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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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ehrlosen, anrüchtigen menschen etc.
untreuen, eid- und pflicht-vergessenen, sie sagten
daher: "untreu schlägt seinen eigenen herren."
Hiernächst diejenigen, welche die geschlossenen ge-
dinge nicht hilten, wie dann auch diserwegen die-
jenige, welche das einlager, oder den einritt im
Hollsteinischen nicht halten, anrüchtig werden, von
Westphal
am a. o. T. IIII s. 872 in der note. Die
pasquillanten, hurenwirte, art. 122 der peinlichen
halsgerichts-ordnung, kaiser karls des Vten, die
geächteten, die falsarii, die treulosen vormunden,
Sächsisches landrecht im Iten buche art. 41,
Schwäbisches landrecht cap. 321, die gestäupete,
Philipp Ludewig Huth in der disp. de his, qui
notantur infamia § VII
s. 9, § XII s. 25 fgg.,
die missetäter, welche wegen irer verbrechen mit
dem schwerte und durch den henker vom leben zum
todte gebracht worden sind.

§ 996

Zu der andern gattung werden die verschwen-
der, öffentliche spiler, kämpfer (§ 685), leicht-
fertige weibespersonen etc. gezälet, Gundling am
a. o. Menken im systemate iuris ciuilis lib. III
tit. II § 7 s. 80.

§ 997

Diejenige, welche einen sich selbst erhenkten los-welche für
anrüchtig
nicht zu hal-
ten sind?

schneiden, oder blos an den halseisen gestanden,
oder die tortur ausgehalten, und ire unschuld dar-
auf erhärtet, sodann amts- und gerichts-diner,
landknechte mit iren weibern und kindern, schä-
ferskinder und dergleichen, sind für unehrlich nicht
zu achten. Sonst saget man: schäfer und schin-
der sind geschwister-kinder, Pistorius cent. VII
par. 3 s. 561.

§ 998

Noch weniger sind die schweinschneider für un-die schwein-
schneider
sind ehrlich.

ehrlich zu halten, anerwogen selbige der kaiser

Leopold

ehrloſen, anruͤchtigen menſchen ꝛc.
untreuen, eid- und pflicht-vergeſſenen, ſie ſagten
daher: „untreu ſchlaͤgt ſeinen eigenen herren.„
Hiernaͤchſt diejenigen, welche die geſchloſſenen ge-
dinge nicht hilten, wie dann auch diſerwegen die-
jenige, welche das einlager, oder den einritt im
Hollſteiniſchen nicht halten, anruͤchtig werden, von
Weſtphal
am a. o. T. IIII ſ. 872 in der note. Die
pasquillanten, hurenwirte, art. 122 der peinlichen
halsgerichts-ordnung, kaiſer karls des Vten, die
geaͤchteten, die falſarii, die treuloſen vormunden,
Saͤchſiſches landrecht im Iten buche art. 41,
Schwaͤbiſches landrecht cap. 321, die geſtaͤupete,
Philipp Ludewig Huth in der diſp. de his, qui
notantur infamia § VII
ſ. 9, § XII ſ. 25 fgg.,
die miſſetaͤter, welche wegen irer verbrechen mit
dem ſchwerte und durch den henker vom leben zum
todte gebracht worden ſind.

§ 996

Zu der andern gattung werden die verſchwen-
der, oͤffentliche ſpiler, kaͤmpfer (§ 685), leicht-
fertige weibesperſonen ꝛc. gezaͤlet, Gundling am
a. o. Menken im ſyſtemate iuris ciuilis lib. III
tit. II § 7 ſ. 80.

§ 997

Diejenige, welche einen ſich ſelbſt erhenkten los-welche fuͤr
anruͤchtig
nicht zu hal-
ten ſind?

ſchneiden, oder blos an den halseiſen geſtanden,
oder die tortur ausgehalten, und ire unſchuld dar-
auf erhaͤrtet, ſodann amts- und gerichts-diner,
landknechte mit iren weibern und kindern, ſchaͤ-
ferskinder und dergleichen, ſind fuͤr unehrlich nicht
zu achten. Sonſt ſaget man: ſchaͤfer und ſchin-
der ſind geſchwiſter-kinder, Piſtorius cent. VII
par. 3 ſ. 561.

§ 998

Noch weniger ſind die ſchweinſchneider fuͤr un-die ſchwein-
ſchneider
ſind ehrlich.

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Leopold
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[427/0439] ehrloſen, anruͤchtigen menſchen ꝛc. untreuen, eid- und pflicht-vergeſſenen, ſie ſagten daher: „untreu ſchlaͤgt ſeinen eigenen herren.„ Hiernaͤchſt diejenigen, welche die geſchloſſenen ge- dinge nicht hilten, wie dann auch diſerwegen die- jenige, welche das einlager, oder den einritt im Hollſteiniſchen nicht halten, anruͤchtig werden, von Weſtphal am a. o. T. IIII ſ. 872 in der note. Die pasquillanten, hurenwirte, art. 122 der peinlichen halsgerichts-ordnung, kaiſer karls des Vten, die geaͤchteten, die falſarii, die treuloſen vormunden, Saͤchſiſches landrecht im Iten buche art. 41, Schwaͤbiſches landrecht cap. 321, die geſtaͤupete, Philipp Ludewig Huth in der diſp. de his, qui notantur infamia § VII ſ. 9, § XII ſ. 25 fgg., die miſſetaͤter, welche wegen irer verbrechen mit dem ſchwerte und durch den henker vom leben zum todte gebracht worden ſind. § 996 Zu der andern gattung werden die verſchwen- der, oͤffentliche ſpiler, kaͤmpfer (§ 685), leicht- fertige weibesperſonen ꝛc. gezaͤlet, Gundling am a. o. Menken im ſyſtemate iuris ciuilis lib. III tit. II § 7 ſ. 80. § 997 Diejenige, welche einen ſich ſelbſt erhenkten los- ſchneiden, oder blos an den halseiſen geſtanden, oder die tortur ausgehalten, und ire unſchuld dar- auf erhaͤrtet, ſodann amts- und gerichts-diner, landknechte mit iren weibern und kindern, ſchaͤ- ferskinder und dergleichen, ſind fuͤr unehrlich nicht zu achten. Sonſt ſaget man: ſchaͤfer und ſchin- der ſind geſchwiſter-kinder, Piſtorius cent. VII par. 3 ſ. 561. welche fuͤr anruͤchtig nicht zu hal- ten ſind? § 998 Noch weniger ſind die ſchweinſchneider fuͤr un- ehrlich zu halten, anerwogen ſelbige der kaiſer Leopold die ſchwein- ſchneider ſind ehrlich.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/439>, abgerufen am 24.04.2024.