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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von der stadt- und dorf-flure.
Kraftlose und halb erstorbene bäume werden mit
alten tauben-miste geheilet, wenn zumal verrecktes
junges kleines vih, auch hüner bey die wurzel ge-
leget werden.

§ 1744

In Thüringen und Ober-Sachsen, werden diedie ufer und
wisen etc.
können mit
bäumen be-
sezet werden

ufer mit weiden und erlen, auch pappeln besezet,
nicht minder die wisen mit weiden bepflanzet.
Dises kan ein ieder eigentümer auf seinen zugehö-
rigen gütern tun. Jedoch wollte die stadt B ...
in Thüringen wegen des Schwarza baches nicht
leiden; in betracht bei flute-zeiten ire felder zu sehr
überschwemmet, wenn diser bach auf der einen
seite ein befestigtes hohes ufer hätte. Die regel
gilt hir: der grose privat-nuz gehet den kleinen öf-
fentlichen vor: oder mein groser nuz dringet des
andern nuzbarkeit vor, George Engelbrecht im
compendio iurisprudentiae lib. XLIII tit. XIII
§ 56 s. 676, wofern aber einer gegen über weiden
pflanzet, die ins wasser hängen; so geschihet es
dadurch, daß sie den strom an das disseitige ufer
treiben, und ein wegreissen auf diser seite verursa-
chen. Daher solche ins wasser hangende weiden
weggeschaffet werden müssen.

§ 1745

Inhalts der bemeldten F. H. Casselischenverordnun-
gen wegen
des baum-
pflanzens.

baumpflanz-ordnung § XIIII s. 8 soll keinem in
den landstädten, oder dorfschaften das bürger-
beisaß- oder einfarts-recht mitgeteilet werden, er
habe dann zuvörderst wenigstens 5 junge obstbäu-
me auf seinem eigentümlichen, oder in mangel des-
sen, auf der gemeine grunde 5 eichen, büchen,
hainbüchen, pappelbäume, eschen und dergleichen
in die gemeine waldung, oder häcken gepflanzet;
die sich verheiratende bürger und bauern aber sol-
len, wenn sie sich im winter und frülinge verhei-

raten,

von der ſtadt- und dorf-flure.
Kraftloſe und halb erſtorbene baͤume werden mit
alten tauben-miſte geheilet, wenn zumal verrecktes
junges kleines vih, auch huͤner bey die wurzel ge-
leget werden.

§ 1744

In Thuͤringen und Ober-Sachſen, werden diedie ufer und
wiſen ꝛc.
koͤnnen mit
baͤumen be-
ſezet werden

ufer mit weiden und erlen, auch pappeln beſezet,
nicht minder die wiſen mit weiden bepflanzet.
Diſes kan ein ieder eigentuͤmer auf ſeinen zugehoͤ-
rigen guͤtern tun. Jedoch wollte die ſtadt B …
in Thuͤringen wegen des Schwarza baches nicht
leiden; in betracht bei flute-zeiten ire felder zu ſehr
uͤberſchwemmet, wenn diſer bach auf der einen
ſeite ein befeſtigtes hohes ufer haͤtte. Die regel
gilt hir: der groſe privat-nuz gehet den kleinen oͤf-
fentlichen vor: oder mein groſer nuz dringet des
andern nuzbarkeit vor, George Engelbrecht im
compendio iurisprudentiae lib. XLIII tit. XIII
§ 56 ſ. 676, wofern aber einer gegen uͤber weiden
pflanzet, die ins waſſer haͤngen; ſo geſchihet es
dadurch, daß ſie den ſtrom an das diſſeitige ufer
treiben, und ein wegreiſſen auf diſer ſeite verurſa-
chen. Daher ſolche ins waſſer hangende weiden
weggeſchaffet werden muͤſſen.

§ 1745

Inhalts der bemeldten F. H. Caſſeliſchenverordnun-
gen wegen
des baum-
pflanzens.

baumpflanz-ordnung § XIIII ſ. 8 ſoll keinem in
den landſtaͤdten, oder dorfſchaften das buͤrger-
beiſaß- oder einfarts-recht mitgeteilet werden, er
habe dann zuvoͤrderſt wenigſtens 5 junge obſtbaͤu-
me auf ſeinem eigentuͤmlichen, oder in mangel deſ-
ſen, auf der gemeine grunde 5 eichen, buͤchen,
hainbuͤchen, pappelbaͤume, eſchen und dergleichen
in die gemeine waldung, oder haͤcken gepflanzet;
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len, wenn ſie ſich im winter und fruͤlinge verhei-

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[701/0713] von der ſtadt- und dorf-flure. Kraftloſe und halb erſtorbene baͤume werden mit alten tauben-miſte geheilet, wenn zumal verrecktes junges kleines vih, auch huͤner bey die wurzel ge- leget werden. § 1744 In Thuͤringen und Ober-Sachſen, werden die ufer mit weiden und erlen, auch pappeln beſezet, nicht minder die wiſen mit weiden bepflanzet. Diſes kan ein ieder eigentuͤmer auf ſeinen zugehoͤ- rigen guͤtern tun. Jedoch wollte die ſtadt B … in Thuͤringen wegen des Schwarza baches nicht leiden; in betracht bei flute-zeiten ire felder zu ſehr uͤberſchwemmet, wenn diſer bach auf der einen ſeite ein befeſtigtes hohes ufer haͤtte. Die regel gilt hir: der groſe privat-nuz gehet den kleinen oͤf- fentlichen vor: oder mein groſer nuz dringet des andern nuzbarkeit vor, George Engelbrecht im compendio iurisprudentiae lib. XLIII tit. XIII § 56 ſ. 676, wofern aber einer gegen uͤber weiden pflanzet, die ins waſſer haͤngen; ſo geſchihet es dadurch, daß ſie den ſtrom an das diſſeitige ufer treiben, und ein wegreiſſen auf diſer ſeite verurſa- chen. Daher ſolche ins waſſer hangende weiden weggeſchaffet werden muͤſſen. die ufer und wiſen ꝛc. koͤnnen mit baͤumen be- ſezet werden § 1745 Inhalts der bemeldten F. H. Caſſeliſchen baumpflanz-ordnung § XIIII ſ. 8 ſoll keinem in den landſtaͤdten, oder dorfſchaften das buͤrger- beiſaß- oder einfarts-recht mitgeteilet werden, er habe dann zuvoͤrderſt wenigſtens 5 junge obſtbaͤu- me auf ſeinem eigentuͤmlichen, oder in mangel deſ- ſen, auf der gemeine grunde 5 eichen, buͤchen, hainbuͤchen, pappelbaͤume, eſchen und dergleichen in die gemeine waldung, oder haͤcken gepflanzet; die ſich verheiratende buͤrger und bauern aber ſol- len, wenn ſie ſich im winter und fruͤlinge verhei- raten, verordnun- gen wegen des baum- pflanzens.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/713>, abgerufen am 20.04.2024.