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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von der einkindschaft etc.
belehren dises. Wozu die Römische einkleidung
der einkindschaft, welche Dr. Eichard, aus
Frankfurt, als verfasser der Frankfurtischen stadt-
reformation, und des gräflichen Solmsischen land-
rechtes, begonnen hat, viles beigetragen, und dem
wahren Teutschen begriffe von der einkindschaft
den umsturz gegeben hat; gestalt er in der Solm-
sischen gerichts- und land-ordnung tit. 20 § 15 des
IIten teiles, das stifgeschwister auf die kaiserliche
rechte herunter verweiset, kraft deren das stifge-
schwister andrer ehe sein geschwister erster ehe, und
so umgekeret, ausschlüsset, Dr. Orth in den an-
merkungen über die Frankfurtische reformation
im IIIten teile tit. 10 § 19 s. 207 des dritten ban-
des. Welche gesinnung denn auch das herzogli-
che Wirtenbergische landrecht im IIIten teile tit. 9
§ es sollen sich auch etc. enthält, Wolfgang
Adam Schöpf
in der decis. Tubing. 247 num.
10, 11 s. 219, thue hinzu den Georg Adam
Struve
de vnione prolium cap. V § 3, und
den Johann Wilhelm Hast de vnione prolium
cap. V
§ 5 s. 25. Es hat nicht minder das Rö-
mische recht die Teutsche gewonheit wegen der
erbschaft des stifgeschwisters zu Marburg, Alsfeld,
Schotten, in den ämtern Sturmfels, Königs-
berg, und Hüttenberg verdrungen, daß nämlich
das halbgeschwister nicht miterbet, wenn eines
davon stirbet, von Senkenberg am a. o., im-
massen die libe zum Römischen rechte, sie als et-
was verhastes angesehen wissen will, von Leyser
am a. o.

§ 911

Die der alten Teutschen einkindschaft angehäf-ob der kin-
der bewilli-
gung dabei
nötig ist?

tete erfordernisse, insbesondere, daß der kinder
einwilligung nötig gewesen sey, ist für unbegrün-
det zu achten, Heineccius am a. o., Reuter am

a. o.

von der einkindſchaft ꝛc.
belehren diſes. Wozu die Roͤmiſche einkleidung
der einkindſchaft, welche Dr. Eichard, aus
Frankfurt, als verfaſſer der Frankfurtiſchen ſtadt-
reformation, und des graͤflichen Solmſiſchen land-
rechtes, begonnen hat, viles beigetragen, und dem
wahren Teutſchen begriffe von der einkindſchaft
den umſturz gegeben hat; geſtalt er in der Solm-
ſiſchen gerichts- und land-ordnung tit. 20 § 15 des
IIten teiles, das ſtifgeſchwiſter auf die kaiſerliche
rechte herunter verweiſet, kraft deren das ſtifge-
ſchwiſter andrer ehe ſein geſchwiſter erſter ehe, und
ſo umgekeret, ausſchluͤſſet, Dr. Orth in den an-
merkungen uͤber die Frankfurtiſche reformation
im IIIten teile tit. 10 § 19 ſ. 207 des dritten ban-
des. Welche geſinnung denn auch das herzogli-
che Wirtenbergiſche landrecht im IIIten teile tit. 9
§ es ſollen ſich auch ꝛc. enthaͤlt, Wolfgang
Adam Schoͤpf
in der deciſ. Tubing. 247 num.
10, 11 ſ. 219, thue hinzu den Georg Adam
Struve
de vnione prolium cap. V § 3, und
den Johann Wilhelm Haſt de vnione prolium
cap. V
§ 5 ſ. 25. Es hat nicht minder das Roͤ-
miſche recht die Teutſche gewonheit wegen der
erbſchaft des ſtifgeſchwiſters zu Marburg, Alsfeld,
Schotten, in den aͤmtern Sturmfels, Koͤnigs-
berg, und Huͤttenberg verdrungen, daß naͤmlich
das halbgeſchwiſter nicht miterbet, wenn eines
davon ſtirbet, von Senkenberg am a. o., im-
maſſen die libe zum Roͤmiſchen rechte, ſie als et-
was verhaſtes angeſehen wiſſen will, von Leyſer
am a. o.

§ 911

Die der alten Teutſchen einkindſchaft angehaͤf-ob der kin-
der bewilli-
gung dabei
noͤtig iſt?

tete erforderniſſe, insbeſondere, daß der kinder
einwilligung noͤtig geweſen ſey, iſt fuͤr unbegruͤn-
det zu achten, Heineccius am a. o., Reuter am

a. o.
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[395/0407] von der einkindſchaft ꝛc. belehren diſes. Wozu die Roͤmiſche einkleidung der einkindſchaft, welche Dr. Eichard, aus Frankfurt, als verfaſſer der Frankfurtiſchen ſtadt- reformation, und des graͤflichen Solmſiſchen land- rechtes, begonnen hat, viles beigetragen, und dem wahren Teutſchen begriffe von der einkindſchaft den umſturz gegeben hat; geſtalt er in der Solm- ſiſchen gerichts- und land-ordnung tit. 20 § 15 des IIten teiles, das ſtifgeſchwiſter auf die kaiſerliche rechte herunter verweiſet, kraft deren das ſtifge- ſchwiſter andrer ehe ſein geſchwiſter erſter ehe, und ſo umgekeret, ausſchluͤſſet, Dr. Orth in den an- merkungen uͤber die Frankfurtiſche reformation im IIIten teile tit. 10 § 19 ſ. 207 des dritten ban- des. Welche geſinnung denn auch das herzogli- che Wirtenbergiſche landrecht im IIIten teile tit. 9 § es ſollen ſich auch ꝛc. enthaͤlt, Wolfgang Adam Schoͤpf in der deciſ. Tubing. 247 num. 10, 11 ſ. 219, thue hinzu den Georg Adam Struve de vnione prolium cap. V § 3, und den Johann Wilhelm Haſt de vnione prolium cap. V § 5 ſ. 25. Es hat nicht minder das Roͤ- miſche recht die Teutſche gewonheit wegen der erbſchaft des ſtifgeſchwiſters zu Marburg, Alsfeld, Schotten, in den aͤmtern Sturmfels, Koͤnigs- berg, und Huͤttenberg verdrungen, daß naͤmlich das halbgeſchwiſter nicht miterbet, wenn eines davon ſtirbet, von Senkenberg am a. o., im- maſſen die libe zum Roͤmiſchen rechte, ſie als et- was verhaſtes angeſehen wiſſen will, von Leyſer am a. o. § 911 Die der alten Teutſchen einkindſchaft angehaͤf- tete erforderniſſe, insbeſondere, daß der kinder einwilligung noͤtig geweſen ſey, iſt fuͤr unbegruͤn- det zu achten, Heineccius am a. o., Reuter am a. o. ob der kin- der bewilli- gung dabei noͤtig iſt?

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/407>, abgerufen am 25.04.2024.