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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LX haubtstück
tende kunst-widrig zu werke gehe, so darf er dises
nicht öffentlich sagen, sondern er lässet nur den
andern, oder den dritten mül verständigen die pro-
be machen, und verzeichnet dise zum protocole.
Das nötigste ist ein abriß vom flusse, der lage der
streitenden mülen, und der wehre.

§ 2402
wie der
wehr-streit
zu beendi-
gen ist?

Allermassen nun die fortdaurung des müllers-
haders fürnämlich auf die unwissenheit der so ge-
nannten mülen-verständigen sich gründet, so sendet
der commissar- oder beamte an einen der sache ge-
wachsenen erfarnen mathematiker, z. e. man er-
bittet sich des herrn kammer-directors und ober-
salz-grebens, herrn Waizens, zu Cassel, beden-
ken aus. Darauf bekömmt der hader ein loch,
und die streitsache wird darnach eingerichtet.

§ 2403
was der
richter bei
berichti-
gung dessel-
ben zu beob-
achten hat?

Bei der berichtigung der wehre-hader hat der
richter zu beobachten: daß die besichtigung der
mülen-verständigen zu zweien malen geschehe, und
zwar zur halben flut-zeit und wenn das wasser
seichte ist (zur hägen-zeit), die häge-pfälen, was-
ser-betten und die wehre sind zu besichtigen. Wie
vile schuhe wehres diser, oder jener müller zu halten
habe, z. e. dem unter-müller sind fünf schuhe am
wehre abzunemen, folglich sey das wehr auf 50
schuhe zu sezen. Wie bei der flut-zeit die müle
gehe? Ob sie nur blos mit dem flut-gange ma-
len könne? Ob die obere müle bei eben diser zeit
mit seinen zwenen mal- und einem öl-gange, wie
vorher malen könne? Ist dises, müssen bei der
untern müle zur probe alle gänge aufgezogen wer-
den, um die senkung des wassers bei der obern
müle zu erforschen. Findet sich, daß nach gerau-
mer zeit, bei der obern müle das wasser im ge-
ringsten sich nicht gesenket habe. Wie ist also zu

verab-

LX haubtſtuͤck
tende kunſt-widrig zu werke gehe, ſo darf er diſes
nicht oͤffentlich ſagen, ſondern er laͤſſet nur den
andern, oder den dritten muͤl verſtaͤndigen die pro-
be machen, und verzeichnet diſe zum protocole.
Das noͤtigſte iſt ein abriß vom fluſſe, der lage der
ſtreitenden muͤlen, und der wehre.

§ 2402
wie der
wehr-ſtreit
zu beendi-
gen iſt?

Allermaſſen nun die fortdaurung des muͤllers-
haders fuͤrnaͤmlich auf die unwiſſenheit der ſo ge-
nannten muͤlen-verſtaͤndigen ſich gruͤndet, ſo ſendet
der commiſſar- oder beamte an einen der ſache ge-
wachſenen erfarnen mathematiker, z. e. man er-
bittet ſich des herrn kammer-directors und ober-
ſalz-grebens, herrn Waizens, zu Caſſel, beden-
ken aus. Darauf bekoͤmmt der hader ein loch,
und die ſtreitſache wird darnach eingerichtet.

§ 2403
was der
richter bei
berichti-
gung deſſel-
ben zu beob-
achten hat?

Bei der berichtigung der wehre-hader hat der
richter zu beobachten: daß die beſichtigung der
muͤlen-verſtaͤndigen zu zweien malen geſchehe, und
zwar zur halben flut-zeit und wenn das waſſer
ſeichte iſt (zur haͤgen-zeit), die haͤge-pfaͤlen, waſ-
ſer-betten und die wehre ſind zu beſichtigen. Wie
vile ſchuhe wehres diſer, oder jener muͤller zu halten
habe, z. e. dem unter-muͤller ſind fuͤnf ſchuhe am
wehre abzunemen, folglich ſey das wehr auf 50
ſchuhe zu ſezen. Wie bei der flut-zeit die muͤle
gehe? Ob ſie nur blos mit dem flut-gange ma-
len koͤnne? Ob die obere muͤle bei eben diſer zeit
mit ſeinen zwenen mal- und einem oͤl-gange, wie
vorher malen koͤnne? Iſt diſes, muͤſſen bei der
untern muͤle zur probe alle gaͤnge aufgezogen wer-
den, um die ſenkung des waſſers bei der obern
muͤle zu erforſchen. Findet ſich, daß nach gerau-
mer zeit, bei der obern muͤle das waſſer im ge-
ringſten ſich nicht geſenket habe. Wie iſt alſo zu

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[958/0970] LX haubtſtuͤck tende kunſt-widrig zu werke gehe, ſo darf er diſes nicht oͤffentlich ſagen, ſondern er laͤſſet nur den andern, oder den dritten muͤl verſtaͤndigen die pro- be machen, und verzeichnet diſe zum protocole. Das noͤtigſte iſt ein abriß vom fluſſe, der lage der ſtreitenden muͤlen, und der wehre. § 2402 Allermaſſen nun die fortdaurung des muͤllers- haders fuͤrnaͤmlich auf die unwiſſenheit der ſo ge- nannten muͤlen-verſtaͤndigen ſich gruͤndet, ſo ſendet der commiſſar- oder beamte an einen der ſache ge- wachſenen erfarnen mathematiker, z. e. man er- bittet ſich des herrn kammer-directors und ober- ſalz-grebens, herrn Waizens, zu Caſſel, beden- ken aus. Darauf bekoͤmmt der hader ein loch, und die ſtreitſache wird darnach eingerichtet. § 2403 Bei der berichtigung der wehre-hader hat der richter zu beobachten: daß die beſichtigung der muͤlen-verſtaͤndigen zu zweien malen geſchehe, und zwar zur halben flut-zeit und wenn das waſſer ſeichte iſt (zur haͤgen-zeit), die haͤge-pfaͤlen, waſ- ſer-betten und die wehre ſind zu beſichtigen. Wie vile ſchuhe wehres diſer, oder jener muͤller zu halten habe, z. e. dem unter-muͤller ſind fuͤnf ſchuhe am wehre abzunemen, folglich ſey das wehr auf 50 ſchuhe zu ſezen. Wie bei der flut-zeit die muͤle gehe? Ob ſie nur blos mit dem flut-gange ma- len koͤnne? Ob die obere muͤle bei eben diſer zeit mit ſeinen zwenen mal- und einem oͤl-gange, wie vorher malen koͤnne? Iſt diſes, muͤſſen bei der untern muͤle zur probe alle gaͤnge aufgezogen wer- den, um die ſenkung des waſſers bei der obern muͤle zu erforſchen. Findet ſich, daß nach gerau- mer zeit, bei der obern muͤle das waſſer im ge- ringſten ſich nicht geſenket habe. Wie iſt alſo zu verab-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/970>, abgerufen am 29.03.2024.