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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LVI haubtstück
Dieweil es nun harpaxen gibet, die im stärkesten
guß-regen nach der wässerung eilen, um das fette
stadt- oder dorf-regen-wasser auf das ihrige zu lei-
ten, so entstehet deshalber streit, der eine versto-
pfet dem andern seinen wässerungs-fluß, und lei-
tet es aufs seinige, sezet auch öfters des andern
darzwischen ligenden garten, oder besäeten acker
unter wasser, welches doch unrecht ist. Daher
nimand
darf durchs
wässern dem
andern scha-
den zufü-
gen.
nimand durchs wässern den andern schaden zufü-
gen darf. So dann wird unter den nachbaren
eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger
hat montages vormittages die dorf wässerung;
der zweite anliger des nachmittages, und so fort
an; so wird ihnen die wässerung tageweise zu-
geteilet.

§ 2244
die vertai-
diger der
wässerung
mit dem
schnee-was-
ser werden
namhaft
gemachet.

Die Nordländer halten sehr viles auf die wäs-
serung, vermittels des schnee-wassers, auf den
wisen. Der bekannte arzt Thomas Bartholin
actorum medicor. Hafniens. I s. 66, und der
bischof Pantoppidan im versuche einer natürli-
chen histori von Norwegen I s. 181, preisen dise
schnee-wässerung sehr an, in betracht die fettigkeit
des schnees so vil, als eine halbe dünge wirke.
Der Erbachische arzt Klein de aere, aquis, lo-
cis agri Erbacensis
s. 41 bestärket dise schnee-
wassers-wässerung mit dem beispile der bauern in
der grasschaft Erbach.

§ 2245
wo ein
schöpf-rad
zu brauchen
ist?

Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver-
mittels des geschüzes eingelassene wasser wieder
abzulassen; so leistet ein schöpf-rad gute dinste.
Dises wird im flusse auf zwene kane (nachen)
geleget. Dises ergüsset das wasser in den behäl-
ter. Daraus leitet man das gewässer durch
schläuche, wohin man es haben will. Die ge-

stalt

LVI haubtſtuͤck
Dieweil es nun harpaxen gibet, die im ſtaͤrkeſten
guß-regen nach der waͤſſerung eilen, um das fette
ſtadt- oder dorf-regen-waſſer auf das ihrige zu lei-
ten, ſo entſtehet deshalber ſtreit, der eine verſto-
pfet dem andern ſeinen waͤſſerungs-fluß, und lei-
tet es aufs ſeinige, ſezet auch oͤfters des andern
darzwiſchen ligenden garten, oder beſaͤeten acker
unter waſſer, welches doch unrecht iſt. Daher
nimand
darf durchs
waͤſſern dem
andern ſcha-
den zufuͤ-
gen.
nimand durchs waͤſſern den andern ſchaden zufuͤ-
gen darf. So dann wird unter den nachbaren
eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger
hat montages vormittages die dorf waͤſſerung;
der zweite anliger des nachmittages, und ſo fort
an; ſo wird ihnen die waͤſſerung tageweiſe zu-
geteilet.

§ 2244
die vertai-
diger der
waͤſſerung
mit dem
ſchnee-waſ-
ſer werden
namhaft
gemachet.

Die Nordlaͤnder halten ſehr viles auf die waͤſ-
ſerung, vermittels des ſchnee-waſſers, auf den
wiſen. Der bekannte arzt Thomas Bartholin
actorum medicor. Hafnienſ. I ſ. 66, und der
biſchof Pantoppidan im verſuche einer natuͤrli-
chen hiſtori von Norwegen I ſ. 181, preiſen diſe
ſchnee-waͤſſerung ſehr an, in betracht die fettigkeit
des ſchnees ſo vil, als eine halbe duͤnge wirke.
Der Erbachiſche arzt Klein de aëre, aquis, lo-
cis agri Erbacenſis
ſ. 41 beſtaͤrket diſe ſchnee-
waſſers-waͤſſerung mit dem beiſpile der bauern in
der graſſchaft Erbach.

§ 2245
wo ein
ſchoͤpf-rad
zu brauchen
iſt?

Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver-
mittels des geſchuͤzes eingelaſſene waſſer wieder
abzulaſſen; ſo leiſtet ein ſchoͤpf-rad gute dinſte.
Diſes wird im fluſſe auf zwene kane (nachen)
geleget. Diſes erguͤſſet das waſſer in den behaͤl-
ter. Daraus leitet man das gewaͤſſer durch
ſchlaͤuche, wohin man es haben will. Die ge-

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[902/0914] LVI haubtſtuͤck Dieweil es nun harpaxen gibet, die im ſtaͤrkeſten guß-regen nach der waͤſſerung eilen, um das fette ſtadt- oder dorf-regen-waſſer auf das ihrige zu lei- ten, ſo entſtehet deshalber ſtreit, der eine verſto- pfet dem andern ſeinen waͤſſerungs-fluß, und lei- tet es aufs ſeinige, ſezet auch oͤfters des andern darzwiſchen ligenden garten, oder beſaͤeten acker unter waſſer, welches doch unrecht iſt. Daher nimand durchs waͤſſern den andern ſchaden zufuͤ- gen darf. So dann wird unter den nachbaren eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger hat montages vormittages die dorf waͤſſerung; der zweite anliger des nachmittages, und ſo fort an; ſo wird ihnen die waͤſſerung tageweiſe zu- geteilet. nimand darf durchs waͤſſern dem andern ſcha- den zufuͤ- gen. § 2244 Die Nordlaͤnder halten ſehr viles auf die waͤſ- ſerung, vermittels des ſchnee-waſſers, auf den wiſen. Der bekannte arzt Thomas Bartholin actorum medicor. Hafnienſ. I ſ. 66, und der biſchof Pantoppidan im verſuche einer natuͤrli- chen hiſtori von Norwegen I ſ. 181, preiſen diſe ſchnee-waͤſſerung ſehr an, in betracht die fettigkeit des ſchnees ſo vil, als eine halbe duͤnge wirke. Der Erbachiſche arzt Klein de aëre, aquis, lo- cis agri Erbacenſis ſ. 41 beſtaͤrket diſe ſchnee- waſſers-waͤſſerung mit dem beiſpile der bauern in der graſſchaft Erbach. § 2245 Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver- mittels des geſchuͤzes eingelaſſene waſſer wieder abzulaſſen; ſo leiſtet ein ſchoͤpf-rad gute dinſte. Diſes wird im fluſſe auf zwene kane (nachen) geleget. Diſes erguͤſſet das waſſer in den behaͤl- ter. Daraus leitet man das gewaͤſſer durch ſchlaͤuche, wohin man es haben will. Die ge- ſtalt

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/914>, abgerufen am 29.03.2024.