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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von den zigen.
läsen; gestalt die zige ein gefrässig thier sey. Al-
lein die probe lehret das gegenteil. Nicht einmal
ein verschnidtener bock der an einer stange unter
der krippe, woran ein ring ist, gehet, ist mit dem
heue zufriden.

§ 1207

Wenn man daher auch den armen zum bestendie milch ist
hizig. Wie
sie zu genis-
sen ist?

die unterhaltung am seile sie hinaus zu füren, ver-
statten wollte; so erfodert dennoch die zige viles
gras und reisig. Daß solche aber so vile milch,
als eine mittelmäsige kuh gebe, wie Döbel s. 253
§ 7 schreibet, das bleibet dahin gestellt. Die
milch ist hizig, mithin für die, welche wallung des
geblütes spüren, nicht rathsam; sie würde dann
warm mit gewärmeten Selterischen sauerwasser
genossen. Sie sind nicht so leicht zu erhalten,
sind auch nicht so gefräßig, wie Döbel meinet.
Doch sind die häute von den böcken gut; eben
dise böcke sind in den pferdeställen nüzlich. Der
Gottfr. Aug. Hofmann am a. o. s. 155, des
IIten teiles, schläget die käse nuzung für 1 thl. 8
auch 16 ggr. an.

§ 1208

Einen grosen Polnischen bock mag iemand ein-mit einem
grosen Pol-
nischen bock
kan man in
die kirche
saren.

spannen und zur kirche mitfaren, wie deshalber
zu Rochliz streit entstanden ist.

§ 1209

Ein grobes versehen heisset den bock zum gärt-
ner sezen. Vom nuzen der zigen zeuget das
sprüchwort: zigen-mist, und tauben-mist, läst den
bauer wie er ist. Sonst saget man auch: sie ha-
ben das fett inwendig als wie die zigen. Halte
mit der geise! morgen ist der markt. Der wonet
auf dem geisen-markte. Ein grindiger (stinkigter)
bock ist einer güldenen zigen wert, Pistorius
cent. II par. 95. Der schwanz darf der zigen

nicht
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von den zigen.
laͤſen; geſtalt die zige ein gefraͤſſig thier ſey. Al-
lein die probe lehret das gegenteil. Nicht einmal
ein verſchnidtener bock der an einer ſtange unter
der krippe, woran ein ring iſt, gehet, iſt mit dem
heue zufriden.

§ 1207

Wenn man daher auch den armen zum beſtendie milch iſt
hizig. Wie
ſie zu geniſ-
ſen iſt?

die unterhaltung am ſeile ſie hinaus zu fuͤren, ver-
ſtatten wollte; ſo erfodert dennoch die zige viles
gras und reiſig. Daß ſolche aber ſo vile milch,
als eine mittelmaͤſige kuh gebe, wie Doͤbel ſ. 253
§ 7 ſchreibet, das bleibet dahin geſtellt. Die
milch iſt hizig, mithin fuͤr die, welche wallung des
gebluͤtes ſpuͤren, nicht rathſam; ſie wuͤrde dann
warm mit gewaͤrmeten Selteriſchen ſauerwaſſer
genoſſen. Sie ſind nicht ſo leicht zu erhalten,
ſind auch nicht ſo gefraͤßig, wie Doͤbel meinet.
Doch ſind die haͤute von den boͤcken gut; eben
diſe boͤcke ſind in den pferdeſtaͤllen nuͤzlich. Der
Gottfr. Aug. Hofmann am a. o. ſ. 155, des
IIten teiles, ſchlaͤget die kaͤſe nuzung fuͤr 1 thl. 8
auch 16 ggr. an.

§ 1208

Einen groſen Polniſchen bock mag iemand ein-mit einem
groſen Pol-
niſchen bock
kan man in
die kirche
ſaren.

ſpannen und zur kirche mitfaren, wie deshalber
zu Rochliz ſtreit entſtanden iſt.

§ 1209

Ein grobes verſehen heiſſet den bock zum gaͤrt-
ner ſezen. Vom nuzen der zigen zeuget das
ſpruͤchwort: zigen-miſt, und tauben-miſt, laͤſt den
bauer wie er iſt. Sonſt ſaget man auch: ſie ha-
ben das fett inwendig als wie die zigen. Halte
mit der geiſe! morgen iſt der markt. Der wonet
auf dem geiſen-markte. Ein grindiger (ſtinkigter)
bock iſt einer guͤldenen zigen wert, Piſtorius
cent. II par. 95. Der ſchwanz darf der zigen

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[505/0517] von den zigen. laͤſen; geſtalt die zige ein gefraͤſſig thier ſey. Al- lein die probe lehret das gegenteil. Nicht einmal ein verſchnidtener bock der an einer ſtange unter der krippe, woran ein ring iſt, gehet, iſt mit dem heue zufriden. § 1207 Wenn man daher auch den armen zum beſten die unterhaltung am ſeile ſie hinaus zu fuͤren, ver- ſtatten wollte; ſo erfodert dennoch die zige viles gras und reiſig. Daß ſolche aber ſo vile milch, als eine mittelmaͤſige kuh gebe, wie Doͤbel ſ. 253 § 7 ſchreibet, das bleibet dahin geſtellt. Die milch iſt hizig, mithin fuͤr die, welche wallung des gebluͤtes ſpuͤren, nicht rathſam; ſie wuͤrde dann warm mit gewaͤrmeten Selteriſchen ſauerwaſſer genoſſen. Sie ſind nicht ſo leicht zu erhalten, ſind auch nicht ſo gefraͤßig, wie Doͤbel meinet. Doch ſind die haͤute von den boͤcken gut; eben diſe boͤcke ſind in den pferdeſtaͤllen nuͤzlich. Der Gottfr. Aug. Hofmann am a. o. ſ. 155, des IIten teiles, ſchlaͤget die kaͤſe nuzung fuͤr 1 thl. 8 auch 16 ggr. an. die milch iſt hizig. Wie ſie zu geniſ- ſen iſt? § 1208 Einen groſen Polniſchen bock mag iemand ein- ſpannen und zur kirche mitfaren, wie deshalber zu Rochliz ſtreit entſtanden iſt. mit einem groſen Pol- niſchen bock kan man in die kirche ſaren. § 1209 Ein grobes verſehen heiſſet den bock zum gaͤrt- ner ſezen. Vom nuzen der zigen zeuget das ſpruͤchwort: zigen-miſt, und tauben-miſt, laͤſt den bauer wie er iſt. Sonſt ſaget man auch: ſie ha- ben das fett inwendig als wie die zigen. Halte mit der geiſe! morgen iſt der markt. Der wonet auf dem geiſen-markte. Ein grindiger (ſtinkigter) bock iſt einer guͤldenen zigen wert, Piſtorius cent. II par. 95. Der ſchwanz darf der zigen nicht J i 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/517>, abgerufen am 28.03.2024.