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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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I haubst. von den
disp. de retractu praecipue secundum statuta
Lindauiensia
§ 21.

§ 1053
in welchen
fällen geistl.
sachen ver-
äussert wer-
den mögen?

Geistliche sachen und güter auch ziraten können
im falle der not veräussert, nicht minder zu an-
dern öffentlichen löblichen und nötigen einrichtun-
gen verwendet werden, Reichsabschid vom jare
1542 § 65, Reichsabschid 1544 § 54; von Pisto-
rius
am a. o. in der vorrede zum IIIten teile, und
s. 617, 618. Die pfarr-kirchen haben ire güter
und gottes-kasten, und ieweilen zehnten und dota-
len, auch andre gefälle. Bei den hochstiftern
trift man geistliche, gemeine, und dotal-güter an,
und dise teilen sich in dotal- und tafel-güter ein,
von Leyser specim. CCCCLVIIII medit. 12,
s. 197 fg. T. VII. Die veräusserung wichtiger
stücke geschihet vom prälaten mit einwilligung des
kapitels und bedarf der päbstlichen einwilligung
nicht, wie der rechtsstreit in sachen des hochstif-
tes Wirzburg wider den grafen von Ingelheim,
im betreff des rittergutes Bockholt belehret hat,
Hert am a. o. cap. III § 51.

§ 1054
von den sa-
chen des sta-
tes.

In dem allgemeinen vermögen eines states be-
finden sich unterschidliche sachen, welche dergestalt
beschaffen sind, daß sie sich für das privat eigen-
tum der untertanen entweder gar nicht, oder nicht
one beständige anordnung und mitwirkung des
landes-fürstens schicken. Hirbei äussern sich ei-
gentlich dreierlei ursachen, warum das privat-
eigentum dabei nicht statt haben mag; in betracht
1) der gebrauch sotaner sachen allen untertanen
gemein seyn muß, von welcher gattung die meere,
seen, große flüsse und landstraßen sind; 2) weil
das eigentum daran eine so große und weitläufti-
ge erstreckung erheischet, welche mit dem entzwecke

des

I haubſt. von den
diſp. de retractu praecipue ſecundum ſtatuta
Lindauienſia
§ 21.

§ 1053
in welchen
faͤllen geiſtl.
ſachen ver-
aͤuſſert wer-
den moͤgen?

Geiſtliche ſachen und guͤter auch ziraten koͤnnen
im falle der not veraͤuſſert, nicht minder zu an-
dern oͤffentlichen loͤblichen und noͤtigen einrichtun-
gen verwendet werden, Reichsabſchid vom jare
1542 § 65, Reichsabſchid 1544 § 54; von Piſto-
rius
am a. o. in der vorrede zum IIIten teile, und
ſ. 617, 618. Die pfarr-kirchen haben ire guͤter
und gottes-kaſten, und ieweilen zehnten und dota-
len, auch andre gefaͤlle. Bei den hochſtiftern
trift man geiſtliche, gemeine, und dotal-guͤter an,
und diſe teilen ſich in dotal- und tafel-guͤter ein,
von Leyſer ſpecim. CCCCLVIIII medit. 12,
ſ. 197 fg. T. VII. Die veraͤuſſerung wichtiger
ſtuͤcke geſchihet vom praͤlaten mit einwilligung des
kapitels und bedarf der paͤbſtlichen einwilligung
nicht, wie der rechtsſtreit in ſachen des hochſtif-
tes Wirzburg wider den grafen von Ingelheim,
im betreff des rittergutes Bockholt belehret hat,
Hert am a. o. cap. III § 51.

§ 1054
von den ſa-
chen des ſta-
tes.

In dem allgemeinen vermoͤgen eines ſtates be-
finden ſich unterſchidliche ſachen, welche dergeſtalt
beſchaffen ſind, daß ſie ſich fuͤr das privat eigen-
tum der untertanen entweder gar nicht, oder nicht
one beſtaͤndige anordnung und mitwirkung des
landes-fuͤrſtens ſchicken. Hirbei aͤuſſern ſich ei-
gentlich dreierlei urſachen, warum das privat-
eigentum dabei nicht ſtatt haben mag; in betracht
1) der gebrauch ſotaner ſachen allen untertanen
gemein ſeyn muß, von welcher gattung die meere,
ſeen, große fluͤſſe und landſtraßen ſind; 2) weil
das eigentum daran eine ſo große und weitlaͤufti-
ge erſtreckung erheiſchet, welche mit dem entzwecke

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[450/0462] I haubſt. von den diſp. de retractu praecipue ſecundum ſtatuta Lindauienſia § 21. § 1053 Geiſtliche ſachen und guͤter auch ziraten koͤnnen im falle der not veraͤuſſert, nicht minder zu an- dern oͤffentlichen loͤblichen und noͤtigen einrichtun- gen verwendet werden, Reichsabſchid vom jare 1542 § 65, Reichsabſchid 1544 § 54; von Piſto- rius am a. o. in der vorrede zum IIIten teile, und ſ. 617, 618. Die pfarr-kirchen haben ire guͤter und gottes-kaſten, und ieweilen zehnten und dota- len, auch andre gefaͤlle. Bei den hochſtiftern trift man geiſtliche, gemeine, und dotal-guͤter an, und diſe teilen ſich in dotal- und tafel-guͤter ein, von Leyſer ſpecim. CCCCLVIIII medit. 12, ſ. 197 fg. T. VII. Die veraͤuſſerung wichtiger ſtuͤcke geſchihet vom praͤlaten mit einwilligung des kapitels und bedarf der paͤbſtlichen einwilligung nicht, wie der rechtsſtreit in ſachen des hochſtif- tes Wirzburg wider den grafen von Ingelheim, im betreff des rittergutes Bockholt belehret hat, Hert am a. o. cap. III § 51. § 1054 In dem allgemeinen vermoͤgen eines ſtates be- finden ſich unterſchidliche ſachen, welche dergeſtalt beſchaffen ſind, daß ſie ſich fuͤr das privat eigen- tum der untertanen entweder gar nicht, oder nicht one beſtaͤndige anordnung und mitwirkung des landes-fuͤrſtens ſchicken. Hirbei aͤuſſern ſich ei- gentlich dreierlei urſachen, warum das privat- eigentum dabei nicht ſtatt haben mag; in betracht 1) der gebrauch ſotaner ſachen allen untertanen gemein ſeyn muß, von welcher gattung die meere, ſeen, große fluͤſſe und landſtraßen ſind; 2) weil das eigentum daran eine ſo große und weitlaͤufti- ge erſtreckung erheiſchet, welche mit dem entzwecke des

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/462>, abgerufen am 18.04.2024.