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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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L haubtstück von den
§ 2008
das winkel-
recht.

Das winkelrecht bedeutet den ganzen raum zwi-
schen meinem und des nachbars hause zu nuzen.
Es heisset auch die linke oder gelänge, Eisena-
chische
statuten, im IIIten teile, art. 4. Sihe
Peter Mullern de interstitio praediorum, 4.
Eben dises wird in Sachsen von einer schlippen be-
haubtet.

§ 2009
wie fern ei-
ne heimlich-
keit erlau-
bet,

Im winkel darf ich keine heimlichkeit bauen,
wenn sie nicht 3 fuse von des nachbars wand ab-
stehet. Dafern ich aber des nachbars grund da-
mit berüren will; muß ich eine dinstbarkeit darzu
haben; doch darf dem nachbar durch die nässe,
den unrat und gestank kein schaden an dem seini-
gen zugefüget werden, und solcher ihm nicht zur
last fallen, sondern er muß stank-rören in die luft
füren. Sihe meine disp. de abusu rerum merae
facultatis,
von Leyser spec. 107, med. 4,
St[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]yk de iure sensuum disp. 5. cap. 3, reper-
torium iur. priuati I.
s. 541. fgg, von Berger
am a. o. s. 313. Eben solche beschaffenheit hat es
auch mit den backofen, und schweinkoben. Sonst
ist der winkel im zweifel gemeinschaftlich zwischen
den häusern, welche er unterscheidet. Die poli-
cei sihet zu, daß bei erbauung neuer häuser die
maurer und zimmerleute sorgen, damit zur dach-
traufe, oder winkel-rechte zwischen einem ieden ge-
bäude der zwischen-raum dreie werkschuhe ausma-
che, damit die traufe auf eines ieden grund falle.
Werden brand-mauern zwischen den häusern auf-
gefüret; so hält man solche für gemeinschaftliche.
Ein ieder lässet auf seiner seite hölungen zum
schränken fertigen, welche zu Frankfurt am Mai-
ne matzlöcher heissen. Es mögen sich auch die
nachbaren vereinigen, daß mein matzloch bis

ans
L haubtſtuͤck von den
§ 2008
das winkel-
recht.

Das winkelrecht bedeutet den ganzen raum zwi-
ſchen meinem und des nachbars hauſe zu nuzen.
Es heiſſet auch die linke oder gelaͤnge, Eiſena-
chiſche
ſtatuten, im IIIten teile, art. 4. Sihe
Peter Mullern de interſtitio praediorum, 4.
Eben diſes wird in Sachſen von einer ſchlippen be-
haubtet.

§ 2009
wie fern ei-
ne heimlich-
keit erlau-
bet,

Im winkel darf ich keine heimlichkeit bauen,
wenn ſie nicht 3 fuſe von des nachbars wand ab-
ſtehet. Dafern ich aber des nachbars grund da-
mit beruͤren will; muß ich eine dinſtbarkeit darzu
haben; doch darf dem nachbar durch die naͤſſe,
den unrat und geſtank kein ſchaden an dem ſeini-
gen zugefuͤget werden, und ſolcher ihm nicht zur
laſt fallen, ſondern er muß ſtank-roͤren in die luft
fuͤren. Sihe meine diſp. de abuſu rerum merae
facultatis,
von Leyſer ſpec. 107, med. 4,
St[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]yk de iure ſenſuum diſp. 5. cap. 3, reper-
torium iur. priuati I.
ſ. 541. fgg, von Berger
am a. o. ſ. 313. Eben ſolche beſchaffenheit hat es
auch mit den backofen, und ſchweinkoben. Sonſt
iſt der winkel im zweifel gemeinſchaftlich zwiſchen
den haͤuſern, welche er unterſcheidet. Die poli-
cei ſihet zu, daß bei erbauung neuer haͤuſer die
maurer und zimmerleute ſorgen, damit zur dach-
traufe, oder winkel-rechte zwiſchen einem ieden ge-
baͤude der zwiſchen-raum dreie werkſchuhe ausma-
che, damit die traufe auf eines ieden grund falle.
Werden brand-mauern zwiſchen den haͤuſern auf-
gefuͤret; ſo haͤlt man ſolche fuͤr gemeinſchaftliche.
Ein ieder laͤſſet auf ſeiner ſeite hoͤlungen zum
ſchraͤnken fertigen, welche zu Frankfurt am Mai-
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[814/0826] L haubtſtuͤck von den § 2008 Das winkelrecht bedeutet den ganzen raum zwi- ſchen meinem und des nachbars hauſe zu nuzen. Es heiſſet auch die linke oder gelaͤnge, Eiſena- chiſche ſtatuten, im IIIten teile, art. 4. Sihe Peter Mullern de interſtitio praediorum, 4. Eben diſes wird in Sachſen von einer ſchlippen be- haubtet. § 2009 Im winkel darf ich keine heimlichkeit bauen, wenn ſie nicht 3 fuſe von des nachbars wand ab- ſtehet. Dafern ich aber des nachbars grund da- mit beruͤren will; muß ich eine dinſtbarkeit darzu haben; doch darf dem nachbar durch die naͤſſe, den unrat und geſtank kein ſchaden an dem ſeini- gen zugefuͤget werden, und ſolcher ihm nicht zur laſt fallen, ſondern er muß ſtank-roͤren in die luft fuͤren. Sihe meine diſp. de abuſu rerum merae facultatis, von Leyſer ſpec. 107, med. 4, St_yk de iure ſenſuum diſp. 5. cap. 3, reper- torium iur. priuati I. ſ. 541. fgg, von Berger am a. o. ſ. 313. Eben ſolche beſchaffenheit hat es auch mit den backofen, und ſchweinkoben. Sonſt iſt der winkel im zweifel gemeinſchaftlich zwiſchen den haͤuſern, welche er unterſcheidet. Die poli- cei ſihet zu, daß bei erbauung neuer haͤuſer die maurer und zimmerleute ſorgen, damit zur dach- traufe, oder winkel-rechte zwiſchen einem ieden ge- baͤude der zwiſchen-raum dreie werkſchuhe ausma- che, damit die traufe auf eines ieden grund falle. Werden brand-mauern zwiſchen den haͤuſern auf- gefuͤret; ſo haͤlt man ſolche fuͤr gemeinſchaftliche. Ein ieder laͤſſet auf ſeiner ſeite hoͤlungen zum ſchraͤnken fertigen, welche zu Frankfurt am Mai- ne matzloͤcher heiſſen. Es moͤgen ſich auch die nachbaren vereinigen, daß mein matzloch bis ans

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/826>, abgerufen am 25.04.2024.