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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LX haubtstück
§ 2412
der hader
desw[e]gen zu
Schweins-
berg,

Dises ist die kurze geschichte zweener müller zu
Schweinsberg an der Ohme, die kaum eine virtel-
stunde von einander wonen. Von einem jarhun-
derte her hadern dise leute. Kaum ist er entschi-
den; so zerbricht ein wehr, und dann lodert der
streit aus der asche, dabei auch über die öfnung
und verschlüßung der fache zum flut-zeiten gestrit-
ten wird. Der untere müller, wenn er mit der
flut-müle nicht malen kann, muß alle gefache öfnen.
Malet er aber auf der flut-müle, mögen die an-
dern dreie gefache verschlossen seyn. Bei mittel-
mäsigen und kleinen wassern dürfen nur 2 schuz-
breter vorgesezet werden.

§ 2413
entschei-
dung eines
streites über
das mülen-
wehr.

In sachen des tal-müllers zu Schweinsberg,
wider den Kur-Mainzischen brücken-müller bei der
Amöneburg, in betreff des im Hessen-Casselischen
belegenen brücken-mülen-wehres, erkannte die hi-
sige regirung 1740, daß solches 9 zolle ernidriget
werden solle, und anstatt, daß dises wehr 74 schuhe in
der länge ausmachete, dasselbe auf 50 fuße zu brin-
gen sey, bevorab es bei seichtem, oder nidrigem
wasser dennoch sechs zolle trucken lige.

§ 2414
der strom ist
rein zu hal-
ten. Vom
schuzbrete.

Die reinhaltung des stromes ist durchaus nicht
zu verabsäumen. Das bach-gras, und die ins
wasser vom ufer herunter hangende waiden tragen
zur stauchung der strombane viles bei. Das schuz-
brett muß seine bestimmte höhe haben, z. e. der fluß
ist 55 ellen weit, so ist das flut-bette 18 ellen weit,
und das schuzbrett 11/2 ellen lang und hoch.

§ 2415
wie die le-
gung des
fachbaumes
beschehen
soll?

Die legung des fachbaumes geschihet in gegen-
wart der oberkeit, der geschwornen gewerke, der
ober- und unter-müller bei vermeidung 500 fl. strafe.

Auf
LX haubtſtuͤck
§ 2412
der hader
desw[e]gen zu
Schweins-
berg,

Diſes iſt die kurze geſchichte zweener muͤller zu
Schweinsberg an der Ohme, die kaum eine virtel-
ſtunde von einander wonen. Von einem jarhun-
derte her hadern diſe leute. Kaum iſt er entſchi-
den; ſo zerbricht ein wehr, und dann lodert der
ſtreit aus der aſche, dabei auch uͤber die oͤfnung
und verſchluͤßung der fache zum flut-zeiten geſtrit-
ten wird. Der untere muͤller, wenn er mit der
flut-muͤle nicht malen kann, muß alle gefache oͤfnen.
Malet er aber auf der flut-muͤle, moͤgen die an-
dern dreie gefache verſchloſſen ſeyn. Bei mittel-
maͤſigen und kleinen waſſern duͤrfen nur 2 ſchuz-
breter vorgeſezet werden.

§ 2413
entſchei-
dung eines
ſtreites uͤber
das muͤlen-
wehr.

In ſachen des tal-muͤllers zu Schweinsberg,
wider den Kur-Mainziſchen bruͤcken-muͤller bei der
Amoͤneburg, in betreff des im Heſſen-Caſſeliſchen
belegenen bruͤcken-muͤlen-wehres, erkannte die hi-
ſige regirung 1740, daß ſolches 9 zolle ernidriget
werden ſolle, und anſtatt, daß diſes wehr 74 ſchuhe in
der laͤnge ausmachete, daſſelbe auf 50 fuße zu brin-
gen ſey, bevorab es bei ſeichtem, oder nidrigem
waſſer dennoch ſechs zolle trucken lige.

§ 2414
der ſtrom iſt
rein zu hal-
ten. Vom
ſchuzbrete.

Die reinhaltung des ſtromes iſt durchaus nicht
zu verabſaͤumen. Das bach-gras, und die ins
waſſer vom ufer herunter hangende waiden tragen
zur ſtauchung der ſtrombane viles bei. Das ſchuz-
brett muß ſeine beſtimmte hoͤhe haben, z. e. der fluß
iſt 55 ellen weit, ſo iſt das flut-bette 18 ellen weit,
und das ſchuzbrett 1½ ellen lang und hoch.

§ 2415
wie die le-
gung des
fachbaumes
beſchehen
ſoll?

Die legung des fachbaumes geſchihet in gegen-
wart der oberkeit, der geſchwornen gewerke, der
ober- und unter-muͤller bei vermeidung 500 fl. ſtrafe.

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[962/0974] LX haubtſtuͤck § 2412 Diſes iſt die kurze geſchichte zweener muͤller zu Schweinsberg an der Ohme, die kaum eine virtel- ſtunde von einander wonen. Von einem jarhun- derte her hadern diſe leute. Kaum iſt er entſchi- den; ſo zerbricht ein wehr, und dann lodert der ſtreit aus der aſche, dabei auch uͤber die oͤfnung und verſchluͤßung der fache zum flut-zeiten geſtrit- ten wird. Der untere muͤller, wenn er mit der flut-muͤle nicht malen kann, muß alle gefache oͤfnen. Malet er aber auf der flut-muͤle, moͤgen die an- dern dreie gefache verſchloſſen ſeyn. Bei mittel- maͤſigen und kleinen waſſern duͤrfen nur 2 ſchuz- breter vorgeſezet werden. § 2413 In ſachen des tal-muͤllers zu Schweinsberg, wider den Kur-Mainziſchen bruͤcken-muͤller bei der Amoͤneburg, in betreff des im Heſſen-Caſſeliſchen belegenen bruͤcken-muͤlen-wehres, erkannte die hi- ſige regirung 1740, daß ſolches 9 zolle ernidriget werden ſolle, und anſtatt, daß diſes wehr 74 ſchuhe in der laͤnge ausmachete, daſſelbe auf 50 fuße zu brin- gen ſey, bevorab es bei ſeichtem, oder nidrigem waſſer dennoch ſechs zolle trucken lige. § 2414 Die reinhaltung des ſtromes iſt durchaus nicht zu verabſaͤumen. Das bach-gras, und die ins waſſer vom ufer herunter hangende waiden tragen zur ſtauchung der ſtrombane viles bei. Das ſchuz- brett muß ſeine beſtimmte hoͤhe haben, z. e. der fluß iſt 55 ellen weit, ſo iſt das flut-bette 18 ellen weit, und das ſchuzbrett 1½ ellen lang und hoch. § 2415 Die legung des fachbaumes geſchihet in gegen- wart der oberkeit, der geſchwornen gewerke, der ober- und unter-muͤller bei vermeidung 500 fl. ſtrafe. Auf

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 962. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/974>, abgerufen am 29.03.2024.