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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LVII haubtstück
floß-holz vermittels desselben in den strom zu schaf-
fen. Die täler sind die bequemsten zur anlegung
des floßteiches und grabens. Man rechnet ein
floßscheid 4 schuhe lang, und 6 zolle breit; mithin
tut die fläche 2 gevirte fuße. Dise bedürfen zum
schwimmen 2 cubic-schuhe wasser. Die klafter
ungefähr enthält 150 scheite. Dise bedürfen 300
cubic-fuße wassers. Silberschlages abhandelung
vom wasserbaue an strömen s. 186 fg.

§ 2304
des floßhol-
zes beschaf-
senheit.

Indessen ist das floßholz nur halbes holz, in-
dem das beste davon das wasser ausgesogen hat.
Daher wird zu Hanau nicht mehr geflöset, son-
dern das holz zu schiffe gebracht und herbei
gefaren.

§ 2305
wozu das
holz-maga-
zin dinet?

Ein holz-magazin dinet darzu, um dem unter-
tane das holz iederzeit in einem preise zu verschaf-
fen. Der vorige kluge könig in Sardinien fand,
daß die bauern das in die stadt gefarne holz nach
gefallen steigerten. Disem unwesen abzuhelfen,
lise er ein holz-magazin anlegen.

§ 2306
bei den uni-
versitäts-
städten ist
solches nüz-
lich.

Bei den universitäts-städten ist ein holz-maga-
zin nüzlich; anerwogen der student weder allezeit
mit gelte zum holzkaufe nicht versehen ist, noch öf-
ters an den vorrat gedenket, noch iederzeit den
plaz findet, sein winterholz sicher aufzubewaren.

§ 2307
von der
Wirtenber-
gischen
holzrutsche.

Oberhalb Urach im Wirtenbergischen wird in
der hintern Alb eine grose menge holzes gefället,
und in scheite gespalten, sodann in die rutsche ge-
bracht. Dise ist ein eiserner canal, oder eine
röre, welche über 900 schuhe in die länge hat.
Das holz schüsset also in einer glatten und ganz
bedeckten ausholung von einem steilen und hohen

berge

LVII haubtſtuͤck
floß-holz vermittels deſſelben in den ſtrom zu ſchaf-
fen. Die taͤler ſind die bequemſten zur anlegung
des floßteiches und grabens. Man rechnet ein
floßſcheid 4 ſchuhe lang, und 6 zolle breit; mithin
tut die flaͤche 2 gevirte fuße. Diſe beduͤrfen zum
ſchwimmen 2 cubic-ſchuhe waſſer. Die klafter
ungefaͤhr enthaͤlt 150 ſcheite. Diſe beduͤrfen 300
cubic-fuße waſſers. Silberſchlages abhandelung
vom waſſerbaue an ſtroͤmen ſ. 186 fg.

§ 2304
des floßhol-
zes beſchaf-
ſenheit.

Indeſſen iſt das floßholz nur halbes holz, in-
dem das beſte davon das waſſer ausgeſogen hat.
Daher wird zu Hanau nicht mehr gefloͤſet, ſon-
dern das holz zu ſchiffe gebracht und herbei
gefaren.

§ 2305
wozu das
holz-maga-
zin dinet?

Ein holz-magazin dinet darzu, um dem unter-
tane das holz iederzeit in einem preiſe zu verſchaf-
fen. Der vorige kluge koͤnig in Sardinien fand,
daß die bauern das in die ſtadt gefarne holz nach
gefallen ſteigerten. Diſem unweſen abzuhelfen,
liſe er ein holz-magazin anlegen.

§ 2306
bei den uni-
verſitaͤts-
ſtaͤdten iſt
ſolches nuͤz-
lich.

Bei den univerſitaͤts-ſtaͤdten iſt ein holz-maga-
zin nuͤzlich; anerwogen der ſtudent weder allezeit
mit gelte zum holzkaufe nicht verſehen iſt, noch oͤf-
ters an den vorrat gedenket, noch iederzeit den
plaz findet, ſein winterholz ſicher aufzubewaren.

§ 2307
von der
Wirtenber-
giſchen
holzrutſche.

Oberhalb Urach im Wirtenbergiſchen wird in
der hintern Alb eine groſe menge holzes gefaͤllet,
und in ſcheite geſpalten, ſodann in die rutſche ge-
bracht. Diſe iſt ein eiſerner canal, oder eine
roͤre, welche uͤber 900 ſchuhe in die laͤnge hat.
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bedeckten ausholung von einem ſteilen und hohen

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[924/0936] LVII haubtſtuͤck floß-holz vermittels deſſelben in den ſtrom zu ſchaf- fen. Die taͤler ſind die bequemſten zur anlegung des floßteiches und grabens. Man rechnet ein floßſcheid 4 ſchuhe lang, und 6 zolle breit; mithin tut die flaͤche 2 gevirte fuße. Diſe beduͤrfen zum ſchwimmen 2 cubic-ſchuhe waſſer. Die klafter ungefaͤhr enthaͤlt 150 ſcheite. Diſe beduͤrfen 300 cubic-fuße waſſers. Silberſchlages abhandelung vom waſſerbaue an ſtroͤmen ſ. 186 fg. § 2304 Indeſſen iſt das floßholz nur halbes holz, in- dem das beſte davon das waſſer ausgeſogen hat. Daher wird zu Hanau nicht mehr gefloͤſet, ſon- dern das holz zu ſchiffe gebracht und herbei gefaren. § 2305 Ein holz-magazin dinet darzu, um dem unter- tane das holz iederzeit in einem preiſe zu verſchaf- fen. Der vorige kluge koͤnig in Sardinien fand, daß die bauern das in die ſtadt gefarne holz nach gefallen ſteigerten. Diſem unweſen abzuhelfen, liſe er ein holz-magazin anlegen. § 2306 Bei den univerſitaͤts-ſtaͤdten iſt ein holz-maga- zin nuͤzlich; anerwogen der ſtudent weder allezeit mit gelte zum holzkaufe nicht verſehen iſt, noch oͤf- ters an den vorrat gedenket, noch iederzeit den plaz findet, ſein winterholz ſicher aufzubewaren. § 2307 Oberhalb Urach im Wirtenbergiſchen wird in der hintern Alb eine groſe menge holzes gefaͤllet, und in ſcheite geſpalten, ſodann in die rutſche ge- bracht. Diſe iſt ein eiſerner canal, oder eine roͤre, welche uͤber 900 ſchuhe in die laͤnge hat. Das holz ſchuͤſſet alſo in einer glatten und ganz bedeckten ausholung von einem ſteilen und hohen berge

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 924. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/936>, abgerufen am 29.03.2024.