝛc. zu rechte beſtaͤndig.

§ 870
die Teutſche
gewalt der
aͤltern iſt
von der Roͤ-
miſchen un-
terſchiden.

Diſemnach iſt die Teutſche gewalt der aͤltern
von der Roͤmiſchen ganz unterſchiden. Die ehr-
furcht und libe der Teutſchen gegen ire aͤltern iſt
jederzeit ſehr groß geweſen. Ja man haͤlt noch
heutiges tages auf diejenigen kinder nichts, welche
iren aͤltern grob begegnen. Von der ſtrafe derer-
jenigen, welche ire aͤltern ſchlagen, ſihe des herrn
von Piſtorius amoenitates iuris et hiſtoriar.
vol. I ſ. 157. Eine beſchimpfung der aͤltern erfo-
dert eine kniende abbitte.

Hundert und ſechzehentes haubtſtuͤck
von der ehrlichmachung der uneheli-
chen kinder.
§ 871
wie die vaͤ-
terliche ge-
walt bei den
Teutſchen
erlanget
worden iſt?

Die vaͤterliche gewalt uͤber die kinder wurde
bei den Teutſchen durch eine rechtmaͤſige
ehe erlanget. Sie wuſten vom anfange nichts
von der legitimation, wie die Roͤmer, ſondern
glaubeten, daß alle auſſer der ehe erzilte kinder ei-
nen flecken haͤtten. Sie nenneten ſelbige wanbuͤr-
tige, mantelkinder, libkinder, welche der landes-
lehn- auch erb-folge nicht faͤhig waren, Hahns
reichs-hiſtori im IIten teile ſ. 265; und obgleich
nachher die legitimation bei den Teutſchen be-
kannt wurde, ſo hilte man dennoch die legitimir-
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[376/0388] CXVI haubtſt. von der ehrlichm. ken de iure diſponendi filiifamilias, religioni Proteſtantium addicti, circa canonicatum ſ. 714 fgg. diſſertationum. Nicht weniger ſind die gedinge der aͤltern mit iren kindern wegen an- ſchlages der guͤter ꝛc. zu rechte beſtaͤndig. § 870 Diſemnach iſt die Teutſche gewalt der aͤltern von der Roͤmiſchen ganz unterſchiden. Die ehr- furcht und libe der Teutſchen gegen ire aͤltern iſt jederzeit ſehr groß geweſen. Ja man haͤlt noch heutiges tages auf diejenigen kinder nichts, welche iren aͤltern grob begegnen. Von der ſtrafe derer- jenigen, welche ire aͤltern ſchlagen, ſihe des herrn von Piſtorius amoenitates iuris et hiſtoriar. vol. I ſ. 157. Eine beſchimpfung der aͤltern erfo- dert eine kniende abbitte. Hundert und ſechzehentes haubtſtuͤck von der ehrlichmachung der uneheli- chen kinder. § 871 Die vaͤterliche gewalt uͤber die kinder wurde bei den Teutſchen durch eine rechtmaͤſige ehe erlanget. Sie wuſten vom anfange nichts von der legitimation, wie die Roͤmer, ſondern glaubeten, daß alle auſſer der ehe erzilte kinder ei- nen flecken haͤtten. Sie nenneten ſelbige wanbuͤr- tige, mantelkinder, libkinder, welche der landes- lehn- auch erb-folge nicht faͤhig waren, Hahns reichs-hiſtori im IIten teile ſ. 265; und obgleich nachher die legitimation bei den Teutſchen be- kannt wurde, ſo hilte man dennoch die legitimir- ten kinder nicht fuͤr lehn- auch wohl nicht einmal fuͤr

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/388>, abgerufen am 29.03.2024.