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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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XXIX. haubtst. vom adelstande,
ministerialibus, Riccius vom landsäßigen adel
in Teutschland, cap. II, § 1 s. 10 fg.

§ 147
unter den
adel gehö-
ret der her-
tenstand.

Unter dem adel wurde der herrenstand begrif-
fen, darin der kaiser, die fürsten, grafen, auch
unmittelbare reichsherren sich befanden, welche
letztere entweder nun den grafen-titel angenommen
haben, z. e. die edele herren zur Lippe, die herren
Reusen, die herren von Schönburg etc. und siz und
stimme auf dem reichstage führen, oder deren häu-
ser ausgestorben sind.

§ 148
aus den
reichsher-
ren sind die
fürnehm-
sten reichs-
stände ent-
standen.

Aus diesen Reichsherren waren die fürnehmste
der reichsstände entsprossen, wie selbige unter den
herzoglichen, pfalzgräflichen, landgräflichen,
markgräflichen und gräflichen würden annoch be-
kant sind. Dergleichen Reichsherren waren den
würcklichen grafen am stande und nach der geburt
gleich. Sie hatten, wie der herr Reichshofrath
von Senckenberg in den anfangsgründen der
Teutschen gemeinen rechtsgelehrsamkeit s. 34 ganz
wohl beobachtet hat, mit dem heutigen nidern
adel gar keine gemeinschaft, ausgenommen im
soldatenwesen und bei den turniren, sondern sie
waren die officiers von der reiterei; hingegen gabe
der nidere, oder heutige adel die gemeinen reiter
ab. Die stärcke der Teutschen kriegesmacht be-
stunde in der reiterei. Darzu nahme man keine
unadlichen Bürger, noch weniger blose bauern.
Die unadlichen bürger und die bauern brauchte
man im nothfalle nur zu belagerungen, und an-
dern diensten bey dem heerzuge, oder wenn ein all-
gemeines aufgebot geschahe, sihe die fortgesetzten
merckwürdigkeiten zur erläuterung der bran-
denburgischen histori
, s. 69.

§ 149

XXIX. haubtſt. vom adelſtande,
miniſterialibus, Riccius vom landſaͤßigen adel
in Teutſchland, cap. II, § 1 ſ. 10 fg.

§ 147
unter den
adel gehoͤ-
ret der her-
tenſtand.

Unter dem adel wurde der herrenſtand begrif-
fen, darin der kaiſer, die fuͤrſten, grafen, auch
unmittelbare reichsherren ſich befanden, welche
letztere entweder nun den grafen-titel angenommen
haben, z. e. die edele herren zur Lippe, die herren
Reuſen, die herren von Schoͤnburg ꝛc. und ſiz und
ſtimme auf dem reichstage fuͤhren, oder deren haͤu-
ſer ausgeſtorben ſind.

§ 148
aus den
reichsher-
ren ſind die
fuͤrnehm-
ſten reichs-
ſtaͤnde ent-
ſtanden.

Aus dieſen Reichsherren waren die fuͤrnehmſte
der reichsſtaͤnde entſproſſen, wie ſelbige unter den
herzoglichen, pfalzgraͤflichen, landgraͤflichen,
markgraͤflichen und graͤflichen wuͤrden annoch be-
kant ſind. Dergleichen Reichsherren waren den
wuͤrcklichen grafen am ſtande und nach der geburt
gleich. Sie hatten, wie der herr Reichshofrath
von Senckenberg in den anfangsgruͤnden der
Teutſchen gemeinen rechtsgelehrſamkeit ſ. 34 ganz
wohl beobachtet hat, mit dem heutigen nidern
adel gar keine gemeinſchaft, ausgenommen im
ſoldatenweſen und bei den turniren, ſondern ſie
waren die officiers von der reiterei; hingegen gabe
der nidere, oder heutige adel die gemeinen reiter
ab. Die ſtaͤrcke der Teutſchen kriegesmacht be-
ſtunde in der reiterei. Darzu nahme man keine
unadlichen Buͤrger, noch weniger bloſe bauern.
Die unadlichen buͤrger und die bauern brauchte
man im nothfalle nur zu belagerungen, und an-
dern dienſten bey dem heerzuge, oder wenn ein all-
gemeines aufgebot geſchahe, ſihe die fortgeſetzten
merckwuͤrdigkeiten zur erlaͤuterung der bran-
denburgiſchen hiſtori
, ſ. 69.

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[62/0072] XXIX. haubtſt. vom adelſtande, miniſterialibus, Riccius vom landſaͤßigen adel in Teutſchland, cap. II, § 1 ſ. 10 fg. § 147 Unter dem adel wurde der herrenſtand begrif- fen, darin der kaiſer, die fuͤrſten, grafen, auch unmittelbare reichsherren ſich befanden, welche letztere entweder nun den grafen-titel angenommen haben, z. e. die edele herren zur Lippe, die herren Reuſen, die herren von Schoͤnburg ꝛc. und ſiz und ſtimme auf dem reichstage fuͤhren, oder deren haͤu- ſer ausgeſtorben ſind. § 148 Aus dieſen Reichsherren waren die fuͤrnehmſte der reichsſtaͤnde entſproſſen, wie ſelbige unter den herzoglichen, pfalzgraͤflichen, landgraͤflichen, markgraͤflichen und graͤflichen wuͤrden annoch be- kant ſind. Dergleichen Reichsherren waren den wuͤrcklichen grafen am ſtande und nach der geburt gleich. Sie hatten, wie der herr Reichshofrath von Senckenberg in den anfangsgruͤnden der Teutſchen gemeinen rechtsgelehrſamkeit ſ. 34 ganz wohl beobachtet hat, mit dem heutigen nidern adel gar keine gemeinſchaft, ausgenommen im ſoldatenweſen und bei den turniren, ſondern ſie waren die officiers von der reiterei; hingegen gabe der nidere, oder heutige adel die gemeinen reiter ab. Die ſtaͤrcke der Teutſchen kriegesmacht be- ſtunde in der reiterei. Darzu nahme man keine unadlichen Buͤrger, noch weniger bloſe bauern. Die unadlichen buͤrger und die bauern brauchte man im nothfalle nur zu belagerungen, und an- dern dienſten bey dem heerzuge, oder wenn ein all- gemeines aufgebot geſchahe, ſihe die fortgeſetzten merckwuͤrdigkeiten zur erlaͤuterung der bran- denburgiſchen hiſtori, ſ. 69. § 149

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/72>, abgerufen am 24.04.2024.